Reizdarm-Beschwerden: Manches hilft, manches nicht
Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Verstopfung: Die Symptome für einen Reizdarm sind sehr unspezifisch und äußern sich bei den Betroffenen unterschiedlich. Es gibt zwar viele Ratschläge und Empfehlungen zur Reizdarm-Behandlung – doch wissenschaftlich belegt ist nur wenig davon. Doch zu einigen Mitteln und Maßnahmen liefern Studien Hinweise, dass sie helfen können.
Bauchschmerzen, Verstopfung und Durchfall sind typische Beschwerden eines Reizdarmsyndroms (RDS), auch nervöser Darm oder Reizkolon genannt, erklärt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) auf dem Portal „gesundheitsinformation.de“. Ein Reizdarmsyndrom lässt sich zwar nicht heilen, doch viele Menschen finden mit der Zeit heraus, was ihrem Darm gut tut und was nicht. Zudem gibt es verschiedene Möglichkeiten, um die Symptome zu lindern.
Bis zu 15 Prozent der Bevölkerung betroffen
Wie die Gastro-Liga e.V. in einem Ratgeber schreibt, ist das Reizdarmsyndrom eine sehr häufig vorkommende Erkrankung des Verdauungstraktes.
Zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung sind betroffen, wobei die Stärke der Beschwerden individuell sehr unterschiedlich sein kann.
Bei manchen Patientinnen und Patienten treten Symptome nur gelegentlich auf, beispielsweise bei ungewohnter Ernährung oder auf Reisen.
Doch bei etwa jedem zweiten Betroffenen sind die Beschwerden so stark, dass ärztlicher Rat gesucht wird.
Nur wenig ist wissenschaftlich belegt
Es gibt zwar zahlreiche Ratschläge und Empfehlungen zur Reizdarm-Behandlung – aber insgesamt nur wenige gute Studien, erklärt das IQWiG auf „gesundheitsinformation.de“.
Laut den Fachleuten kann man zusammengefasst sagen: Eine Behandlung, die die Beschwerden sicher lindert, gibt es nicht. Für manche Maßnahmen haben Studien jedoch gezeigt, dass sie zumindest einigen Menschen oder kurzfristig helfen.
Allerdings haben die Untersuchungen auch gezeigt, dass Nebenwirkungen auftreten können, vor allem bei Medikamenten.
Viele Empfehlungen sind jedoch nicht gut untersucht und ihr Nutzen ist deshalb fraglich.
Pfefferminzöl soll die Darmmuskulatur entspannen
Wie das IQWiG schreibt, soll Pfefferminzöl die Darmmuskulatur entspannen und dadurch den Darm beruhigen. Tatsächlich zeigen manche Studien, dass einige Menschen zumindest kurzfristig von Pfefferminzöl profitieren.
Das Pfefferminzöl wurde in den wissenschaftlichen Untersuchungen in magensaftresistenten Kapseln eingenommen. Den Angaben zufolge lag die Dosierung zwischen 500 und 800 mg pro Tag.
Ob auch Pfefferminzlösungen oder -tropfen helfen, ist nicht klar. Bei neun von 100 Teilnehmenden lösten die Pfefferminzkapseln leichte Nebenwirkungen wie Sodbrennen oder Aufstoßen aus.
Probiotika können Beschwerden lindern
Wie die Fachleute weiter erläutern, enthält die Darmflora verschiedene Bakterien, die für die Funktion des Darms eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehören beispielsweise Milchsäurebakterien (Laktobazillen) und Bifidobakterien.
Weil die Darmflora bei manchen Menschen mit einem Reizdarm verändert ist, wird angenommen, dass probiotische Mittel wie zum Beispiel Joghurts und Drinks mit solchen Bakterien helfen könnten.
In einigen Studien konnten Probiotika die Beschwerden bei einem Teil der Teilnehmenden lindern. Es ist aber mehr Forschung nötig, um beurteilen zu können, welche Bakterienart am nützlichsten ist und welche Dosis am besten wirkt.
Im Allgemeinen sind Probiotika gut verträglich und nur selten kommt es zu leichten Nebenwirkungen wie Blähungen.
Krampflösende Mittel
Menschen, die vor allem mit Krämpfen zu tun haben, setzen häufig krampflösende Medikamente ein. Diese sollen die Darmmuskulatur entspannen und dadurch Schmerzen lindern.
Für den in Deutschland erhältlichen Wirkstoff Butylscopolamin gibt es Hinweise, dass er helfen kann. Er wird rezeptfrei in der Apotheke angeboten. In einer Studie konnte dieses Mittel die Reizdarm-Beschwerden bei einigen Patientinnen und Patienten lindern.
Ob der hierzulande häufig verschriebene Krampflöser Mebeverin hilft, lässt sich mangels Studienergebnissen nicht sagen.
Zu den möglichen Nebenwirkungen von solchen Arzneimitteln gehören ein trockener Mund, Schwindel und eine verschwommene Sicht. In Studien berichteten etwa fünf von 100 Personen von solchen Nebenwirkungen.
Hausmittel gegen Durchfall oder Verstopfung
Zwar kommen laut dem IQWiG gegen Beschwerden wie Verstopfung oder Durchfall auch Medikamente infrage, doch diese haben den Nachteil, dass sie möglicherweise nur ein Problem gegen ein anderes tauschen.
Ein Mittel gegen Durchfall kann Verstopfungen auslösen, wenn es zu stark wirkt und umgekehrt können Mittel gegen Verstopfung zu Durchfall führen.
