Johanniskraut: Welche Präparate wirken bei Depressionen?
Echtes Johanniskraut ist seit Jahrhunderten als Heilpflanze bekannt. Während es früher häufig bei Verletzungen angewendet wurde, nutzt man Johanniskraut heute vorwiegend wegen seiner stimmungsaufhellenden Wirkung. Leichte bis mittelschwere Depressionen und depressive Verstimmungen sollen durch die Heilpflanze gelindert werden, doch nicht alle Präparate sind gleich effektiv – wie ein aktueller Test zeigt.
Extrakte aus Johanniskraut gelten als pflanzliche Alternative zu synthetischen Antidepressiva. Das können sie zum Teil auch sein – es kommt aber auf die Dosis an. Und die stimmt nicht überall. Wer in leichten depressiven Phasen Johanniskraut zur Linderung ausprobieren möchte, sollte lieber apothekenpflichtige Mittel kaufen. Diese seien ausreichend hoch dosiert und ihre Wirkung sei belegt, berichtet die Stiftung Warentest.
Wirkung von Johanniskraut nicht immer nachgewiesen
Frei verkäufliche Erzeugnisse hingegen sind Stiftung Warentest zufolge anders zusammengesetzt und niedriger dosiert. In ihrer Zeitschrift „test“ (Ausgabe 11/2020) werden 18 Johanniskraut-Präparate verglichen.
Gegen Depressionen ist ein Kraut gewachsen
Von den zehn apothekenpflichtigen Mitteln waren sieben auch ohne Rezept erhältlich – sie seien für den Einsatz bei milden depressiven Störungen geeignet. Drei Präparate gibt es nur auf Rezept: Sie sind dann zur Behandlung einer leichten bis mittelschweren depressiven Phase zugelassen, so die Warentester.
Bei den acht frei verkäuflichen Mitteln, die es in Drogerien oder Reformhäusern, aber ebenfalls zum Teil auch in Apotheken zu kaufen gibt und die etwa bei nervöser Unruhe, Schlafstörungen und geistiger Erschöpfung helfen sollen, ist die Wirkung laut Stiftung Warentest nicht ausreichend nachgewiesen.
Der entscheidende Unterschied
Die zehn als „geeignet“ bewerteten Mittel enthielten Trockenextrakte – das heißt, die Wirkstoffe wurden durch ein Lösemittel aus dem Johanniskraut gezogen. Die Wirkstoffe seien damit deutlich höher konzentriert als in den Pulvern und Säften, die es frei verkäuflich im Handel gibt. Die Tagesdosis sollte rund 900 Milligramm Trockenextrakt betragen, bei leichten Verstimmungen können auch 500 bis 750 Milligramm ausreichen.
Vorsicht vor Wechselwirkungen
Was man unbedingt im Blick haben sollte, sind die starken Wechselwirkungen, die Johanniskraut mit anderen Medikamenten auslösen kann. Im Zweifel gilt es, vorher mit einem Arzt zu sprechen. Nehmen Frauen die Pille, müssen sie damit rechnen, dass diese aufgrund des Johanniskrautkonsums nicht mehr zuverlässig wirkt.
Bis die Wirkung von Johanniskraut einsetzt, können oft Wochen vergehen. Gehe das Tief aber nach einem Monat nicht weg, sollte man sich ärztliche Hilfe holen, raten die Warentester. Sie betonen zudem, dass Johanniskraut bei schweren Depressionen keine Option ist – hier sollten Betroffene ärztlichen und psychologischen Beistand suchen. Das gilt insbesondere bei aufkommenden Suizidgedanken. (vb; Quelle: dpa/tmn)
Weiterführende Informationen finden Sie in dem Artikel: Johanniskraut – Wirkung und Anwendung.
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Stiftung Warentest: Johanniskraut - Welche Mittel bei depressiven Phasen helfen (veröffentlicht: 20.10.2020), test.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.