Wie wirkt sich die Psyche auf die Lebenserwartung aus?
Die psychische Gesundheit spielt nicht nur eine wichtige Rolle für die Lebensqualität, sie scheint auch einen erheblichen Einfluss auf die Lebenserwartung zu haben.
Forschende der University of Toronto, der Emory University und der University of Texas at Arlington haben in einer aktuellen Studie die Auswirkungen der psychische Gesundheit auf die Lebenserwartung untersucht. Die Ergebnisse wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Journal of Psychosomatic Research“ veröffentlicht.
12.424 Menschen nahmen an der Studie teil
Für die Studie wurden 12.424 erwachsene Menschen aus Kanada untersucht. Die medizinische Überwachung von Mitte der 1990er Jahre bis zum Jahr 2011 ergab, dass Teilnehmende, welche bereits zu Beginn der Studie eine suboptimale psychische Gesundheit aufwiesen, durchschnittlich 4,7 Monate früher verstarben als Menschen im gleichen Alter, welche eine gute psychische Gesundheit aufwiesen. Bis zum Ende des Untersuchungszeitraums verstarben 2.317 Teilnehmende.
14 Prozent höheres Risiko der Gesamtmortalität festgestellt
Nach der Berücksichtigung von verschiedenen Risikofaktoren stellten die Forschenden fest, dass Personen mit suboptimaler psychischer Gesundheit ein um 14 Prozent höheres Risiko für die Gesamtmortalität im Verlauf der medizinischen Überwachung über einen Zeitraum von 18 Jahren aufwiesen.
Ergebnisse bestätigen andere Forschungsarbeit
Die Ergebnisse der kanadischen Studie stehen im Einklang mit früherer Forschung in den USA, bei der festgestellt wurde, dass eine suboptimale psychische Grundgesundheit mit einer höheren 10-Jahres-Sterblichkeit verbunden ist.
Warum erhöht eine gesunde Psyche die Lebenserwartung?
Leider enthielt die Sekundärdatenanalyse der aktuellen Studie keine ausreichenden Informationen, um zu verstehen, warum eine gute psychische Gesundheit mit einer längeren Lebensdauer verbunden ist. Das Team hat verschiedene Hypothesen, welche in zukünftiger Forschung untersucht werden sollen. Andere Forschungen hatten ergeben, dass ein positiver Effekt mit einem niedrigeren Cortisolspiegel, weniger Entzündungen und einer besseren Herz-Kreislauf-Aktivität verbunden ist.
Weitere Vorteile durch eine gesunde Psyche
Darüber hinaus ist es bei Personen mit einem hohen Grad an geistigem Wohlbefinden wahrscheinlicher, dass diese gesündere Nahrungsmittel konsumieren, sich an Behandlungspläne halten, starke soziale Bindungen aufrechterhalten und eine bessere Schlafqualität aufweisen, was zur verbesserten Langlebigkeit beitragen kann, erläutert das Team.
Rauchen und Alkohol verkürzen das Leben
Neben der psychischen Gesundheit untersuchten die Forschenden bei Studienbeginn auch andere Faktoren, die mit vorzeitiger Mortalität verbunden sind. Sie erwarteten dass modifizierbare Risikofaktoren, darunter Rauchen, starker Alkoholkonsum und seltene körperliche Aktivität, mit einer höheren Gesamtmortalität verbunden sind. Diese Erwartung bestätigte sich. Außerdem wurden Krebs, Herzkrankheiten, Diabetes, chronisch obstruktive Lungenkrankheiten und Bluthochdruck mit einer höheren Mortalität in der Nachbeobachtungsphase in Verbindung gebracht, berichten die Forschenden.
Schlechte psychische Gesundheit reduziert Lebenserwartung
Der Zusammenhang zwischen suboptimaler psychischer Gesundheit und einem vorzeitigen Tod ist eindeutig und unabhängig von Gesundheitszustand, Schmerzen, funktionellen Einschränkungen und negativem Gesundheitsverhalten zu Beginn der Studie, resümieren die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Esme Fuller-Thomson, YuLung, Keri J. West, Corey L. M. Keyes, Philip Baiden: Suboptimal baseline mental health associated with 4-month premature all-cause mortality: Findings from 18 years of follow-up of the Canadian National Population Health Survey, in Journal of Psychosomatic Research (veröffentlicht 22.07.2020), Journal of Psychosomatic Research
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.