Blutdruckabfall nach dem Aufstehen als Warnzeichen für Demenz
Wem beim Aufstehen oft schwindelig ist, hat möglicherweise ein erhöhtes Risiko an einer Demenz zu erkranken. Schwindel beim Aufstehen ist oft auf einen plötzlichen Blutdruckabfall zurückzuführen, der ebenfalls ein Risiko für Demenz ist, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Forschende der American Academy of Neurology fanden einen Zusammenhang zwischen einem ständigem Schwindelgefühl beim Aufstehen und einem erhöhten Risiko für Demenz. Die Forschungsergebnisse wurden in dem Fachjournal „Neurology“ vorgestellt.
Orthostatische Hypotonie
Menschen, die sich beim Aufstehen schwindelig oder benommen fühlen, leiden häufig unter einer sogenannten orthostatischen Hypotonie. Der Schwindel wird dabei durch einen plötzlichen Blutdruckabfall beim Aufstehen hervorgerufen.
Systolischer und diastolischer Blutdruck
Es scheint jedoch einen Unterschied zu geben, ob der systolische oder diastolische Blutdruck abfällt. Der systolische Blutdruck ist die erste und höhere Zahl bei der Blutdruckmessung. Der diastolische Blutdruck wird durch den zweiten und niedrigeren Wert angezeigt.
Die aktuelle Studie fand den Zusammenhang mit Demenz nur bei Menschen mit einem Abfall des systolischen Blutdrucks, nicht aber bei Menschen, bei denen nur ein Abfall des diastolischen Blutdrucks oder des Blutdrucks insgesamt zu beobachten ist. Ein bedenklicher Abfall lag vor, wenn der systolische Blutdruck nach dem Aufstehen aus sitzender Position mindestens um 15 mmHg absinkt.
„Der Blutdruck von Menschen, die sich vom Sitzen zum Stehen bewegen, sollte überwacht werden“, schlägt Studienautorin Laure Rouch vor. Die Kontrolle solcher Blutdruckabfälle könne ein vielversprechender Weg sein, um drohende Einschränkungen der Denk- und Gedächtnisfähigkeiten aufzudecken
Ablauf der Studie
An der Studie nahmen 2.131 Personen im Durchschnittsalter von 73 Jahren teil. Zum Zeitpunkt der Einschreibung waren die Teilnehmenden nicht an Demenz erkrankt. Ihre Blutdruckwerte wurden zu Beginn der Studie und dann ein, drei und fünf Jahre später gemessen. Insgesamt hatten 15 Prozent eine orthostatische Hypotonie – neun Prozent eine systolische orthostatische Hypotonie und sechs Prozent eine diastolische orthostatische Hypotonie.
Im Laufe des zwölfjährigen Studienzeitraumes erkrankten 22 Prozent der Teilnehmenden (462 Personen) an einer Demenz. Bei Menschen mit systolischer orthostatischer Hypotonie war die Wahrscheinlichkeit, eine Demenz zu entwickeln, um rund 40 Prozent höher als bei Menschen, die nicht unter dieser Krankheit litten. 50 der 192 Personen mit systolischer orthostatischer Hypotonie (26 Prozent) erkrankten an Demenz, verglichen mit 412 der 1.939 Personen ohne diese Erkrankung (21 Prozent).
Einschränkung der Studie
Forschungsleiterin Rouch betont, dass es sich bei der Untersuchung um eine Beobachtungsstudie handelt, die weder Ursache noch Wirkung zeigt. Sie deckt lediglich einen Zusammenhang zwischen den Blutdruckwerten und der Entwicklung einer Demenz auf. Darüber hinaus gab es bei der Diagnose der Demenz keine Unterscheidung zwischen Alzheimer-Krankheit und vaskulärer Demenz. (vb)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Laure Rouch, Jean-Sébastien Vidal, Tina Hoang, u.a.: Systolic blood pressure postural changes variability is associated with greater dementia risk; in: Neurology, 2020, n.neurology.org
- American Academy of Neurology: People who feel dizzy when they stand up may have higher risk of dementia (veröffentlicht: 06.08.2020), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.