Corona-Infektion: Entwarnung für Entzündungshemmer
Zu Beginn der Corona-Pandemie gab es den Verdacht, dass entzündungshemmende Medikamente eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 begünstigen. Ein deutsches Forschungsteam konnte diese These nun in einer umfassenden Studienarbeit widerlegen.
Forschende des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) am Universitätsklinikum Erlangen zeigten an über 2.000 Teilnehmenden, dass Menschen, die Entzündungshemmer einnehmen, sogar ein geringeres Risiko haben, sich mit dem neuartigen Coronavirus anzustecken, als Personen, die keine entzündungshemmende Medikamente einnehmen. Somit scheint von den Arzneien eine gewisse Schutzwirkung auszugehen. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Communications“ präsentiert.
Entzündungshemmende Arzneien stellen kein Risiko dar
Bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie beispielsweise Arthritis, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Schuppenflechte nehmen Betroffene oft Medikamente ein, die in Entzündungsprozesse und somit auch in das Immunsystem eingreifen. Hier lag der Verdacht nahe, dass solche Patientinnen und Patienten empfänglicher für eine Sars-CoV-2-Infektion werden „Dem ist aber nicht so”, betont Oberarzt Professor Dr. Markus F. Neurath aus dem Studienteam.
Entzündungshemmer senken das Infektionsrisiko sogar
Aus den Untersuchungen des DZI geht hervor, dass Betroffene mit chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten, die Entzündungshemmer einnehmen, kein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus haben. Das Infektionsrisiko werde durch die Einnahme sogar gesenkt. „Auch Patienten mit Schuppenflechte, einer der häufigsten chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Menschen, weisen kein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem neuen Coronavirus auf, wenn sie mit speziellen entzündungshemmenden Medikamenten therapiert werden“, ergänzt Professorin Dr. Carola Berking, Direktorin der Hautklinik des Uni-Klinikums Erlangen.
Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich Rheumatologie und Immunologie bestätigen die gleichen Beobachtungen bei Betroffenen mit entzündlichen Gelenkerkrankungen wie Rheumatoider Arthritis und Morbus Bechterew.
Chronische Entzündungskrankheiten gehören nicht zur Corona-Risikogruppe
Aus den Ergebnissen geht insgesamt hervor, dass die Einnahme von Entzündungshemmern bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen unbedenklich in Bezug auf das Sars-CoV-2-Infektionsrisiko ist. Die Betroffenen solcher Krankheiten gehören „weder aufgrund ihrer Erkrankung noch aufgrund der Therapie zur Risikogruppe für schwere Verläufe der Infektion“, resümieren die Forschenden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Erlangen: Entzündungshemmer senken das Risiko für eine Infektion (veröffentlicht: 31.07.2020), fau.de
- David Simon, Koray Tascilar, Georg Schett, u.a.: Patients with immune-mediated inflammatory diseases receiving cytokine inhibitors have low prevalence of SARS-CoV-2 seroconversion; in: Nature Communications, 2020, nature.com
Wichtiger Hinweis:
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