Wenn sich Durchfälle und Verstopfungen abwechseln, ist es daher besonders wichtig, darauf zu achten, dass die Medikamente die Beschwerden nicht noch verstärken.
Ohnehin ist es in vielen Fällen möglich, solche Symptome auf natürliche Weise zu behandeln. So gibt es diverse Hausmittel gegen Durchfall und gegen Verstopfung, die wirken und keine Nebenwirkungen haben.
Psychologische Behandlungen
Weil vermutet wird, dass Stress und psychische Belastungen zu einem Reizdarmsyndrom beitragen können, werden in manchen Fällen Entspannungstechniken und Methoden zur Stressbewältigung eingesetzt. Allerdings ist nicht ausreichend untersucht, ob diese Verfahren helfen können.
Einige Studien liefern aber Hinweise darauf, dass eine Kombination aus Entspannungstherapie, Stressbewältigung und Biofeedback helfen könnte.
Des Weiteren wird davon ausgegangen, dass psychotherapeutische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) bei einem Reizdarm helfen können.
Und auch für die Hypnosebehandlung (Hypnotherapie) gibt es Hinweise, dass sie die Beschwerden bei manchen Menschen für einige Monate lindern kann.
Akupunktur hilft nicht
Viele Betroffene berichten, dass sie sich nach einer Akupunktur-Behandlung besser fühlen. Dem IGWiG zufolge zeigt eine Reihe von Studien jedoch, dass das nicht an einer spezifischen Wirkung der Akupunktur liegt: Gegenüber einer Scheinbehandlung zeigte die Akupunktur demnach keine Vorteile.
Ernährungs-Tagebuch kann helfen, Unverträglichkeiten zu erkennen
Die Fachleute listen auch einige Methoden und Mittel auf, die nicht in Studien untersucht sind und bei denen fraglich ist, ob sie helfen oder nicht.
Zwar merken viele Menschen mit einem Reizdarmsyndrom, dass bestimmte Lebensmittel die Beschwerden begünstigen oder lindern, doch leider gibt es zum Einfluss der Ernährung nur sehr wenig gute Forschung – was nicht bedeutet, dass sie keine Rolle spielt. Wie Menschen auf bestimmte Lebensmittel reagieren, ist jedoch sehr individuell.
Meist dauert es eine Weile, um herauszufinden, was einem gut tut und was nicht. Dabei kann es helfen, über einige Wochen ein Ernährungs-Tagebuch zu führen, in dem notiert wird, was man im Laufe des Tages gegessen hat, ob und welche Beschwerden aufgetreten sind und welche anderen Faktoren hinzukamen, die die Beschwerden erklären könnten (beispielsweise Stress bei der Arbeit).
Nach einer Weile lassen sich dann möglicherweise bestimmte Muster erkennen, die dabei helfen, Unverträglichkeiten zu erkennen. Mithilfe des Tagebuchs lässt sich dann mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen, ob der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel sinnvoll ist.
Keine aussagekräftigen Studien zur Wirksamkeit der FODMAP-Diät
In den letzten Jahren wurde das Reizdarmsyndrom häufiger mit Lebensmitteln in Verbindung gebracht, die fermentierbare Kohlenhydrate enthalten. Diese werden als FODMAPs bezeichnet und sind in zahlreichen Lebensmitteln enthalten, etwa in Fruchtzucker (Einfachzucker), Milchzucker und Stärke (Mehrfachzucker) oder Süßstoffen (Zuckeralkohole).
Bei der sogenannten FODMAP-Diät wird auf alle Lebensmittel verzichtet, in denen diese Zucker enthalten sind. Allerdings besteht dabei das Risiko einer Mangelernährung, da es schwierig wird, genug Vitamine und Mineralstoffe aufzunehmen. Zudem ist es schwer, eine so strenge Diät im Alltag einzuhalten.
Außerdem gibt es bislang keine aussagekräftigen Studien, die nachweisen, dass die FODMAP-Diät Reizdarm-Beschwerden lindern kann.
Auf lösliche Ballaststoffe setzen?
Eine ausgewogene Ernährung enthält ohnehin schon ausreichende Mengen von Ballaststoffen. Dass zusätzliche Ballaststoff-Präparate helfen, konnte nicht nachgewiesen werden.
Wer Ballaststoffe dennoch ausprobieren möchte: Bei einem Reizdarmsyndrom wird dann empfohlen, eher lösliche Ballaststoffe wie etwa Flohsamen zu sich zu nehmen und zu beobachten, ob sie helfen.
Reflexzonenmassagen und Darmspülungen
Bei einem Reizdarmsyndrom werden außerdem Reflexzonenmassagen und Darmspülungen (auch Colon-Hydro-Therapie genannt) eingesetzt.
Doch wie es auf „gesundheitsinformation.de“ heißt, wurden diese beiden Methoden bei Reizdarmsyndrom bislang kaum wissenschaftlich untersucht. Ob sie einen Nutzen haben, ist also derzeit noch unklar.
Die Fachleute weisen darauf hin, dass Darmspülungen Risiken wie etwa Störungen des Elektrolythaushalts, Infektionen und Verletzungen der Darmwand haben. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Reizdarmsyndrom, (Abruf: 14.06.2020), gesundheitsinformation.de
- Gastro-Liga e.V.: Was Sie schon immer zum Reizdarmsyndrom wissen wollten, (Abruf: 14.06.2020), Gastro-Liga e.V.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Was hilft bei Reizdarm – und was nicht?, (Abruf: 14.06.2020), gesundheitsinformation.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.