Schützen Omega-3-Fettsäuren das Gehirn?
Es ist schon lange bekannt, dass Luftverschmutzung der Gesundheit schadet. Als besonders problematisch gilt hier der Feinstaub. Dieser hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Lunge und das Herz, sondern es gibt auch Hinweise, dass die winzigen Partikel die Gehirnfunktion beeinträchtigen und Alterserkrankungen wie Demenz begünstigen können. Doch Fischverzehr könnte das Gehirn womöglich vor den Auswirkungen der Luftverschmutzung schützen.
Fachleuten zufolge ist Feinstaub der Luftschadstoff mit den massivsten Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Die schlechte Luft schadet nicht nur der Lunge, sondern auch unserer Herzgesundheit. Zudem kann sich Luftverschmutzung negativ auf das Gehirn auswirken. Doch dies könnte womöglich durch eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren wieder wettgemacht werden.
Ausgezeichnete Quelle für Omega-3-Fettsäuren
Ältere Frauen, die mehr als ein bis zwei Portionen gebackenen oder gegrillten Fisch oder Schalentiere pro Woche essen, konsumieren möglicherweise genug Omega-3-Fettsäuren, um den Auswirkungen der Luftverschmutzung auf das Gehirn entgegenzuwirken. Dies geht aus einer Studie hervor, die in „Neurology“, dem medizinischen Journal der American Academy of Neurology, veröffentlicht wurde.
Laut einer Mitteilung fanden die Forschenden heraus, dass bei älteren Frauen, die in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung lebten, diejenigen, die die niedrigsten Omega-3-Fettsäuren im Blut hatten, eine stärkere Schrumpfung des Gehirns aufwiesen als Frauen mit den höchsten Konzentrationen.
„Fisch ist eine ausgezeichnete Quelle für Omega-3-Fettsäuren und leicht in die Ernährung aufzunehmen“, sagte der Studienautor Ka He von der Columbia University in New York. „Es wurde gezeigt, dass Omega-3-Fettsäuren Entzündungen bekämpfen und die Gehirnstruktur im alternden Gehirn aufrechterhalten“, so der Wissenschaftler.
„Es wurde auch festgestellt, dass sie Hirnschäden reduzieren, die durch Neurotoxine wie Blei und Quecksilber verursacht werden. Deshalb haben wir untersucht, ob Omega-3-Fettsäuren eine Schutzwirkung gegen ein anderes Neurotoxin haben, die Feinstaubpartikel der Luftverschmutzung.“
Kein gebratener Fisch
An der Studie nahmen 1.315 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 70 Jahren teil. Sie alle hatten zu Beginn der Studie keine Demenz. Die Frauen füllten Fragebögen zu Ernährung, körperlicher Aktivität und Krankengeschichte aus.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verwendeten den Ernährungsfragebogen, um die durchschnittliche Menge an Fisch zu berechnen, die jede Frau pro Woche konsumierte, einschließlich gegrilltem oder gebackenem Fisch, Thunfischkonserven, Thunfischsalat, Thunfischauflauf und nicht gebratenen Schalentieren.
Gebratener Fisch wurde nicht berücksichtigt, da Untersuchungen gezeigt haben, dass das Braten Omega-3-Fettsäuren schädigt.
Zudem wurden von den Teilnehmerinnen Blutproben genommen und die Menge der Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) in den roten Blutkörperchen bestimmt. Anhand der Wohnadresse wurde die durchschnittliche Feinstaubbelastung der Frauen in den vergangenen drei Jahren ermittelt.
Mit Magnetresonanztomographie (MRT) ließ sich das Gehirn abbilden und verschiedene Bereiche wie die weiße Substanz und der Hippocampus untersuchen. Die weiße Substanz besteht aus Fortsätzen der Nervenzellen, die Signale in andere Hirngebiete schicken. Der Hippocampus ist der Teil des Gehirns, der mit dem Gedächtnis verbunden ist.
Mehr weiße Substanz
Unabhängig von Alter, Bildung, Rauchen und anderen Faktoren, die die Schrumpfung des Gehirns beeinflussen könnten, stellten die Forschenden fest, dass Frauen mit dem höchsten Gehalt an Omega-3-Fettsäuren im Blut mehr weiße Substanz aufwiesen als Frauen mit dem niedrigsten Gehalt.
Diejenigen, die besonders gut mit Omega-3-Fettsäuren versorgt waren, hatten 410 Kubikzentimeter (cm3) weiße Substanz, verglichen mit 403 cm3 bei denjenigen Probandinnen mit dem niedrigsten Gehalt.
Außerdem war bei den Frauen mit dem höchsten Gehalt an Omega-3-Fettsäuren im Blut der Hippocampus größer.
Keine ursächliche Beziehung nachgewiesen
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass ein höherer Gehalt an Omega-3-Fettsäuren im Blut durch Fischkonsum das Gehirnvolumen im Alter von Frauen erhalten und möglicherweise vor den möglichen toxischen Auswirkungen der Luftverschmutzung schützen kann“, sagte Ka He.
„Es ist wichtig anzumerken, dass unsere Studie nur einen Zusammenhang zwischen dem Gehirnvolumen und dem Verzehr von Fisch gefunden hat. Es beweist nicht, dass das Essen von Fisch das Gehirnvolumen bewahrt“, schränkt der Forscher ein.
„Und da separate Studien ergeben haben, dass einige Fischarten möglicherweise Umweltgifte enthalten, ist es wichtig, mit einem Arzt darüber zu sprechen, welche Fischarten Sie essen sollten, bevor Sie Ihrer Ernährung mehr Fisch hinzufügen.“
Wichtig zu wissen, ist auch, welcher Fisch verzehrt werden soll. Wie das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) dazu schreibt, haben fettere Fische wie Lachs, Sardellen, Sardinen, Hering, Makrele und Forelle einen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American Academy of Neurology: Does eating fish protect our brains from air pollution?, (Abruf: 16.09.2020), American Academy of Neurology
- Cheng Chen, Pengcheng Xun, Joel D. Kaufman, Kathleen M. Hayden, Mark A. Espeland, Eric A. Whitsel, Marc L. Serre, William Vizuete, Tonya Orchard, William S. Harris, Xinhui Wang, Helena C. Chui, Jiu-Chiuan Chen, Ka He: Erythrocyte omega-3 index, ambient fine particle exposure, and brain aging; in: Neurology, (veröffentlicht: 15.07.2020), Neurology
- Bundeszentrum für Ernährung: Omega-3-Fettsäuren gegen Feinstaub, (Abruf: 16.09.2020), Bundeszentrum für Ernährung
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.