Folgeerkrankungen unterschätzt: Nach Leberzirrhose kann Leberkrebs entstehen
Gehören Sie zu den Menschen, die Probleme mit der Leber haben? Dann leiden Sie vielleicht schon an einer Fettleber. Diese ist in Deutschland sehr verbreitet und betrifft mittlerweile ungefähr jeden dritten Deutschen mindestens einmal im Leben. Wenn sich Menschen nicht ausreichend bewegen, viel Alkohol konsumieren und unter Übergewicht leiden, sind sie besonders gefährdet für das Auftreten der Erkrankung.
Eine verfettete Leber ist in Deutschland weit verbreitet. Etwa 30 Prozent aller Deutschen leiden nach Einschätzung von Experten unter solch einer Erkrankung. Die menschliche Leber besitzt keine Schmerzrezeptoren, aus diesem Grund bemerken wir eine Verfettung der Leber meist viel zu spät. Mediziner warnten nun aber davor, diese Art der Lebererkrankung zu unterschätzen.
Fettleber Symptome schwer zu erkennen
In Deutschland leiden viele Menschen an einer sogenannten Fettleber und sogar die Anzahl der Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen ist deutlich gestiegen. Solch eine Verfettung der Leber ist schwer zu erkennen. Betroffene werden in den meisten Fällen auftretende Symptome nicht wirklich einem Leberproblem zuordnen können. Wenn Menschen sich schlapp und müde fühlen, denken sie oftmals nicht an eine Lebererkrankung. Häufig wird dann später eine Fettleber beim Hausarzt diagnostiziert. Diese werde meist aufgrund von leicht erhöhten Leberwerten festgestellt, erklärte der Mediziner Professor Ali Canbay, Stellvertretender Direktor der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie an der Uniklinik Essen gegenüber der „WAZ“.
Die zwei unterschiedlichen Formern der Fettleber
Die Symptome der Lebererkrankung sind oftmals erst festzustellen, wenn sich das Gewebe unserer Leber bereits stark verändert hat. Sollte die Erkrankung soweit fortgeschritten sein, bemerken Betroffene beispielsweise einen Druckschmerz im rechten Oberbauch. Außerdem kann es passieren, dass sich die Haut bei Menschen mit Fettleber gelblich verfärbt (sogenannter Ikterus). Zwei unterschiedliche Formern der Erkrankung sind den Medizinern bekannt. Die alkoholbedingte Fettleber entsteht durch starken übermäßigen Alkoholkonsum. Die nicht alkoholische Fettleber tritt meist bei Menschen auf, die sich viel zu wenig bewegen, an starkem Übergewicht leiden oder sich falsch ernähren. Bei Personen, die stark übergewichtig sind, könne schon das oft empfohlene Glas Rotwein am Abend die Leber stark negativ beeinflussen, warnte Prof. Canbay. Ein Glas Rotwein am Abend kann man nicht als Alkoholmissbrauch bezeichnen, aber die bereits durch das Übergewicht angeschlagene Leber reagiert schon auf geringe Mengen von Alkohol.
Aufgaben der menschlichen Leber
Die Aufgaben der Leber im menschlichen Körper sind äußerst vielfältig. Das Organ steuert beispielsweise unseren Stoffwechsel und filtert giftige Substanzen heraus. Die Leber wandelt unter anderem auch Kohlenhydrate und Fettsäuren aus unserer Nahrung um, diese werden dann in der Form von„Neutralfetten“ wieder dem menschliche Blut hinzugefügt. Gibt es Kohlenhydrate und Nahrungsfette im Überangebot, kann unser Organ die Stoffe nicht mehr vollständig verarbeiten und umwandeln. Auch ein Abtransport ist dann nicht mehr möglich. In so einem Moment fängt die menschliche Leber an, die Fette einzulagern und mehr und mehr zu verfetten. Mediziner warnen davor, die Gefahr einer Fettleber zu unterschätzen. Durch solch eine Organerkrankung können schwere Folgeerkrankungen entstehen.
