Coronavirus: Jede zweite Person fühlt sich im Corona-Lockdown gestresster
Erst kürzlich berichteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland über die teils schwerwiegenden Auswirkungen des Corona-Lockdowns. Die Untersuchung zeigte unter anderem Belege für eine deutliche mentale Belastung mit einem Anstieg von Stress. Auch in der Schweiz sorgt die Abriegelung dafür, dass viele Menschen gestresster sind.
In fast allen Ländern der Welt wurden Maßnahmen ergriffen, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus Sars-Cov-2 und die durch den neuartigen Erreger ausgelöste Krankheit COVID-19 einzudämmen. Diese Situation stellt eine besondere psychische Belastungssituation dar. Bei vielen Menschen sorgt der sogenannte Lockdown zunehmend für Stress – auch in der Schweiz.
Zunahme von schweren depressiven Symptomen
Laut einer aktuellen Mitteilung hat eine Umfrage der Universität Basel bei über 10.000 Personen aus der gesamten Schweiz ergeben, dass sich etwa die Hälfte der Befragten im Lockdown gestresster fühlt als vor der Coronakrise.
Zudem hat sich in der erhobenen Phase des Lockdowns die Häufigkeit von schweren depressiven Symptomen fast verdreifacht. Auf der anderen Seite nimmt bei einem Viertel der Befragten im Lockdown der Stress jedoch ab.
Die Forschenden haben auch Verhaltensweisen identifiziert, die dem Stress entgegenwirken können.
Umfrage drei Wochen nach Verkündung des Lockdowns
Den Angaben zufolge beziehen sich die Resultate auf den Erhebungszeitraum vom 6. bis 8. April 2020, also drei Wochen nach der Verkündung des Lockdowns. In diesem Zeitraum haben 10.472 Personen aus der gesamten Schweiz an der anonymen Online-Umfrage teilgenommen.
Wie in der Mitteilung erklärt wird, handelt es sich aufgrund der Art der Datenerhebung per Definition nicht um eine repräsentative Umfrage.
Die Population der Befragten bildet allerdings bezüglich soziodemographischer Merkmale ein breites Spektrum der Schweizer Bevölkerung ab. Sämtliche berichteten Zusammenhänge sind statistisch hoch signifikant.
Belastungen durch Einschränkungen
Fast die Hälfte der Befragten fühlen sich im Lockdown gestresster als vor der Coronakrise. Zu den Haupttreibern der Stresszunahme zählen Belastung durch Veränderungen bei der Arbeit und Ausbildung, Belastung durch das eingeschränkte Sozialleben sowie Belastung durch die Kinderbetreuung.
Laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern haben sich bei 57 Prozent der Befragten depressive Symptome verstärkt. Die Häufigkeit einer schweren depressiven Symptomatik hat sich sogar von 3,4 Prozent vor der Coronakrise auf 9,1 Prozent im Lockdown erhöht.
Erstaunlicherweise fühlen sich ganze 26 Prozent der Befragten während des Lockdowns weniger gestresst als vor der Krise, bei 24,4 Prozent gab es keinen Unterschied.
Den Angaben zufolge waren die Folgen des Corona-Lockdowns auf den Stress unabhängig von Geschlecht, Alter, Religiosität oder Bildung.
Geringerer Stressanstieg durch diese Verhaltensweisen
Die Forschenden konnten auch mehrere Verhaltensweisen identifizieren, die mit einem geringeren Stressanstieg zusammenhängen:
Körperliche Betätigung: sowohl intensive, wie Joggen als auch leichte, wie Spazierengehen
Sich vermehrt seinem Hobby oder einem neuen Projekt zuwenden
Nur selten (1-2 mal pro Tag) Corona-News konsumieren
Manche dieser Faktoren sind bereits aus früheren Interventionsstudien als stressreduzierend bekannt. Die neuen Daten zeigen nun, dass man diese Zusammenhänge auch in der Situation eines Pandemie-Lockdowns findet.
Die anonyme Online-Umfrage läuft weiter, um zu untersuchen, wie sich die Lockerungen des Lockdowns auf das psychische Befinden auswirken. Die bisherigen Ergebnisse sind hier zu finden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Basel: Jeder Zweite fühlt sich im Corona-Lockdown gestresster, (Abruf: 05.05.2020), Universität Basel
- Dominique de Quervain et al.: The Swiss Corona Stress Study; OSFPREPRINTS, (veröffentlicht: 24.04.2020), OSFPREPRINTS
- Universität Basel: Swiss Corona Stress Study, (Abruf: 05.05.2020), Universität Basel
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.