Wo ist die Kritik an den Corona-Maßnahmen am größten?
Obwohl eine Mehrheit der Bevölkerung die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise befürwortet, gab es auch hierzulande durchaus Kritik an dem Lock-Down. Was hinter dieser Kritik steckt und wie stark die Kritik in verschiedenen Staaten ausfiel, haben Professor Marc Oliver Rieger von der Universität Trier und die Professorin Mei Wang von der WHU – Otto-Beisheim-School of Management untersucht.
Die Zufriedenheit mit den Corona-Maßnahmen fällt international äußerst unterschiedlich aus. Kritik an den Maßnahmen kann dabei in beide Richtungen gehen: „die einen bemängeln zu harte Eingriffe, andere beklagen unzureichende Maßnahmen“, berichtet die Universität Trier. Insbesondere die Kritik an zu harten Einschnitten werde oftmals begleitet von Verschwörungstheorien.
Weltweite Umfrage
Das Forschungsteam hat die Daten einer weltweiten Umfrage ausgewertet, die zwischen dem 20. März und dem 22. April 2020 mit mehr als 100.000 Teilnehmenden durchgeführt wurde. Anhand der Daten versuchten Prof. Wang und Prof. Rieger die Wahrnehmung der Regierungsmaßnahmen durch die Bevölkerung zu ermitteln. Für 57 Länder wurde eine entsprechende Auswertung vorgenommen.
Sehr hohe Zufriedenheit in Vietnam, Qatar und Neuseeland
Es zeigen sich erhebliche Unterschiede bei der Kritik in den einzelnen Ländern, wobei eine große Unzufriedenheit beispielsweise in Thailand, Venezuela und Russland herrscht, während zum Beispiel die Menschen in Vietnam, Qatar und Neuseeland sehr zufrieden sind, so die Mitteilung der Universität Trier. Deutschland rangiere in dieser Rangliste im oberen Mittelfeld.
Wohl dosierte Maßnahmen entscheidend
Den Angaben der Forschenden zufolge zeigt sich eine hohe Zufriedenheit vor allem dort, wo die Maßnahmen der Regierungen „als wohl dosiert – nicht zu stark und nicht zu schwach – empfunden werden.“ Bei vorliegender Kritik werde abhängig von dem jeweiligen Standpunkt jedoch oftmals ein anderer Maßstab zur Bewertung herangezogen.
Worauf beruft sich die Kritik?
Jene, die die Maßnahmen als zu lasch wahrgenommen haben, haben sich dabei meist auf Fakten, insbesondere auf die Zahl der Todesfälle berufen. Bei der Kritik aus der anderen Richtung wurde diesen Punkten jedoch eher eine geringe Bedeutung beigemessen. Hier spielten vielmehr persönliche Merkmale eine Rolle dabei, ob die Regierungsmaßnahmen kritisch bewertet wurden oder nicht, berichtet das Forschungsteam. Zum Beispiel werde es mit steigender Bildung weniger wahrscheinlich, dass eine Person die Reaktion der Regierung als zu stark wahrnimmt.
Zusammenhang mit Verschwörungstheorien?
Des Weiteren stellten die Forschenden in einer separaten Umfrage fest, dass die Wahrnehmung der Regierungsmaßnahmen auch mit dem Glauben an Verschwörungstheorien zusammenhängt. So hätten unter denjenigen, die die Maßnahmen in Deutschland als zu stark empfinden, zwei Drittel eine Tendenz zu Verschwörungstheorien gezeigt, während diejenigen, die die Maßnahmen nicht zu stark fanden, nicht einmal ein Viertel zu Verschwörungstheorien neigte.
„Natürlich sollte nicht jeder Kritiker in die Schublade `Verschwörungstheoretiker´ gesteckt werden. Unsere Studie zeigt aber, dass die Mehrheit der Kritiker von zu starken Einschränkungen in der Tat eine Tendenz zu Verschwörungstheorien hat“, betonen Marc Oliver Rieger und Mei Wang in der Pressemitteilung der Universität Trier. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Trier: Was steckt hinter der Kritik am Lock-Down? (veröffentlicht 25.05.2020), uni-trier.de
Wichtiger Hinweis:
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