Erster heilender Ansatz bei Herpes
Kürzlich wurde der erste Therapieansatz vorgestellt, der in der Lage ist, den größten Teil von Herpesviren vom Typ Herpes-simplex aus einem Organismus zu entfernen. Dem Forschungsteam zufolge könne dies ausreichen, um einen Rückfall dauerhaft zu verhindern.
Forschende des Fred Hutchinson Cancer Research Center entwickelten einen neuen gentherapeutischen Ansatz gegen Herpesviren, der darauf abzielt, mindestens 90 Prozent aller Herpes-simplex-Viren zu vernichten. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Communications“ veröffentlicht.
Zwei Drittel der Weltbevölkerung hat HSV-1
Herpes-Viren zählen zu den am weitesten verbreiteten Viren bei Menschen. Einige Herpes-Viren stehen unter Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen. Vor allem Herpes-simplex kommt besonders häufig vor. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO tragen rund zwei Drittel der Weltbevölkerung unter 50 Jahren das Virus in sich. Eine Infektion dauert ein Leben lang an und kann immer wieder zu Ausbrüchen von Lippenherpes mit schmerzhaften Fieberbläschen führen.
Das Forschungsteam der aktuellen Studie zeigte nun im Mausmodell, dass ein gentherapeutischer Ansatz geeignet ist, um über 90 Prozent von schlummernden Herpes-simplex-Viren (HSV-1) zu vernichten. Diese Reduzierung reiche aus, um Rückfälle dauerhaft zu verhindern.
Genschere zerstört schlummernde Herpesviren
Die Forschenden nutzten zwei genetische Scherensätze, die gezielt die DNA der Herpesviren beschädigt. Hier zeigte sich, dass erst zwei verschiedene Arten von Genscheren die Virus-DNA erfolgreich vernichten können. Die Schäden von nur einer Genschere konnte das Virus reparieren.
„Wir verwenden eine doppelte Meganuklease, die an zwei Stellen der Virus-DNA angreift“, erklärt Studienerstautorin Martine Aubert. Nach zwei Schnitten sei das Virus zu beschädigt, um repariert zu werden. Es falle auseinander und werde von molekularen Akteuren entsorgt. Auf diese Weise konnte bei infizierten Mäuse eine 92-prozentige Reduktion der Herpesviren erreicht werden.
Erstmals wird von Heilung gesprochen
„Dies ist das erste Mal, dass es gelungen ist, in einem Körper den grössten Teil des Herpes tatsächlich zu eliminieren“, betont Forschungsleiter Professor Dr. Keith Jerome. Hierbei werde direkt auf die infizierten Zellen gezielt, in denen das Virus schlummert. Diese Zellen seien die Samen, die zu einer wiederholten Infektion führen.
Heilung statt Unterdrückung von Symptomen
Die meisten Ansätze gegen Herpes konzentrieren sich dem Forschungsteam zufolge darauf, schmerzhafte Symptome zu unterdrücken. Dies sei der erste Ansatz, der eine tatsächliche Heilung der Krankheit herbeiführen könnte. Der erste große Sprung von Reagenzgläser auf Tiermodelle sei bereits gelungen. „Ich hoffe, dass diese Studie den Dialog rund um die Herpes-Forschung verändert und die Idee eröffnet, dass wir anfangen können, über Heilung nachzudenken, anstatt nur über die Kontrolle des Virus“, so Jerome.
Wahrscheinlich auch bei Genitalherpes einsetzbar
Die Forschenden wollen nun eine ähnliche Strategie bei Herpes simplex 2 testen, einem Virus, das Genitalherpes verursacht. „Diese Methode ist ein kurativer Ansatz sowohl für orale als auch für genitale HSV-Infektionen“, resümiert Aubert. Es werde aber noch einige Jahre dauern, bis dieser Ansatz tatsächlich zur Behandlung bei Menschen eingesetzt werden kann. Bis es soweit ist können diese Hausmittel gegen Herpes helfen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Fred Hutchinson Cancer Research Center: A cure for herpes? There is progress to report (veröffentlicht: 18.08.2020), fredhutch.org
- Martine Aubert, Daniel E. Strongin, Pavitra Roychoudhury, u.a.: Gene editing and elimination of latent herpes simplex virus in vivo; in: Nature Communications, 2020, www.nature.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.