Forschungsteam untersucht Therapiemöglichkeiten für COVID-19
Derzeit gibt es noch kein bestimmtes Medikament, mit dem sich die Coronavirus-Erkrankung (COVID-19) verhindern oder behandeln lässt. Doch weltweit erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, welche Wirkstoffe hierfür eingesetzt werden können. Auch ein Forschungsteam aus Süddeutschland untersucht Therapiemöglichkeiten für COVID-19.
In den vergangenen Wochen wurde immer wieder über Medikamente berichtet, die eine COVID-19-Behandlung ermöglichen könnten. So stellten Forschende aus Australien fest, dass ein Mittel, das bei Krätze eingesetzt wird, innerhalb von 48 Stunden die Vermehrung von SARS-CoV-2 Viren hemmen kann. Und Forschende aus Kanada identifizierten ein Präparat, das einen Schlüsselrezeptor blockiert, über den SARS-CoV-2 seine Wirte infiziert. Auch hierzulande werden Therapiemöglichkeiten für COVID-19 untersucht.
Untersuchungen zur Darreichungsform
Wie die Hochschule Biberach (HBC) in einer aktuellen Mitteilung schreibt, erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit und unter Hochdruck derzeit, welche Wirkstoffe zur Therapie von COVID-19 eingesetzt werden können.
Zu den Studien, die Aufschluss darüber geben sollen, wie die Coronavirus-Erkrankung therapiert werden kann, gehören auch Untersuchungen zur Darreichungsform, also die Frage, ob ein Medikament beispielsweise als Tablette oder als Tropfen verabreicht wird.
Eine Fragestellung, mit der sich auch Forschende der Fakultät Biotechnologie an der Hochschule Biberach (HBC) befassen – unter anderem in direktem Zusammenhang mit dem Coronavirus.
Darreichung von Antikörpern über die Atemwegsschleimhäute
Katharina Zimmermann, Professorin für Molekulare Pharmakologie und Biochemie, untersucht bereits seit vielen Jahren die spezifische Darreichung von Antikörpern über die Atemwegsschleimhäute. Gestartet hatte sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen Professorin Chrystelle Mavoungou sowie Professorin Annette Schafmeister mit Nasensprays.
Im Zusammenhang mit der Untersuchung von Therapiemöglichkeiten für neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) erforscht die HBC die gezielte Applikation von Wirkstoffen über die Nase ins Gehirn.
Inzwischen arbeitet die Projektgruppe an einer Art Pflaster (Patch); zunächst aber wurden Aerosole untersucht, um Antikörper in Nase und Lunge zu verteilen.
Schon 2017 veröffentlichte die Expertin dazu ein wissenschaftliches Paper: „A comprehensive screening platform for aerosolizable protein formulations for intranasal and pulmonary drug delivery“ – „Eine umfassende Screening-Plattform für Protein-Aerosolformulierung zur Darreichung in der Nase und in der Lunge“.
Verabreichung von Protein-Aerosolen im Rachenraum
„Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sind diese Untersuchungen wieder hochaktuell und sehr gefragt“, berichtet Frau Zimmermann. In den letzten Wochen gingen von anderen Wissenschaftlern und Pharmakonzernen Anfragen nach weiteren Details ihrer Forschung bei ihr ein.
Eine Verabreichung von Protein-Aerosolen im Rachenraum könnte für die Behandlung von COVID-19-Patientinnen und -Patienten von Bedeutung sein. Denn wenn es gelänge, die Infektion schon im Rachen einzudämmen, kann sich das Virus möglicherweise nicht so massiv auf die Lunge ausbreiten.
Ein Therapieansatz könnte also sein, gezielt spezifische Antikörper über Nase und Mund zu inhalieren, um eine notwendige Immunreaktion gegen den Erreger zu unterstützen. „Dafür ist die Beschaffenheit des Moleküls ebenso entscheidend wie die Art und Weise der Verabreichung“, sagt Zimmermann.
Hier könne das Biberacher Forschungsteam auf seine bisherigen Erfahrungen zurückgreifen, denn die Schleimhäute der oberen und unteren Atemwege des menschlichen Körpers seien sich sehr ähnlich.
Wirkstoffe für die bereits eine Zulassung vorliegt
Das Team von Professorin Zimmermann übersetzt daher seine Erkenntnisse aus der intranasalen Darreichung auf die Rachenschleimhaut, die Bronchien sowie die Lunge. Testungen dazu führen die Forschenden an der Hochschule Biberach an Geweberesten von Schlachtschweinen durch.
Laut der Mitteilung sei der Aufbau des Gewebes histologisch dem des Menschen sehr ähnlich; zudem können so Tierversuche vermieden werden, erklärt die Wissenschaftlerin. Zielsetzung sei es, Protein-Wirkstoffe zu verabreichen, für die bereits eine Zulassung vorliegt, so die Biochemikerin.
„Das spart Zeit – ein Faktor, der im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie eine zentrale Rolle spielt“, sagt Zimmermann. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hochschule Biberach (HBC): Forscher-Team der Hochschule Biberach untersucht Therapiemöglichkeiten für Covid-19 (Abruf: 18.04.2020), Hochschule Biberach (HBC)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.