Fischallergien werden oft übersehen – Allergietests nutzlos
Fischallergien nehmen weltweit kontinuierlich zu. Das wichtigste Allergen bei Fischallergien ist das Bindegewebeprotein Kollagen. Die meisten kommerziell erhältlichen Diagnosetest können eine Fischallergie jedoch nicht aufdecken, da das Allergen Kollagen in zu geringen Mengen enthalten ist, wie ein Forschungsteam aus Österreich kürzlich zeigte.
Forschende der MedUni Wien haben nachgewiesen, dass gängige Allergietests nicht ausreichend in der Lage sind, eine vorliegende Fischallergie aufzudecken. Ein Grund hierfür könnte sein, dass die meisten Tests auf wässrigen Extrakten von Allergenen basieren, Kollagen sich aber nicht in neutralen wässrigen Lösungen löst. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich im „Journal of Allergy and Clinical Immunology: In Practice“ präsentiert.
Bei Fischallergie: Hohes Risiko auf anaphylaktischen Schock
Eine nicht aufgedeckte Fischallergie kann eine ernsthafte Gesundheitsgefahr darstellen, denn bei vorliegender Allergie kann der Verzehr von Fischen und Fischprodukten zu schweren allergischen Reaktionen führen. „Bei dieser Allergieform ist die Wahrscheinlichkeit eines anaphylaktischen Schocks höher als bei vielen anderen Lebensmittelallergien“, betonen die Forschenden um Heimo Breiteneder und Tanja Kalic vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien. Darüber hinaus sei auch der Hautkontakt mit Fischen und das zufällige Einatmen von Fischdämpfen mit möglichen allergische Reaktion verbunden.
Fischkollagen in vielen Produkten enthalten
Das Aufdecken einer Fischallergien ist nicht nur für Menschen wichtig, die Fisch verzehren, denn Fischkollagen ist auch in zahlreichen Kosmetikprodukten enthalten. „Unsere Forschungsergebnisse sind deshalb so wichtig, weil Patientinnen und Patienten nicht nur durch den Verzehr von Fischen dem Kollagen ausgesetzt sind, sondern auch durch verschiedene kosmetische, pharmazeutische und Lebensmittelprodukte, die Fischkollagen enthalten können“, betont Kalic.
Warum Fischallergien zu oft übersehen werden
Das Team der MedUni Wien beschreibt in der aktuellen Studie, warum das in Fischen enthaltene Kollagen als wichtiges Allergen bei der Diagnose oft übersehen wird. „Ein möglicher Grund für das mangelnde Verständnis der Allergenität von Fischkollagen ist dessen Unlöslichkeit in neutralen wässrigen Lösungen, was zu seinem Fehlen in Lösungen führt, die üblicherweise in Forschung und Diagnose eingesetzt werden“, beschreibt Breiteneder das Problem.
Ein Lösungsansatz
Das Team weist in der Studie auf die Wichtigkeit hin, Kollagen und sein allergisches Potenzial zu erkennen und in gängige Tests mit einzubeziehen. Die Forschenden zeigten, dass Kollagen in Allergietests besser genutzt werden kann, wenn es mit stark sauren Lösungen aus dem Fischgewebe extrahiert wird.
20 Prozent aller Fischallergiker reagieren auf Kollagen
Die Forschenden zeigten in ihrer Untersuchung auch an einer Kohorte von über 100 Personen mit Fischallergie, dass rund 20 Prozent der Allergikerinnen und Allergiker auf Kollagen reagieren. Dies geschah auch bei Personen, bei denen gängige Allergietests negativ ausfielen. Das Team beweist somit, dass Kollagen derzeit als Allergen unterschätzt wird und gängige Tests oft nicht in der Lage sind, Fischallergien aufzudecken. (vb)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- MedUni Wien: Fischallergie: Kollagen wird als wichtiges Allergen oft übersehen (veröffentlicht: 24.08.2020), meduniwien.ac.at
- Tanja Kalic, Sandip D. Kamath, Thimo Ruethers, u.a.: Collagen—An Important Fish Allergen for Improved Diagnosis; in: Journal of Allergy and Clinical Immunology: In Practice, 2020, sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.