Neuer Bluttest erkennt Krebs
Krebs ist leichter und erfolgversprechender zu behandeln, wenn er früh erkannt wird. Ein Hauptziel der Krebsforschung besteht deshalb darin, neue und bessere Wege zu finden, um Tumore im Frühstadium zu finden, bevor sie Metastasen bilden. Vielversprechend ist hier eine neue Diagnosemethode, bei der Krebs über Biomarker im Blut aufgedeckt wird.
Forschende des Memorial Sloan Kettering Cancer Center entwickeln derzeit einen Ansatz, bei dem Tumore durch die Analyse von Körperflüssigkeiten erkannt werden können. Diese Tests zielen darauf ab, Krebs überall im Körper zu finden. Alles was dafür benötigt wird, ist eine Blutprobe, die auf bestimmte Biomarker analysiert wird. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Topjournal „Cell“ vorgestellt.
Tumoren hinterlassen Spuren im Blut
Tumoren setzen kleinste Teilchen frei, die in die Blutbahn gelangen. So bezeichnete EVPs (extrazelluläre Vesikel und Partikel) können über moderne Diagnosemethoden gefunden werden. Solche Biomarker erlauben Rückschlüsse auf die Art und den Ort des Tumors.
Der heilige Gral der Krebsdiagnostik
„Einer der heiligen Grale in der Krebsmedizin ist es, bei einem Patienten anhand eines Bluttests einen Krebs im Frühstadium zu diagnostizieren“, berichtet Chirurg William Jarnagin aus dem Studienteam. Diese Forschung ebne den Weg zu einer solchen Diagnoseform. Es sei aber noch mehr Forschungsarbeit notwendig, bis dieses Screening-Instrument eingesetzt werden kann.
Bislang sei die Erkennung von zuvor undiagnostiziertem Krebs über Blutproben noch experimentell. Bald soll sie jedoch in der Lage sein, einen Krebs zu diagnostizieren, noch bevor dieser Symptome verursacht. Vorteil bei der EVP-Analyse sei es, dass damit verschiedene Arten von Zellen charakterisiert werden können. Dadurch werde auch die Umgebung eines Tumors erkannt.
Maschinelles Lernen bei der Krebsdiagnose
Für die Studie wurden Blut und Gewebeproben von Personen analysiert, von denen bekannt war, dass sie Krebs haben. Insgesamt 18 verschiedene Krebsarten wurden berücksichtigt, darunter Brust-, Dickdarm- und Lungenkrebs. Als Kontrollgruppe dienten Proben von Menschen, die nicht an Krebs erkrankt sind.
Die Proben wurden in einem computergestützten Ansatz ausgewertet. Dabei wurden bestimmte EVPs mit bestimmten Krebsarten abgeglichen. „Die Menge an Informationen, die aus dieser Art von Studie stammt, ist monumental“, unterstreicht Dr. Jarnagin. Ohne einen Hochleistungscomputer sei diese Forschung nicht denkbar.
Gute Erkennungsrate
Das Team berichtet, dass der Computer zu 95 Prozent Krebs korrekt über die Blutprobe diagnostizieren konnte. In zehn Prozent der Fälle gab der Computer jedoch eine falsch positive Krebsdiagnose ab. „Wenn dieser Test zum Standard würde, müssten wir immer noch CT- und MRI-Scans durchführen, um zu bestätigen, wo sich der Tumor befindet“, ergänzt Dr. Jarnagin.
Über den Bluttest könne aber herausgefunden werden, wer ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten aufweist. Darüber hinaus eigne sich der Bluttest wahrscheinlich auch, um den Erfolg von Krebsbehandlungen zu überwachen. Im nächsten Schritt will das Team die Methode an Menschen testen, die keinen diagnostizierten Krebs, aber ein erhöhtes Krebsrisiko aufweisen, zum Beispiel aufgrund einem erhöhten Krebsvorkommen in der Familie.
Die Zukunft der Krebsdiagnose
Dr. Jarnagin prognostiziert, dass Untersuchungen von Körperflüssigkeiten in Zukunft eine zentrale Rolle bei der Diagnose von Krebs einnehmen werden. So könnten auch Krebsarten erkannt werden, für die es derzeit kein etabliertes Screening-Verfahren gibt, wie beispielsweise bei Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. „Diese Krebsarten werden selten früh erkannt, und ihre möglichst baldige Behandlung könnte zu besseren Patientenresultaten führen“, resümieren die Forschenden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
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