Durchbruch bei der Diagnose von Prostatakrebs?
Eine neue Art Test, der komplexe Zucker verwendet, scheint in der Lage zu sein, Prostatakrebs früher und mit größerer Genauigkeit zu identifizieren. Dies könnte dazu führen, dass sich die Überlebensrate bei Prostatakrebs verbessert.
Bei einer aktuellen Untersuchung der University of Birmingham wurde ein Test erprobt, welcher Zucker verwendet, um Prostatakrebs frühzeitig zu diagnostizieren. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Advanced Functional Materials“ publiziert.
Zucker zur Diagnose von Krebs?
Der neue Test funktioniert, indem er Zucker (sogenannte Glykane) im Blut nachweist. Diese Zucker sind an Eiweißmoleküle gebunden, welche auch als PSA bezeichnet werden. Es ist bereits bekannt, dass PSA Veränderungen erfahren, wenn Krebs im Körper vorhanden ist. Bestimmte Arten von Glykanen werden mit verschiedenen Krebsarten in Verbindung gebracht, allerdings gab es bisher keine Technologie, um Glykane zuverlässig, rechtzeitig und ausreichend spezifisch nachzuweisen, berichten die Forschenden.
Neuer Test weist Glykane effektiv nach
Das Team von der University of Birmingham’s School of Chemical Engineering hat jetzt eine Technik entwickelt, durch die mit Krebs in Verbindung stehende Glykane mit beispielloser Genauigkeit nachgewiesen werden können. Diese neue Technologie wurde bereits patentiert.
Nur vier der 56 Glykane sind mit Prostatakrebs verbunden
Besonders interessant an dem neuen Test ist die Fähigkeit, Glykane mit einer sehr hohen Spezifität zu lokalisieren. An ein PSA-Molekül können 56 verschiedene Zucker gebunden sein, aber nur vier davon sind mit Prostatakrebs assoziiert, berichten die Forschenden. Der neue Test ermögliche es, diese vier Zucker mit Sicherheit zu identifizieren. Die Anzahl der auf diese Weise identifizierten Glykane zeige nicht nur, ob Krebs vorhanden ist, sondern auch, wie aggressiv oder fortgeschritten der Krebs auftritt.
Wie häufig sind falsche Ergebnisse bei Prostatakrebstests?
Ein neuer Test für Prostatakrebs wird dringend benötigt, da die derzeitigen Tests nur in der Lage sind, einen Hinweis auf einen erhöhten PSA-Wert in Blutproben zu geben. Dies kann aber in etwa 50 Prozent der Fälle zu falsch positiven Ergebnissen führen. Das liegt daran, dass der PSA-Wert eines Mannes aus verschiedenen Gründen erhöht sein kann. Diese Gründe müssen aber nicht unbedingt mit Krebs zusammenhängen, erläutert die Forschungsgruppe. Außerdem weisen etwa 25 Prozent der an Prostatakrebs erkrankten Männer keinen erhöhten PSA-Wert auf. Bei diesen Personen kann der Test die Erkrankung nicht diagnostizieren.
Falsche Ergebnisse führen zu unnötigen Untersuchungen
Viele Männer, die sich dem PSA-Test unterziehen, erhalten eine falsche Diagnose, dies führt dazu, dass sie zu weiteren, invasiveren Tests geschickt werden, was für betroffene Männer sehr belastend sein kann und zu hohen Kosten im Gesundheitswesen führt.
Glykane ermöglichen eine präzisere Diagnose
Ebenso beunruhigend ist, dass viele an Prostatakrebs erkrankte Männer niedrige PSA-Werte aufweisen, welche bei Tests nicht gut festzustellen sind. Durch die Messung der Glykane können jedoch sehr viel präzisere Diagnosen erstellt werden. So kann nicht nur Krebs in einem früheren Stadium erkannt werden, sondern auch festgestellt werden, wie aggressiv der Krebs ist.
Kann die neue Technologie auch Eierstockkrebs feststellen?
Das Team hofft die Technologie auch für die Diagnose anderer Krebsarten anwenden zu können und hat bereits mit der Entwicklung eines Tests für Eierstockkrebs begonnen. Eierstockkrebs wird typischerweise in einem sehr späten Stadium festgestellt, was dazu führt, dass die Behandlungsmöglichkeiten oft sehr begrenzt sind und die Überlebensrate daher sehr niedrig ausfällt, erläutern die Forschenden.
Fazit der Studie
Eine frühe und genaue Diagnose von Prostatakrebs ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Ekrankung erfolgreich therapiert werden kann. Der neue Test ermöglicht eine frühzeitigere Diagnose und hilft einzuschätzen, wie aggressiv der Prostatakrebs ist. Dies erlaubt auch Rückschlüsse darauf, welche Personen dringend eine Behandlung benötigen und bei welchen Personen der Krebs weniger aggressiv auftritt, so dass eventuell nur eine Beobachtung notwendig ist, berichten die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Stefano Tommasone, Yazmin K. Tagger, Paula M. Mendes: Targeting Oligosaccharides and Glycoconjugates Using Superselective Binding Scaffolds, in Advanced Functional Materials (Veröffentlicht 28.05.2020), Advanced Functional Materials
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.