Das Robert-Koch-Institut (RKI) vermeldete heute 6.638 Neuinfektionen und 34 neue Todesfälle binnen 24 Stunden. Die zweite Infektionswelle hat demnach Deutschland erreicht. Für Laien aber auch medizinisches Personal ist der Unterschied zwischen einer Coronavirus-Infektion und der saisonalen Grippe auf den ersten Blick schwer zu erkennen. Es existieren aber spezifische Alleinstellungsmerkmale, die auf eine Coronavirus-Infektion hinweisen.
Neben den zur Verfügung stehenden Testmethoden weist auch die vorliegende Symptomatik darauf hin, welche Krankheit den Beschwerden zugrunde liegen kann. Denn neben ein paar Gemeinsamkeiten gibt es durchaus auch Unterschiede.
Übertragung der Viren
Grippeviren und Coronaviren werden auf ähnliche Weise von Mensch zu Mensch übertragen, also vorwiegend durch Tröpfchen, die aus Nase und Mund austreten – vor allem wenn jemand hustet, niest oder spricht. Atmet eine andere Person solche Tröpfchen in der Luft ein, besteht die Möglichkeit einer Infektion. Auch über das Berühren von kontaminierten Oberflächen und das anschließende Anfassen von Mund, Nase oder Augen sei eine Infektion möglich. Da es sich bei COVID-19 um eine neue Erkrankung handelt, gebe es kaum Immunitäten in der Bevölkerung, weshalb SARS-CoV-2 wesentlich ansteckender ist als Grippeviren.
Gemeinsame Symptome von COVID-19 und Grippe sind der Infektiologin zufolge
- Fieber,
- Husten,
- Kurzatmigkeit,
- Müdigkeit,
- Halsschmerzen,
- laufende oder verstopfte Nase,
- Schmerzen im Körper,
- Kopfschmerzen.
Unterschiede bei COVID-19
Einige Menschen mit COVID-19 entwickeln auch andere Symptome. „Bei Patienten mit COVID-19 treten mehr Durchfall-Erkrankungen oder Übelkeit und Erbrechen auf“, berichtet Dr. Kristin Englund, Spezialistin für Infektionskrankheiten an der Cleveland Clinic in den USA. Ebenso seien Geruchs- oder Geschmackssinnsveränderungen und Verwirtheit bei COVID-19 keine Seltenheit. „COVID-19 scheint mehr Organe im Körper zu beeinträchtigen als die Grippe“, so die Forscherin.
COVID-19 dauert länger als Grippe
Wie Dr. Englund berichtet, gibt es auch Unterschiede in der Krankheitsdauer. „In der Regel bleiben Grippesymptome vier oder fünf Tage lang bestehen – vielleicht sogar sieben Tage“, so die Ärztin. Eine COVID-19-Erkrankung dauere jedoch durchschnittlich zehn Tage, bei schweren Verläufen sogar noch länger.
Komplikationen bei Grippe und COVID-19
Bei beiden Erkrankungen können Komplikationen auftreten. Sowohl bei Influenza als auch bei COVID-19 kann es zu Lungenentzündungen, akutem Atemnotsyndrom und Entzündungen des Herzens, des Gehirns oder des Muskelgewebes kommen. Das Risiko für Komplikationen sei bei älteren Personen und bei Menschen mit Grunderkrankungen höher. Dr. Englund zufolge gibt es bei COVID-19 noch zusätzliche Komplikationen. So kann es beispielsweise zu Blutgerinnseln und multisystemischen Entzündungen kommen.
Superspreading-Events
„Was wir bei COVID-19 beobachten, sind die sogenannten ‘Superspreading-Events’, bei denen eine infizierte Person zu einem Treffen oder einer Party geht, aber nicht notwendigerweise Symptome aufweist – und dennoch das Virus auf viele Menschen in seiner Umgebung überträgt“, berichtet Dr. Englund.
Im Verdachtsfall Arzt kontaktieren
Eine sichere Unterscheidung kann jedoch nur ein Test bieten. Die Infektiologin empfiehlt dringend, eine Ärztin beziehungsweise einen Arzt zu kontaktieren, wenn der Verdacht einer Infektion besteht. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um Influenza oder COVID-19 handelt. (sb, vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Flu vs. COVID-19: Can You Tell the Difference? (veröffentlicht: 10.09.2020), clevelandclinic.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.