Coronavirus lange auf Oberflächen nachweisbar
Es ist bekannt, dass die Übertragung beziehungsweise Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 über die Luft (Aerosole) und insbesondere über Tröpfchen erfolgt. Doch auch eine Weiterverbreitung des Erregers über Oberflächen ist nicht ausgeschlossen. Auf manchen Oberflächen ist das Virus bis zu fast einem Monat nachweisbar.
Für eine Übertragung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 durch Kontakt zu kontaminierten Gegenständen oder über kontaminierte Oberflächen, wodurch nachfolgend Infektionen beim Menschen aufgetreten wären, gibt es derzeit keine belastbaren Belege, erklärt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Allerdings können laut den Fachleuten Schmierinfektionen über Oberflächen nicht ausgeschlossen werden, die zuvor mit Viren kontaminiert wurden.
Nicht sehr stabil auf trockenen Oberflächen
Wie das BfR erklärt, hängt die Stabilität von Coronaviren in der Umwelt von vielen Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beschaffenheit der Oberfläche sowie vom speziellen Virusstamm und der Virusmenge ab. Humane Coronaviren sind im Allgemeinen nicht besonders stabil auf trockenen Oberflächen. Die Inaktivierung in getrocknetem Zustand erfolgt in der Regel innerhalb von Stunden bis einigen Tagen.
Für das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 zeigen Laboruntersuchungen einer US-amerikanischen Arbeitsgruppe, dass es nach starker Kontamination bis zu drei Stunden als Aerosol, bis zu vier Stunden auf Kupferoberflächen, bis zu 24 Stunden auf Karton und bis zu zwei bis drei Tagen auf Edelstahl und Plastik infektiös bleiben kann. Die Ergebnisse der Forschenden wurden in der Fachzeitschrift „The New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.
Eine andere Studie australischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kam unter anderen Laborbedingungen zu dem Ergebnis, dass SARS-CoV-2 bei 20 Grad Celsius noch bis zu 28 Tage auf verschiedenen Oberflächen wie Glas, Edelstahl und Papier nachweisbar war. Die Ergebnisse dieser Studie wurden im Fachblatt „Virology Journal“ publiziert.
Und Daten einer weiteren, im „Journal of Infection“ veröffentlichten Studie weisen darauf hin, dass SARS-CoV-2 auch bei erhöhter Temperatur (30 Grad Celsius) mehrere Tage auf einer Metalloberfläche infektiös bleiben kann. Allerdings führte die Abtrocknung der Oberfläche laut dem BfR innerhalb einer Stunde zu einem signifikanten Rückgang der Infektiosität (100-fache Reduktion).
Bei niedrigeren Temperaturen länger infektiös
Damit ist die im Labor ermittelte Stabilität des Coronavirus SARS-CoV-2 in den meisten Fällen geringer als diejenige von vielen anderen Krankheitserregern, beispielsweise verschiedenen unbehüllten Viren oder Bakteriensporen. Den Angaben zufolge wurde die in den Studien genannte Stabilität dieser Viren im Labor unter optimalen Bedingungen und mit hohen Viruskonzentrationen ermittelt. In der Praxis ist jedoch zu erwarten, dass die Stabilität des Coronavirus SARS-CoV-2 wegen zusätzlicher Faktoren, wie zum Beispiel Tageslicht, schwankender Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie geringeren Kontaminationslevels, geringer ist als in den Laborstudien ermittelt.
Wie auch bei anderen Viren bekannt, kann das Coronavirus SARS-CoV-2 bei niedrigen Temperaturen auf feuchten Oberflächen deutlich länger infektiös bleiben. In einem Preprint-Artikel (eine Veröffentlichung, die noch nicht durch ein in der Wissenschaft übliches Gutachterverfahren geprüft wurde) beschreibt ein Forschungsteam, dass in Laborversuchen das SARS-CoV-2 auf Fisch, Hühner- und Schweinefleisch nach drei Wochen Lagerung bei 4°C, -20°C und – 80°C noch infektiös war und sich die Virusmenge dabei nur wenig reduziert hatte. Allerdings wurden für die Studie sehr hohe Viruskonzentrationen genutzt.
Das BfR weist darauf hin, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher vor Virus-Übertragungen über Oberflächen und Lebensmittel schützen können, indem sie die allgemeinen Hygieneregeln beachten. Hierzu gehört unter anderem regelmäßiges Händewaschen und Fernhalten der Hände aus dem Gesicht, gründliches Waschen der Hände nach dem Kontakt mit Lebensmitteln und deren Verpackungen sowie Lebensmittel ausreichend zu waschen und zu erhitzen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Kann das neuartige Coronavirus über Lebensmittel und Gegenstände übertragen werden?, (Abruf: 21.10.2020), Bundesinstitut für Risikobewertung
- Neeltje van Doremalen, Ph.D., et al.: Aerosol and Surface Stability of SARS-CoV-2 as Compared with SARS-CoV-1; in: The New England Journal of Medicine, (veröffentlicht: 17.03.2020), The New England Journal of Medicine
- Shane Riddell, Sarah Goldie, Andrew Hill, Debbie Eagles & Trevor W. Drew: The effect of temperature on persistence of SARS-CoV-2 on common surfaces; in: Virology Journal, (veröffentlicht: 07.10.2020), Virology Journal
- Annika Kratzel, Silvio Steiner, Daniel Todt, Philip V'kovski, Yannick Brueggemann, Joerg Steinmann, Eike Steinmann, Volker Thiel, Stephanie Pfaender: Temperature-dependent surface stability of SARS-CoV-2; in: Journal of Infection, (veröffentlicht: 02.06.2020), Journal of Infection
- Dale Fisher, Alan Reilly, Adrian Kang Eng Zheng, Alex R Cook, Danielle E. Anderson: Seeding of outbreaks of COVID-19 by contaminated fresh and frozen food; in: bioRxiv, (veröffentlicht: 18.08.2020), bioRxiv
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.