SARS-CoV-2: Corona-Infektion bei Rindern?
Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hat Studien zur Empfänglichkeit von Tieren gegenüber dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 durchgeführt. Diese Untersuchungen sind wichtig, um eine mögliche Gefährdung für Mensch und Tier abschätzen zu können und zu testen, ob sie sich zum Virusreservoir entwickeln könnten. Nun wurden die Ergebnisse einer Studie zur Empfänglichkeit von Rindern veröffentlicht.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass einige Tiere empfänglich für SARS-CoV-2 sind. So können sich etwa Katzen mit dem Coronavirus infizieren, sie erkranken jedoch nicht an COVID-19. Und wie sieht es mit Rindern aus?
Potentielle Risikoquelle für Menschen
Noch immer sind der Ursprung und die Verbreitungswege des neuartigen Coronavirus nicht eindeutig wissenschaftlich geklärt. Wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in einer aktuellen Mitteilung erklärt, besitzt der zoonotische Erreger SARS-CoV-2 die Fähigkeit, nicht nur Menschen, sondern auch Tiere zu infizieren.
Diese bilden damit wiederum eine potentielle Risikoquelle für den Menschen. Im Rahmen seiner gesetzlichen Aufgaben in den Bereichen Tiergesundheit und Zoonosen hat das FLI auf der Insel Riems nach Versuchen zur Empfänglichkeit von Schweinen, Hühnern sowie Meerschweinchen jetzt auch Rinder in einer experimentellen Studie mit SARS-CoV-2 auf Empfänglichkeit getestet.
Die Ergebnisse wurden kürzlich auf dem Preprint-Server „bioRxiv“ veröffentlicht.
Geringgradige Virusvermehrung
Laut der Mitteilung wurden die Tiere experimentell mit SARS-CoV-2 über die Nasenschleimhäute infiziert. Bei Schweinen, Hühnern und Meerschweinchen konnte keinerlei Virusvermehrung nachgewiesen werden.
Doch zwei von sechs Rindern zeigten eine geringgradige Virusvermehrung und die nachfolgende Bildung von Antikörpern. Die anderen vier infizierten Rinder zeigten währenddessen keinerlei Anzeichen einer Infektion. Auch drei zusätzliche Kontakttiere haben sich nicht angesteckt.
Entwicklung im Auge behalten
Diese Ergebnisse deuten laut den Forschenden darauf hin, dass Rinder nur wenig empfänglich für SARS-CoV-2 sind und das Virus auch nicht weitergeben. Die Tiere scheinen also weder eine relevante Rolle bei der Verbreitung von SARS-CoV-2 zu spielen, noch deuten die Testergebnisse darauf hin, dass sie als Infektionsquelle für den Menschen relevant sein könnten.
Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass sich der Erreger möglicherweise durch Veränderungen anpassen kann.
„Demnach besteht also kein unmittelbarer Grund zur Sorge, aber wir müssen die Entwicklung im Auge behalten“, sagt Prof. Martin Beer, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik des FLI. Den Fachleuten zufolge gibt es bisher weltweit keinen bestätigten Fall von einer SARS-CoV-2-Infektion bei einem Rind. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Friedrich-Loeffler-Institut (FLI): SARS-CoV-2: Friedrich-Loeffler-Institut testet Empfänglichkeit von Rindern, (Abruf: 26.08.2020), Friedrich-Loeffler-Institut (FLI)
- Lorenz Ulrich, Kerstin Wernike, Donata Hoffmann, Thomas C. Mettenleiter, Martin Beer: Experimental infection of cattle with SARS-CoV-2; in: bioRxiv, (veröffentlicht: 25.08.2020), bioRxiv
Wichtiger Hinweis:
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