Warum erkranken Frauen seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Frauen haben generell ein geringeres Risiko als Männer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken und an diesen zu versterben.
Bei einer aktuellen Untersuchung, an der auch die University of Gothenburg in Schweden beteiligt war, wurde festgestellt, das Frauen ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben als Männer. Die Ergebnisse der Kohortenstudie wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „The Lancet“ publiziert.
Studie hatte mehr als 160.000 Teilnehmende
Für die Forschungsarbeit wurden insgesamt mehr als 160.000 Männer und Frauen in 27 Ländern auf der ganzen Welt untersucht. Die aktuelle Untersuchung ist die erste Studie, welche die Unterschiede zwischen Frauen und Männern in Bezug auf Risikofaktoren, Behandlung, Anteil der von Herzinfarkt (rezidivierender Myokardinfarkt) und Schlaganfall betroffenen Personen dokumentiert hat. Die Teilnehmenden wurden dafür für einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren medizinisch überwacht.
Frauen haben ein vorteilhafteres Risikomuster
Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen generell ein günstigeres Risikomuster aufwiesen. Frauen rauchten merklich weniger, hatten aber auch einen niedrigeren Blutdruck und gesündere Blutfettwerte. Im Vergleich zu Männern neigten Frauen bei guter Gesundheit und ohne Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eher zur Einnahme präventiver Medikamente und zeigten einen besser kontrollierten Blutdruck, berichten die Forschenden.
Werden Frauen weniger intensiv behandelt?
Häufig wird die Sorge geäußert, dass Frauen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen weniger intensiv behandelt werden als Männer. Sollte dies zutreffen, könnte das einen negativen Einfluss haben. Die Forschungsgruppe ist jedoch der Meinung, dass dem eher nicht so ist.
Frauen benötigen seltener eine intensive Behandlung
„Unsere Interpretation ist, dass es keine Diskriminierung von Frauen zu geben scheint. Vielmehr haben Frauen weniger ausgeprägte Veränderungen in den Koronararterien, was bedeutet, dass sie nicht so intensiv behandelt werden müssen”, berichtet Studienautorin Professorin Annika Rosengren von der University of Gothenburg in einer Pressemitteilung.
Geringeres Risiko für erneuten Infarkt bei Frauen
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Männer mit einem Myokardinfarkt häufiger als Frauen invasiv behandelt wurden. Trotzdem hatten Frauen ein geringeres Risiko für einen erneuten Myokardinfarkt, erläutern die Forschenden.
Mehr Tote in einkommensschwachen Ländern
Der Hauptunterschied in der Prognose nach einem Myokardinfarkt besteht nach Ansicht der Forschungsgruppe zwischen armen und reichen Ländern. In einkommensschwachen Ländern wie beispielsweise Bangladesch, Indien und Pakistan sterben etwa 40 Prozent der Männer und Frauen innerhalb von 30 Tagen nach einem Myokardinfarkt oder Schlaganfall, während der entsprechende Anteil in einkommensstarken Ländern wie Schweden und Kanada unter zehn Prozent liegt. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Marjan Walli-Attaei, Philip Joseph, Annika Rosengren, Clara K Chow, Sumathy Rangarajan et al.: Variations between women and men in risk factors, treatments, cardiovascular disease incidence, and death in 27 high-income, middle-income, and low-income countries (PURE): a prospective cohort study, in The Lancet (Veröffentlicht 20.05.2020), The Lancet
- Women at lower risk for cardiovascular disease than men, University of Gothenburg (Veröffentlicht 22.05.2020), University of Gothenburg
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.