Die richtige Ernährung gegen Diabetes
Die Zahl der Menschen, die an Diabetes leiden, steigt seit Jahren an. Nach der Diagnose werden Betroffene häufig schnell medizinisch behandelt. Doch in vielen Fällen kann die sogenannte „Zuckerkrankheit“ auch durch einen gesunden Lebensstil in den Griff bekommen werden. Die richtige Ernährung spielt hierbei eine besondere Rolle.
Wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) in einer aktuellen Mitteilung berichtet, kann eine Veränderung des Lebensstils mit Ernährungsumstellung und mehr Bewegung einem Diabetes Typ 2 vorbeugen oder ihn sogar zurückdrängen. Aber gerade bezüglich Ernährung sind sich viele der rund sieben Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland unsicher: Welche Ernährungsmaßnahmen sind wirklich empfehlenswert?
Veränderung des Lebensstils
Laut der DDG wächst das Risiko für einen Typ-2-Diabetes um etwa 20 Prozent je 1 kg/m² höherem BMI. „Eine konsequente Lebensstilumstellung mit dem Ziel der Körpergewichtsreduktion ist für Menschen mit Übergewicht daher unerlässlich“, erklärt Professor Dr. med. Diana Rubin, Chefärztin und Leiterin des Zentrums für Ernährungsmedizin am Vivantes Klinikum Spandau und Humboldt-Klinikum Berlin. Laut der Ärztin könne nur so einem Diabetes vorgebeugt oder dieser effektiv therapiert werden.
„Doch eine Veränderung des Lebensstils gelingt leider erstaunlich wenigen Patientinnen und Patienten“, sagt die Ernährungsmedizinerin. Langzeitdaten belegen, dass nur maximal zehn bis 15 Prozent aller Patientinnen und Patienten dauerhaft eine Lebensstiländerung durchhalten. Als Grund hierfür nennt Rubin Diäten, die die Betroffenen für sich nicht annehmen, aber auch äußere Einflüsse, wie gesellschaftliche Lebensbedingungen. „Präventive Maßnahmen müssen immer in zwei Dimensionen betrachtet werden: Verhaltensprävention und Verhältnisprävention. Nur eine Kombination beider Maßnahmen kann die weltweite Diabetes-Pandemie aufhalten“, so Rubin.
Richtige Ernährung und ausreichend Bewegung
Wie es in der Mitteilung heißt, nimmt eine Verhaltensprävention Einfluss auf das individuelle Gesundheitsverhalten. Jede und jeder Einzelne muss durch eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung etwas für die eigene Gesundheit tun. „Eine kürzlich veröffentlichte Studie zu Ernährungsformen zeigte, dass bei einem Diabetes Typ 2 zwei Diätmodelle gute Wirkung erzielen: Low-Carb und traditionell-mediterrane Diät“.
Die Expertin begrüßt, dass die Fachgesellschaften das Low-Fat-Dogma 2018 endlich verlassen haben. „Die Präventionsstudien der letzten Dekaden haben ausnahmslos eine kohlenhydratreiche Ernährung mit weniger als 30 Energieprozent Fett genutzt.“ Doch diese Annahme ist laut der Medizinerin überholt: „Gesättigte Fette sind nach gegenwärtiger Datenlage nicht einmal epidemiologisch mit dem Diabetesrisiko assoziiert“, erläutert Rubin.
Zudem müsse bei neuen Diätmodellen auch immer die Compliance der Betroffenen mitberücksichtigt werden: „Was gut ist, muss nicht jedem gut schmecken“, sagt Rubin. So kommt die mediterrane Diät bei Menschen aus Nordeuropa häufig nicht gut an. Hier gelte es, die Gerichte und Inhaltsstoffe regionaltypisch abzuwandeln – zum Beispiel statt Olivenöl, Rapsöl. Auch haben Personen, die Fleisch essen, wenig Interesse daran, plötzlich vegetarisch zu leben. „Dem müssen wir Rechnung tragen und den Speiseplan für alle Zielgruppen entsprechend attraktiv gestalten“, meint Rubin.
Wichtig sind die einzelnen Inhaltsstoffe
Zwar fehlen bislang noch eindeutige und randomisiert-kontrollierte Studien zur optimalen „Diabetes-Diät“, doch eines scheint klar: „Neben dem reinen Kaloriengehalt entstehen die protektiven Effekte vor allem über die einzelnen Lebensmittelinhaltstoffe. Beispielsweise ist die Qualität der Kohlenhydrate und Fette entscheidend“, erklärt Rubin.
An dieser Stelle setzt laut der Ärztin die Verhältnisprävention an, die als zweiter Baustein in der Diabetesprävention ausschlaggebend ist. „Wir müssen Gesundheitsprävention auch gesamtgesellschaftlich angehen.“ Die Lebensmittelindustrie sei gefragt, wenn es um qualitativ hochwertige und gesunde Inhaltsstoffe der Produkte geht. Das sei nur über eine verpflichtende und eindeutige Kennzeichnung kritischer Nährstoffe, eine verpflichtende Reformulierung kritischer Lebensmittel bis hin zu Werbeverboten zu erreichen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG): Mit Ernährung gegen Diabetes, (Abruf: 04.11.2020), Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.