Rückfall-Risiko bei hormonabhängigem Brustkrebs deutlich reduzierbar
Die Rückfallrate bei postmenopausalen, hormonrezeptorpositiven Brustkrebspatientinnen kann durch ein Osteoporose-Medikament deutlich reduziert werden, so das überraschende Ergebnis einer aktuellen Studie an der MedUni Wien. „Die zusätzliche Gabe eines monoklonalen Antikörpers (Wirkstoff Denosumab) zur adjuvanten Therapie mit Aromatasehemmern“ bei betroffenen Frauen habe eine Verringerung des Rückfallrisiko um 18 Prozent bewirkt, berichtet die MedUni von den Ergebnissen der Brustkrebsstudie ABCSG 18. So senkt der Wirkstoff nicht nur das Risiko von Knochenbrüchen bei Osteoporose, sondern führt auch zu einer erhöhten Überlebensrate bei den genannten Brustkrebspatientinnen.
Die überzeugende Wirkung von Denosumab bei Osteoporose wurde laut Angaben der MedUni Wien bereits Anfang Juni 2015 in dem Fachmagazin „The Lancet“ dargestellt. Der Wirkstoff habe bei therapieinduzierter Osteoporose das Risiko von Knochenbrüchen „um bemerkenswerte 50 Prozent“ reduziert – praktisch ohne unerfreuliche Nebenwirkungen.. Jetzt konnten die Wissenschaftler um Michael Gnant, stellvertretender Leiter des Comprehensive Cancer Center (CCC) und Präsident der Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group (ABCSG), nachweisen, dass Denosumab auch die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls bei hormonabhängigem Brustkrebs deutlich senkt. Die Forscher erwarten nach eigenen Angaben eine baldige Anpassung der klinischen Behandlung von postmenopausalem, hormonrezeptorpositivem Brustkrebs. Die Ergebnisse wurden auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS), einem der größten und wichtigsten Brustkrebskongresse der Welt, präsentiert, so die MedUni Wien weiter.
Signifikante Verringerung des Rückfallrisikos
Im Rahmen der placebo-kontrollierten Adjuvans-Studie ABCSG 18 untersuchten die Wissenschaftler anhand der Daten von 3.425 postmenopausalen Brustkrebspatientinnen, welche Wirkung Denosumab auf „das krankheitsfreie Überleben (disease-free survival, DFS)“ hat. Insgesamt zeigten im Zeitraum von vier Jahren 370 Patientinnen einen Rückfall, wobei die Zahl in der Placebo-Gruppe (203 Ereignisse) deutlich höher lag, als in der Denosumab-Gruppe(167 Fälle) Damit liegt die Reduktion der Rezidivrate von Brustkrebs über der statistischen Signifikanzgrenze, berichten die Forscher. „Dieses Ergebnis ist hoch erfreulich, zeigt es doch, dass adjuvantes Denosumab nicht nur Knochenbrüche halbiert, sondern auch die Rezidivrate von Brustkrebs verringert“, so Michael Gnant weiter. Seit langem träume die Medizin davon, „über eine Veränderung des Microenvironments die Heilungsrate günstig zu beeinflussen“, und mit ABCSG 18 gelinge dies ein weiteres Mal, betont der Studienleiter.
Anpassung der Therapie erwartet
Manche Patientinnen haben laut Aussage der Wissenschaftler besonders deutlich von dem Einsatz des Wirkstoffs Denosumab begleitend zur üblichen Aromatase-Inhibitor-Therapie profitiert. So habe sich vor allem bei Tumoren über zwei Zentimeter Größe und bei frühzeitigem Behandlungsbeginn sowie bei Tumoren mit besonders hoher Rezeptordichte ein klar signifikantes Ergebnis gezeigt. Angesichts der aktuellen Erkenntnisse sei nun eine baldige Änderung in der klinischen Praxis zu erwarten. Denosumab weise kaum Nebenwirkungen auf und stehe „in der Adjuvanstherapie insgesamt über den Bisphosphonaten“, weshalb der Wirkstoff nach Auffassung von Michael Gnant „allen postmenopausalen, hormonrezeptorpositiven Brustkrebspatientinnen angeboten werden“ sollte. Von den Bisphosphonaten, die ebenfalls zur Behandlung von Osteoporose eingesetzt werden, sei bekannt, dass sie positiven Einfluss auf das krankheitsfreie Überleben bei Brustkrebspatientinnen haben können. Denosumab wirke ähnlich wie die Bisphosphonate, habe jedoch bei stärkerer Wirksamkeit eine geringere Toxizität und könne sehr einfach als Injektion unter die Haut gegeben werden (60mg zwei Mal pro Jahr subkutan), erläutert die MedUni Wien. (fp)
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