Eine weitverbreitete Folgeerkrankung ist beispielsweise die Leberentzündung. Bei etwa einem Drittel aller Patienten mit Fettleber, entzündet sich das Organ. Diese Erkrankungen wird auch als Fettleberhepatitis bezeichnet. Wird solch eine Hepatitis nicht frühzeitig erkannt, kann sich durch sie eine Leberzirrhose entwickeln. Die Zirrhose bewirkt, dass die Zellen der Leber absterben. Unsere Leber wird dann immer kleiner und vernarbt. Ist die Krankheit schon weit fortgeschritten, ist es dem Organ nicht mehr möglich seine Aufgaben einwandfrei durchzuführen. Außerdem steige bei einer Leberzirrhose, das Risiko an Leberkrebs zu erkranken, fügte Prof. Canbay hinzu.
Fettleber und Diabetes könnten im Zusammenhang stehen
Die unmittelbaren Folgen einer Verfettung der Leber sind ausreichend erforscht und gut dokumentiert. Aber auch indirekte Zusammenhänge werden durch neue Untersuchungen immer deutlicher. Es wird beispielsweise angenommen, dass eine Fettleber Typ-2-Diabetes begünstigt. Außerdem vermuten Mediziner, dass sich die Erkrankung negativ auf das menschliche Herz-Kreislauf-System auswirkt. Unklarheit besteht noch, inwieweit genau Übergewicht an sich „Diabetes mellitus“ auslöst. Es ist auch noch nicht geklärt, welchen Anteil eine Fettleber an der Krankheitsentstehung hat. Übergewicht und Diabetes seien aber eindeutig große Risikofaktoren für die Fettleber, sagte Prof. Canbay. Es wäre somit wahrscheinlich, dass eine Fettleber umgekehrt auch Diabetes auslösen kann. Wenn unsere Leber bereits verfettet sei, habe sie bereits eine Insulinresistenz aufgebaut. Die Rolle der Leber werde bei vielen Erkrankungen noch unterschätzt, erklärte der Mediziner gegenüber der „WAZ“.
Möglichkeiten eine Fettleber zu behandeln
Was gibt es für Möglichkeiten gegen eine Fettleber vorzugehen oder diese zu vermeiden? Da eine Fettleber oft durch Übergewicht und falsche Ernährung ausgelöst wird, gilt es gegen diese Probleme anzugehen. Es sei wichtig, auf eine gesunde Ernährung zu achten und sich viel zu bewegen. Generell helfe Bewegung auch ohne Gewichtsreduktion der Leber, Fett abzubauen, erläutern die Autoren der aktuellen Behandlungsleitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie. Wenn der Stoffwechsel angekurbelt werde, sei es der Leber möglich, Fett besser abzubauen, fügte Prof. Canbay hinzu Zum jetzigen Zeitpunkt, gibt es keine Möglichkeit eine Fettleber mit Medikamenten zu behandeln. Die Entstehung und Entwicklung der Krankheit ist noch nicht genau genug untersucht. Aber zumindest lassen sich die Ursachen einer Fettleber gut behandeln. Zu diesen gehören beispielsweise Übergewicht und Erkrankungen wie die Zöliakie. Es ist auch möglich, dass eine Fettleber durch eine Hepatitis C Erkrankung oder bestimmte Medikamente ausgelöst wird.
Fettleber reversibel, das Organ verzeiht einige Sünden
Wird eine Fettleber schnell genug erkannt, gibt es für Erkrankte die Möglichkeit, den Fettanteil zu senken oder wieder komplett abzubauen. Eine Fettleber ist reversibel, wenn Betroffene ihre Ernährung ändern und abnehmen, berichtet Professor Canbay. Durch diese Umstellungen sei das Organ dann in der Lage, sich wieder vollständig zu regenerieren. Dies sei das Tolle an der Leber, das Organ wachse nach und verzeihe auch die eine oder andere Sünde, so der Gastroenterologe.( as)
Autoren- und Quelleninformationen
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