Wie wirkt sich Corona auf den Schlaf aus?
Die Corona-Krise hat starke Auswirkungen auf den Schlafrhythmus und das Schlafverhalten. Menschen schlafen in Zeiten von Corona zwar häufig länger, allerdings scheint sich dafür die Qualität des Schlafs zu verschlechtern.
Bei einer aktuellen Umfrage der Universität Basel wurde festgestellt, dass Menschen in Zeiten von Corona zwar oft länger schlafen, sich die Qualität des Schlafs aber reduziert. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Current Biologyy“ publiziert.
435 Menschen wurden über ihr Schlafverhalten befragt
Für die Untersuchung wurden insgesamt 435 Menschen aus der Schweiz, aus Österreich und aus Deutschland zu ihrem Schlafverhalten befragt. Diese Befragung erstreckte sich über einen Zeitraum von sechs Wochen (zwischen 23. März und 26. April 2020) und geschah online. Die Forschenden wollten herausfinden, wie sich das Schlafverhalten während des COVID-19-Lockdowns verändert hat.
Die meisten befragten Personen berichteten darüber, dass sie zwar länger schliefen, wobei sich die Qualität des Schlafes aber zu verschlechtern schien. Mehr als 85 Prozent der befragten Personen arbeiteten zu dieser Zeit im Homeoffice.
Wodurch entstehen Schlafstörungen?
Schlafstörungen scheinen oft das Resultat unseres modernen Lebensstils zu sein. In der Leistungsgesellschaft sind wir quasi pausenlos Aktivitäten ausgesetzt, wobei Arbeitsrhythmus und Freizeitverhalten uns oft einen Takt vorgeben, der zu einem Konflikt mit der inneren biologischen Uhr des Körpers beiträgt, erläutert die Forschungsgruppe in einer Pressemitteilung der Universität Basel.
Sozialer Jetlag durch gestörten Schlaf
Sollten auftretende Verschiebungen in Schlafenszeit und Schlafdauer zwischen Arbeitstagen und freien Tagen zu stark ausfallen, kann dies zu einem sogenannten sozialen Jetlag führen, berichten die Forschenden. Daraus sei abzuleiten, dass die Arbeit von zu Hause (Homeoffice) in Zeiten von Corona zu Vorteilen beim Schlafverhalten beitragen könnte. Flexiblere Arbeitszeiten, kein Pendeln zwischen Arbeitsplatz und Wohnsitz und mehr Zeit zu Schlafen könnten möglicherweise Vorteile für Schlafrhythmus und Schlafverhalten mit sich bringen.
Flexiblere Arbeitszeiten reduzieren sozialen Jetlag
Bei ihrer Umfrage fanden die Forschenden heraus, dass beispielsweise durch flexiblere Arbeitszeiten der soziale Jetlag reduziert werden kann. Dies legt nahe, dass die Schlaf-Wach-Muster der befragten Personen sich weniger an externen oder sozialen Rhythmen orientieren, sondern eher an inneren biologischen Signalen, berichten die Forschenden.
Längerer Schlaf aber schlechtere Schlafqualität
75 Prozent der befragten Personen berichteten, dass sie während des Lockdowns aufgrund von Corona bis zu 50 Minuten länger schliefen. Es ist möglich, dass der Wegfall des täglichen Wegs zur Arbeit am Morgen zu dieser Verbesserung der Schlafqualität beiträgt. Allerdings war die Reduktion des sozialen Jetlags nicht mit einer Verbesserung der wahrgenommenen Schlafqualität verbunden. Es schien sogar genau das Gegenteil der Fall zu sein. Die befragten Personen berichteten häufig, dass sich die Qualität ihres Schlafs sogar eher etwas verschlechtert hat.
Warum verschlechterte sich die Schlafqualität?
Die vorliegende Situation in Zeiten des Coronavirus kann in vielerlei Hinsicht sehr belastend sein, beispielsweise aufgrund von finanziellen und gesundheitlichen Sorgen, nötiger Kinderbetreuung und vielen anderen Aspekten. Daher ist eine Verschlechterung der Schlafqualität nicht unbedingt überraschend, berichten die Forschenden.
Wie lässt sich Schlaf verbessern?
Wenn Sie zu den Menschen gehören, welche zur Zeit unter einem schlechteren Schlaf leiden, sollten Sie wissen, dass körperliche Betätigung und Bewegung unter freiem Himmel der auftretenden Verschlechterung der Schlafqualität entgegenwirken kann, betont die Forschungsgruppe. Wenn Sie also besser schlafen wollen, verbringen Sie mehr Zeit an der frischen Luft, beispielsweise bei Gartenarbeit oder Spaziergängen durch die Natur. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Christine Blume, Marlene H. Schmidt, Christian Cajochen: Effects of the COVID-19 lockdown on human sleep and rest-activity rhythms, in Current Biology (Veröffentlicht 10.06.2020), Current Biology
- Unser Schlaf im Lockdown: Länger und regelmässiger, aber schlechter, Universität Basel (Veröffentlicht 11.06.2020), Universität Basel
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.