Lässt sich die Sehkraft wieder herstellen?
Eine neue Form der Therapie könnte bei der Behandlung einer Reihe von Augenkrankheiten helfen und möglicherweise sogar zur Wiederherstellung der Sehkraft bei Frühgeborenen und erwachsenen Personen dienen.
Auf Basis der Erkenntnisse aus einer neuen Studie unter Beteiligung von Forschenden der Oklahoma Medical Research Foundation (OMRF) könnten viele Formen des Sehkraftverlusts künftig möglicherweise effektiv behandelt werden. Veröffentlicht wurde die Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).
Ziel für neue Therapien identifiziert
Die Forschungsgruppe hat bei ihrer Untersuchung eine Verbindung identifiziert, die Therapien für eine Reihe von Augenkrankheiten wie Frühgeborenen-Retinopathie und diabetische Retinopathie ermöglichen könnte. Auf Basis der neuen Studienerkenntnisse könnten möglicherweise sogar Personen mit fortgeschrittenem Krankheitsverlauf eine Wende in ihrem Schicksal erleben, erklären die Forschenden.
Geflecht von Gefäßen blockiert das Licht im Auge
Verschiedene Augenerkrankungen treten auf, wenn Blutgefäße in der Netzhaut außer Kontrolle geraten. Bei diesen Formen der Retinopathie blockiert ein Geflecht von Gefäßen das Licht, dass die Netzhaut erreicht. Dieser Vorgang verursacht Sehprobleme, die bis zur völligen Erblindung führen können, berichten die Fachleute.
Irreversible Sehschäden bei Säuglingen und Erwachsenen
Die Retinopathie bei Frühgeborenen in Verbindung mit einem hohen Sauerstoffgehalt in Brutkästen, löst sich mit der Zeit oft auf natürliche Weise auf. Dies ist aber leider nicht immer der Fall. In diesen Fällen und bei Erwachsenenkrankheiten wie diabetischer Retinopathie können auftretende Sehschäden irreversibel sein.
Blutgefäße von Mäusen wurden untersucht
Die Forschenden versuchten Hinweise auf eine mögliche Verdünnung des außer Kontrolle geratenen Gewirrs der Gefäße zu finden, indem sie eine andere Gruppe von Gefäßen analysierten, die sich auf natürliche Weise zurückbilden und bei Mäusen bereits kurz nach der Geburt verschwinden. Bei der Untersuchung neugeborener Mäuse stellten die Forschenden dann fest, dass die Werte einer bestimmten Klasse zellulärer Proteine sich reduzierte, wenn die Mäuse einen normalen Blutgefäßverlust im Auge erlebten.
Erfolg bisheriger Behandlungen
Die Fachleute stellten die Hypothese auf, dass diese zellulären Proteine ein wichtiger Schalter sein könnten, um Gefäße in einem Modell von Neugeborenen zu eliminieren. „Dies ist ein neuer Weg, sich diesen Krankheiten zu nähern. Die derzeitigen Methoden – invasive Operationen oder lebenslange Injektionen in das Auge – verhindern nur das Fortschreiten der Krankheit und haben oft schwerwiegende Komplikationen”, erklärt Studienautorin Dr. Courtney Griffin in einer Pressemiteilung.
Blutgefäße sollten sich zurückbilden und absterben
Die Forschenden identifizieren eine experimentelle Verbindung, welche die Proteine deaktivierte. So konnte quasi der Schalter umgelegt und ihre Hypothese überprüft werden. Die Forschenden planten die Blutgefäße erkrankter Mäuse so auszutricksen, dass sie sich zurückbilden und auf natürliche Weise absterben – mit Erfolg.
Vorteile des Wirkstoffs
Der dafür eingesetzte Wirkstoff beeinflusst nur anormale Blutgefäße mit langsamer Durchblutung. Die normalen Gefäße, die in einem gesunden Auge benötigt werden, waren dagegen nicht betroffen. Die Ergebnisse öffnen die Tür zu maßgeschneiderten Therapien zur Behebung des Sehverlusts, erklären die Fachleute. „Wir haben gezeigt, dass diese abnormen Gefäße, sobald sie sich in dem jungen Auge gebildet haben, für eine Behandlung empfänglich sind”, sagt Griffin.
Das Team wird den Wirkstoff in Zukunft in Modellen von Augenkrankheiten bei Erwachsenen weiter untersuchen. Mehr Forschung sei nun notwendig, aber dies könnte ein großer Fortschritt in der Behandlung von Sehkraftverlust bei Personen jeden Alters sein, so die Hoffnung des Forschungsteams. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Oklahoma Medical Research Foundation: OMRF discovery holds potential for reversing vision loss (veröffentlicht 06.10.2020), OMRF
- Christopher M. Schafer, Jami M. Gurley, Katarzyna Kurylowicz, Prisca K. Lin, Wen Chen et al.: An inhibitor of endothelial ETS transcription factors promotes physiologic and therapeutic vessel regression, in Proceedings of the National Academy of Sciences (veröffentlicht 05.10.2020), PNAS
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.