COVID-19: Erste klinische Prüfung eines Impfstoffs in Deutschland genehmigt
Weltweit forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Impfstoffen gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2. In Deutschland wurde nun erstmals eine klinische Prüfung eines Impfstoffs genehmigt. Das Mittel wird an gesunden Freiwilligen getestet werden.
Mittlerweile haben sich weltweit mehrere Millionen Menschen mit dem neuen Coronavirus infiziert. Nicht nur die Erkrankungen selbst, sondern auch die mit der Pandemie einhergehenden Einschränkungen machen den Menschen zu schaffen. Fachleuten zufolge müsse die soziale Isolation aber etwa bis zum Jahr 2022 aufrecht erhalten werden, wenn nicht vorher eine Impfung gegen den Erreger zur Verfügung steht. Nun stehen in Deutschland erste Impfstoff-Tests am Menschen an.
Herausforderung kann gemeistert werden
Die Corona-Pandemie stellt die Menschen in Deutschland und weltweit vor eine so nie dagewesene Herausforderung. Trotzdem sind Fachleute überzeugt, dass diese Herausforderung gemeistert werden kann.
Wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) schreibt, kann die Gesellschaft auf die Forschung setzen. Forscherinnen und Forscher arbeiten hierzulande und weltweit unter Hochdruck.
Da geht es um die Entwicklung neuer Medikamente zur Behandlung der Erkrankung. Und es geht auch um die Entwicklung eines Impfstoffs. „Das ist natürlich das beste Mittel, um das Virus zurückzudrängen. Aber: Die Entwicklung eines Impfstoffs ist sehr zeitaufwendig“, schreibt das BMBF.
Doch nun kommen wir dem Mittel womöglich einen Schritt näher. Denn laut einer aktuellen Mitteilung hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, die erste klinische Prüfung eines Impfstoffs gegen COVID-19 in Deutschland genehmigt.
Zentrales Ziel der Bekämpfung des grassierenden Coronavirus
Wie das PEI erklärt, ist die Bereitstellung zugelassener sicherer und wirksamer COVID-19-Impfstoffe ein zentrales Ziel der Bekämpfung des grassierenden neuen SARS-Coronavirus-2 (SARS-CoV-2).
Erste klinische Prüfungen haben das Ziel, die generelle Verträglichkeit von Impfstoffkandidaten und ihre Fähigkeit zu ermitteln, eine spezifische Immunantwort gegen das Virus zu erzeugen.
Laut der Mitteilung unterstützt das für die Genehmigung klinischer Prüfungen sowie die Bewertung und Zulassung von Impfstoffen in Deutschland zuständige Paul-Ehrlich-Institut die COVID-19-Impfstoffentwicklung mit höchster Priorität.
Krankheit verhindern oder Verlauf abmildern
Bei dem nun zu testenden Impfstoffkandidaten des Mainzer Biotechnologieunternehmens BioNTech handelt es sich um einen sogenannten RNA-Impfstoff, der die genetische Information für den Bau des sogenannten Spikeproteins des CoV-2 oder Teilen davon in Form der Ribonukleinsäure (RNA) enthält.
Wie die Fachleute erläutern wird bei der Impfung mit einem RNA-Impfstoff die genetische Information für den Bau eines ungefährlichen Erregerbestandteils mittels Injektion beispielsweise in den Muskel verabreicht.
Die RNA wird in einige Körperzellen des geimpften Menschen aufgenommen. Diese Körperzellen nutzen die genetische Information der RNA zum Bau des Erregerbestandteils. Die so im geimpften Personen produzierten Erregerbestandteile sind nicht infektiös und lösen auch keine Erkrankung aus.
Das menschliche Immunsystem erkennt den fremden Erregerbestandteil und betrachtet die Zellen, die diesen Erregerbestandteil gebaut haben, als vermeintlich infizierte Zellen. Es baut eine schützende Immunantwort gegen das Virus auf, die im Falle einer Exposition die Infektion oder zumindest die Infektionskrankheit verhindert oder ihren Verlauf abmildert.
Klinische Prüfung an gesunden Teilnehmenden
Im genehmigten ersten Teil der klinischen Prüfung werden 200 gesunde Probandinnen und Probanden im Alter von 18 bis 55 Jahren mit jeweils einer von mehreren gering modifizierten Impfstoffvarianten geimpft.
Nach einer Wartezeit zur Beobachtung der Geimpften werden im zweiten Teil der klinischen Prüfung weitere Studienteilnehmende der gleichen Altersspanne geimpft.
Der zusätzliche Einschluss von Probandinnen und Probanden mit erhöhtem Infektionsrisiko oder mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung ist im zweiten Teil der klinischen Prüfung vorgesehen, für die vorab weitere Studiendaten eingereicht werden müssen.
Weitere Prüfungen in den kommenden Monaten möglich
Den Angaben zufolge werden in dem genehmigten Teil der klinischen Prüfung verschiedene Varianten des RNA-Impfstoffkandidaten geprüft. Neben der Verträglichkeit wird laut dem PEI die Fähigkeit zur Erzeugung einer Immunantwort auf SARS-CoV-2 nach Gabe einer bestimmten RNA-Menge (Dosis) untersucht (erste Dosisfindung).
Dabei werden unterschiedliche RNA-Typen und unterschiedliche Längen und Modifikationen des Spikeproteins getestet und der Einfluss einer zweiten Impfung geprüft.
Dies ist weltweit erst die vierte genehmigte Prüfung von präventiven, spezifischen COVID-19-Impfstoffkandidaten am Menschen. Angesichts der schwerwiegenden Folgen der COVID-19-Pandemie ist dies ein bedeutender Schritt, um einen wirksamen und sicheren COVID-19-Impfstoff möglichst zeitnah in Deutschland zu entwickeln und möglichst weltweit verfügbar zu machen, schreibt das PEI.
Die Fachleute des Paul-Ehrlich-Instituts gehen nach derzeitigem Erkenntnisstand davon aus, dass weitere klinische Prüfungen von COVID-19-Impfstoffkandidaten in Deutschland in den nächsten Monaten beginnen werden.
Für die Bekämpfung der Corona-Pandemie werden mehrere Impfstoffprodukte notwendig sein, um eine ausreichende Versorgung sicherzustellen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Paul-Ehrlich-Institut (PEI): Erste klinische Prüfung eines COVID-19-Impfstoffs in Deutschland genehmigt, (Abruf: 22.04.2020), Paul-Ehrlich-Institut (PEI)
- Bundesministerium für Bildung und Forschung: Corona: Das ist der Stand bei der Impfstoff-Entwicklung, (Abruf: 22.04.2020)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.