Alkoholkonsum im Corona-Lockdown
Viele Menschen scheinen im Zuge der COVID-19-Pandemie mehr Alkohol zu konsumieren. Besonders stark gefährdet sind dabei laut einer aktuellen Untersuchung aus Großbritannien jüngere, weibliche Personen, die unter Ängsten leiden.
Ein Viertel der Alkohol trinkenden Menschen in Großbritannien gibt an, dass sie während des ersten COVID-19-Lockdowns mehr Alkohol als üblich konsumiert haben, so das Ergebnis einer Untersuchung von Forschenden des University College London (UCL). Die Studie wurde in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Drug and Alcohol Dependence“ publiziert.
Erwachsene wurden zu ihrem Trinkverhalten befragt
Für die Untersuchung wurden über 30.000 erwachsene Personen zu ihrem Trinkverhalten während der ersten Phase des Lockdowns in Großbritannien zwischen dem 21. März und dem 4. April 2020 befragt.
Dabei stellte sich heraus, dass etwa ein Drittel der Befragten (34,3 Prozent) keine alkoholischen Getränke zu sich nahm. Von den Alkohol trinkenden Personen gaben indes 48,1 Prozent an, dass sie die gleiche Menge Alkohol trinken, wie es auch vor dem Lockdown der Fall war, 25,7 Prozent gaben an, dass sie weniger Alkohol als vorher tranken, und 26,2 Prozent berichteten über einen gestiegenen Alkoholkonsum.
Insbesondere junge Frauen tranken mehr Alkohol
Jüngere, gebildete Frauen mit einem Haushaltseinkommen von mehr als 30.000 Pfund scheinen besonders stark von einem erhöhten Alkoholkonsum betroffen zu sein, berichtet das Team. Die Forschenden fanden außerdem heraus, dass das Vorhandensein einer Angststörung, finanzieller Stress oder die Befürchtung, sich mit COVID-19 anzustecken oder ernsthaft zu erkranken, Faktoren waren, die mit einem erhöhten Alkoholkonsum verbunden waren.
Die Studienautorin Dr. Claire Garnett vom UCL Institut für Epidemiologie und Gesundheitswesen erklärt dazu in einer Pressemitteilung: „Obwohl Frauen mit größerer Wahrscheinlichkeit als Männer berichten, dass sie während des Lockdowns mehr als üblich getrunken haben, ist starkes Trinken immer noch eher damit verbunden, männlich zu sein, was auch vor dem Lockdown der Fall war.“
Warum trinken Frauen mehr während des Lockdowns?
„Es könnte sein, dass Frauen während des Lockdowns mehr trinken als sonst, weil sie durch die Pandemie aufgrund der verstärkten Ungleichheit zwischen den Geschlechtern negativer betroffen sind, da Frauen eher ihre Arbeit verlieren und die Last der vermehrten Kinderbetreuung und Hausarbeit tragen“, fügt die Expertin hinzu.
Alkohol zur Selbstmedikation?
Das Vorhandensein einer Angststörung wurde mit einem höheren Alkoholkonsum als üblich in Verbindung gebracht, und die Forschungsgruppe betont, dass es möglich sei, dass Menschen mit Angststörungen ihr Trinkverhalten zur Selbstmedikation oder als wenig hilfreichen Bewältigungsmechanismus während einer Zeit erhöhter Angst ändern.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass jede vierte Alkohol trinkende Person von einem Anstieg des Alkoholkonsums seit dem Beginn des Lockdowns berichtet, und dass gezielte Ansätze zur Unterstützung bestimmter Gruppen, die eher dazu neigen, mehr zu trinken, erforderlich sind, besonders in Zeiten weiterer Lockdowns, fügt Studienautorin Dr. Melissa Oldham hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Claire Garnett, Sarah Jackson, Melissa Oldham, Jamie Brown, Andrew Steptoe, DaisyFancourt: Factors associated with drinking behaviour during COVID-19 social distancing and lockdown among adults in the UK, in Drug and Alcohol Dependence (veröffentlicht 14.01.2021), Drug and Alcohol Dependence
- University College London: A quarter of adults reported drinking more during first lockdown (veröffentlicht 14.01.2021), UCL
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.