COVID-19: Mangelhafte Prävention von Corona-relevanten Vorerkrankungen
Es ist bekannt, dass COVID-19-Erkrankungen vor allem bei älteren Menschen sowie bei Patientinnen und Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen schwer verlaufen können. Laut Fachleuten hätten viele Corona-relevante Vorerkrankungen durch wirksame Prävention verhindert werden können.
Angesichts der vielen Menschen mit einem erhöhtem Risiko für einen schwerwiegenden COVID-19-Verlauf in Deutschland kritisiert das Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) in einer aktuellen Mitteilung die mangelhafte Prävention dieser Risikofaktoren hierzulande.
Bestimmte Vorerkrankungen erhöhen Risiko für schweren COVID-19-Verlauf
Erst kürzlich wurde aus Hamburg berichtet, dass dort bei allen obduzierten Corona-Toten Vorerkrankungen festgestellt wurden.
Krankheiten, die das Risiko für einen schweren Verlauf von der durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelösten Erkrankung COVID-19 erhöhen, sind laut dem Robert Koch-Institut (RKI) beispielsweise Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Erkrankungen des Atmungssystems, der Leber, der Niere, Krebserkrankungen oder auch Faktoren wie Adipositas und Rauchen.
Viele dieser Corona-relevanten Vorerkrankungen hätten durch wirksame Prävention verhindert werden können.
Chancen vieler Betroffener hätten erheblich verbessert werden können
„Diabetes, Herzerkrankungen und Tabakabhängigkeit sind alles Vorerkrankungen, die sich durch politische Maßnahmen verringern lassen“, so Professor Dr. med. Monika Kellerer, Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
„Doch die Bundesregierung hat hier jahrelang die Empfehlungen der WHO ignoriert. Auch deshalb sind nun mehr Menschen in Deutschland gefährdet, schwer an Covid-19 zu erkranken und zu sterben.“
Das Wissenschaftsbündnis DANK erkennt die großen Anstrengungen der Politik an, die Pandemie jetzt unter Kontrolle zu bringen.
„Aber frühere effektivere Maßnahmen, beispielsweise für eine gesunde Ernährung und zur Eindämmung der Adipositas und des Rauchens, hätten die Chancen vieler Betroffener erheblich verbessert“, erklärt Professor Dr. med. Martina de Zwaan, Vorstand der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG).
Empfehlung der WHO hierzulande unzureichend umgesetzt
Wie die Fachleute erläutern sind Vorerkrankungen neben dem Alter der Hauptrisikofaktor, an COVID-19 zu versterben. Die Studienlage nennt hier insbesondere Adipositas, Herzerkrankungen, chronisch obstruktive Lungenerkrankung und Diabetes, beziehungsweise die dadurch bedingten Folgeerkrankungen.
Zudem mehren sich die Hinweise, dass auch Raucher stärker gefährdet sind.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte ihren Mitgliedsländern konkrete Empfehlungen gegeben, wie sich diese Risikofaktoren durch politische Maßnahmen senken lassen. So wären beispielsweise 60 bis 80 Prozent der Diabetesfälle vermeidbar.
Doch Deutschland hat laut der DANK bisher viele solcher verhältnispräventiven Maßnahmen wie eine Steuer auf gezuckerte Produkte oder Werberegulierungen für Dickmacher verweigert.
Deutschland hinkt hinterher
„Deutschland hinkt in vielen Bereichen der Prävention hinterher“, so Kellerer. „Das rächt sich jetzt. Wir brauchen daher dringend auch eine Diskussion darüber, wie wir die Risiken für diese Vorerkrankungen dauerhaft senken können.“
Denn diese Krankheiten bergen auch ohne die Virus-Pandemie ein stark erhöhtes Risiko, vorzeitig zu versterben. Jeder fünfte Todesfall in Deutschland ist demnach mit einem Diabetes assoziiert. Und Adipositas (Fettleibigkeit) verkürzt je nach Schweregrad das Leben um bis zu zehn Jahre.
In Folge des Rauchens sterben jedes Jahr rund 121.000 Menschen. „Viele dieser vorzeitigen Todesfälle ließen sich durch effektive Tabakkontrollmaßnahmen verhindern wie das längst überfällige Verbot der Tabakaußenwerbung oder wiederholte, spürbare Tabaksteuererhöhungen“, erklärt Dr. Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).
Andere schwerwiegende Erkrankungen nicht vergessen
Vor diesem Hintergrund sorgt sich die DANK auch um die möglichen negativen Folgen der Corona-Beschränkungen auf die Gesundheit.
„Arbeitslosigkeit und Armut beispielsweise sind starke Risikofaktoren für viele Erkrankungen und auch für vorzeitiges Versterben“, erläutert de Zwaan „Wir müssen auch diese langfristigen Folgen für die Gesundheit beachten.“
Der Kampf gegen COVID-19 ist wichtig – doch dürfen andere, ebenfalls schwerwiegende und weit verbreitete Erkrankungen nicht vergessen werden.
„Auch Maßnahmen zur Eindämmung von Übergewicht, Diabetes, Bewegungsmangel und Rauchen retten viele Leben“, so Kellerer, „und sie sind weit weniger einschneidend.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK): Viele Corona-relevante Vorerkrankungen hätten durch wirksame Prävention verhindert werden können, (Abruf: 13.05.2020), Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)
- Robert Koch-Institut (RKI): Informationen und Hilfestellungen für Personen mit einem höheren Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf, (Abruf: 13.05.2020), Robert Koch-Institut (RKI)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.