Schützt Vitamin D vor dem Coronavirus?
Ob Vitamin D vor einer Erkrankung mit COVID-19 schützen kann, ist bislang umstritten. Der nachfolgende Artikel fasst die bisherigen Erkenntnisse zur Schutzwirkung von Vitamin D in Bezug auf das Coronavirus zusammen.
Vitamin-D-Mangel ist weitverbreitet
Insbesondere in Winter leiden viele Personen unter einem Mangel an Vitamin D, denn normalerweise wird Vitamin D hauptsächlich durch die Sonnenlichteinstrahlung auf die Haut gebildet und mangels Sonnenlicht im Winter kann leicht ein Defizit auftreten. Außerdem nimmt die sogenannte Vitamin-D-Synthesefähigkeit der Haut im Alter leider, was Vitamin-D-Mangel bei älteren Menschen begünstigt.
Vitamin D über die Ernährung aufnehmen
Neben dem Sonnenlicht ist auch die aufgenommene Ernährung eine wichtige Quelle für Vitamin-D. Einige fettreiche Lebensmittel wie beispielsweise Lachs, Thunfisch und Leber enthalten Vitamin-D. Zudem gibt es spezielle Lebensmittel, welche mit Vitamin D angereicht wurden. Zu diesen gehören zum Beispiel Margarine, Champignons und Pfifferlinge. Über die Nahrung wird aber nur ein geringer Prozentsatz des täglichen Bedarfs an Vitamin D gedeckt.
Kostenlose Verteilung von Vitamin-D-Präparaten?
In England planen die Gesundheitsbehörden in diesem Winter Vitamin-D-Präparate kostenlos an mehr als 2,5 Millionen vulnerable Personen abzugeben. Dabei handelt es sich vorwiegend um Menschen in Altersheimen. In diesem Jahr sei es wichtiger als je zuvor, dass Menschen Vitamin-D einnehmen, weil die meisten Personen weniger Zeit im Freien verbringen. Daher hat sich die Regierung entschlossen den klinisch extrem gefährdeten Menschen Vitamin-D zu geben, erklärt Dr. Alison Tedstone von Public Health England gegenüber dem Nachrichtensender BBC.
Vitamin D schützt Muskeln und Knochen
Vitamin D ist besonders wichtig für Knochen und Muskulatur, hat aber auch eine vorbeugende Wirkung gegen Atemwegsinfekte. Bei einem Mangel kann es durchaus sinnvoll sein Vitamin-D-Präparate einzunehmen. In diesem Zusammenhang warnt das Robert Koch-Institut (RKI) allerdings vor einer Überdosierung. Diese könne beispielsweise zu Übelkeit und sogar zu schweren Nieren-, Herz- und Kreislauf-Problemen führen.
COVID-19: Erkrankte weisen Häufig Vitamin-D-Mangel auf
Bereits im April des Jahres 2020 zeigte eine Studie (PDF), dass an COVID-19 erkrankte Menschen häufig einen Vitamin-D-Mangel aufweisen. Eine weitere Studie unter Beteiligung der Universität Cantabria in Santander ergab, dass 82,2 Prozent der an COVID-19 erkrankten Personen unter Vitamin-D-Mangel leiden. In der Kontrollgruppe mit Menschen ohne eine Erkrankung durch das Coronavirus lag der Wert dagegen nur bei 47,2 Prozent.
Mögliche Gründe für erhöhtes Risiko
Die Forschenden erklärten dazu, dass Menschen mit Vitamin-D-Mangel eine höhere Prävalenz von Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen. Außerdem hätten die betroffenen Personen erhöhte Serum-Ferritin- und Troponin-Spiegel sowie eine längere Verweildauer im Krankenhaus als Personen mit 25OHD-Spiegeln ≥20 ng/mL.
Die Forschenden der Universität Cantabria erklärten allerdings auch, dass sie keinen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Konzentrationen oder Vitaminmangel und der Schwere der Erkrankung festgestellt haben.
Einfluss von Vitamin D auf Atemwegsinfekte?
Über Vitamin D ist bekannt, das es vorteilhaft für die Knochen ist, daher wird es häufig zur Vorbeugung von Osteopenie verschrieben, einer Vorstufe zur Osteoporose. Untersuchungen, welche ausschließlich an Kindern in Asien durchgeführt wurden, zeigten, dass Vitamin D auch bestimmte Immunfunktionen bei Atemwegsinfektionen modulieren kann.
Dies könnte für einen Zusammenhang zwischen Vitamin-D und COVID-19 sprechen. Die Aussage, dass Vitamin-D vor COVID-19 schützt, ist nach Ansicht der Fachleute jedoch verfrüht. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben einige Forschungsgruppen weltweit festgestellt, dass bei Menschen mit Vitamin-D-Mangel häufiger Erkrankungen mit COVID-19 vorliegen. Dies sei aber kein endgültiger Beweis für einen Kausalzusammenhang.
Ergebnisse weiterer Untersuchungen
Eine weitere Studie ergab, dass Kinder mit COVID-19 durchschnittlich einen geringeren Vitamin-D-Spiegel hatten, als es bei einer Kontrollgruppe von gesunden Kindern der Fall war. An der Untersuchung nahmen jedoch keine chronisch kranken Kinder teil. Die Ergebnisse deuten dennoch darauf hin, dass die Vitamin-D-Werte mit dem Auftreten von COVID-19 in Verbindung gebracht werden können.
Schwere COVID-19-Erkrankung begünstigt durch Vitamin-D-Mangel?
Forschende der deutschen Universität Hohenheim haben die Ergebnisse von 30 Studien analysiert, welche sich mit COVID-19 und Vitamin D befassten. Dabei festgestellt, das das Risiko für einen schweren Verlauf bei einer COVID-19-Erkrankung mit niedrigeren Vitamin-D-Spiegeln höher ausfällt, als es bei Menschen mit normalen Vitamin-D-Werten.
Allerdings verweisen die Forschenden darauf, dass eine vorliegender Vitamin-D-Mangel oft mit verschiedenen anderen Vorerkrankungen in Verbindung steht, die ihrerseits Einfluss auf das COVID-19-Risiko haben können. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- BBC: Covid: Free Vitamin D pills for 2.5 million vulnerable in England (veröffentlicht 30.11.2020), BBC
- Robert Koch Institut: Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zu Vitamin D (Stand: 25.01.2019), RKI
- Ali Daneshkhah, Vasundhara Agrawal, Adam Eshein, Hariharan Subramanian, Hemant K. Roy , Vadim Backman: The Possible Role of Vitamin D in Suppressing Cytokine Storm and Associated Mortality in COVID-19 Patients, in medRxiv (veröffentlicht 30.04.2020), medRxiv
- José L Hernández, Daniel Nan, Marta Fernandez-Ayala, Mayte García-Unzueta, Miguel A Hernández-Hernández et al.: Vitamin D Status in Hospitalized Patients with SARS-CoV-2 Infection, in Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism (veröffentlicht 27.10.2020), JCEM
- Kamil Yılmaz, Velat Şen: Is vitamin D deficiency a risk factor for COVID‐19 in children?, in Pediatric Pulmonology (veröffentlicht 05.10.2020), Pediatric Pulmonology
- Hans K.Biesalski: Vitamin D deficiency and co-morbidities in COVID-19 patients – A fatal relationship?, in NFS Journal (veröffentlicht Volume 20, August 2020, Pages 10-21), NFS Journal
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.