Auswirkungen von sportlicher Aktivität auf die Periode?
Viele Menschen wissen nicht, dass sportliches Training auch den Menstruationszyklus beeinflussen kann. Doch wie kann es passieren, dass bei Frauen, die sehr viel Sport machen, die Periode ausfällt?
Das Auftreten einer sogenannten Amenorrhoe, also das Ausbleiben des Menstruationszyklus, durch sportliches Training, ist ein durchaus kritisch zu bewertendes Symptom, das auch im Zusammenhang mit ernsthaften Ernährungproblemen zu sehen ist, berichtet die Ernährungsberaterin Kate Patton von der Cleveland Clinic.
Die Expertin erklärt, dass dieses Problem ein Teil der sogenannten Female Athlete Triad ist, einem potenziell ernsthaften Syndrom aus drei miteinander kombinierten gesundheitlichen Risikofaktoren: Amenorrhoe, Knochenschwund/Osteoporose und geringe Energieverfügbarkeit mit oder ohne Essstörung.
Junge Sport treibende Frauen haben erhöhtes Risiko
Bei Sportlerinnen, die einen Risikofaktor aufweisen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie die beiden anderen entwickeln – oder sie haben sie bereits, erklärt Patton. Diese Triade ist relativ häufig bei jungen Frauen, die Sport treiben, und sie kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, warnt die Expertin. Die gute Nachricht sei jedoch, dass die Triade vermeidbar und oft reversibel ist, wenn die Symptome frühzeitig erkannt werden und ärztliche Hilfe in Anspruch genommen wird.
Ernsthafte Auswirkungen der Amenorrhoe
Das Ausbleiben der Periode mag wie ein angenehmer Nebeneffekt von intensivem Training erscheinen, aber die gesundheitlichen Auswirkungen, die mit einer Amenorrhoe verbunden sind, können ernst sein. „Amenorrhoe kann ein Anzeichen für eine trainingsinduzierte Anorexie sein, die auf Energieentzug durch zu wenig Essen, zu viel Training oder eine Kombination aus beidem zurückzuführen ist”, erläutert Patton in einer Pressemitteilung der Cleveland Clinic.
Kein Muskelaufbau bei Amenorrhoe?
Während der Amenorrhoe verlangsamt sich der Stoffwechsel stark – so stark, dass der Eisprung eingestellt wird, um Energie einzusparen. Dadurch erreichen betroffene Personen dann das Gegenteil von dem, was sie sich wahrscheinlich erhofft haben. Denn in diesem Zustand kann fettfreie Muskelmasse nicht erhöht werden, da der Aufbau von Muskeln Energie benötigt.
Es ist sogar möglich, dass die Muskeln hierbei abbauen, damit weitere lebenswichtige Organe versorgt werden können. In diesem geschwächten Zustand wird Ihr Körper außerdem anfälliger für Verletzungen, erklärt die Ernährungsberaterin.
Gefahren durch abfallenden Östrogenspiegel
Östrogen hilft dabei, die Knochen stark zu halten. Aber wenn der Östrogenspiegel nach der Menopause auf natürliche Weise abnimmt, steigt damit auch das Risiko für Knochenbrüche. Knochenschwund oder Osteoporose kann zudem in jedem Alter durch einen niedrigen Östrogenspiegel, ausgelöst durch Amenorrhoe, entstehen.
Knochenschwund kann auftreten, wenn die Kalorienzufuhr für die sportliche Belastung nicht ausreicht. Die übermäßige Energie, die für schweres sportliches Training benötigt wird, verbraucht in diesem Fall die Energie, die der Körper für die Östrogenproduktion benötigt, erläutert die Expertin.
Gestörtes Essverhalten durch hartes Training?
Wenn die Kalorienzufuhr zur Gewichtsabnahme eingeschränkt wird, kann sogenanntes ungeordnetes Essen auftreten. Manche Frauen schränken die Nahrungsaufnahme ungewollt ein, wenn sie einen übermäßigen Trainingsplan mit den Anforderungen von Arbeit, Schule und/oder Familienleben in Einklang bringen möchten. Mit der Zeit kann sich diese Nahrungsbeschränkung zu einer Besessenheit oder einem gestörten Essverhalten entwickeln, warnt Patton.
„Weibliche Athleten, die am anfälligsten für eine Einschränkung der Kalorienzufuhr sind, sind diejenigen, die exzessiv trainieren, Sportarten ausführen, die Gewichtskontrollen erfordern, oder die Sportarten betreiben, die von einer schlankeren Körperzusammensetzung profitieren”, berichtet Patton weiter. Teenager mit kontrollierenden Eltern oder Trainern können ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Essstörungen haben, fügt die Expertin hinzu.
Hartes Training benötigt die richtige Ernährung
Um hart zu trainieren, müssen die richtigen Lebensmittel verzehrt werden, damit der Körper mit auseichend Energie versorgt wird. Patton erklärt dazu, dass durch die richtigen Lebensmittel Muskeln aufgebaut und Verletzungen verhindert werden.
Empfohlen werden:
- drei volle Mahlzeiten pro Tag,
- ausgewogene Mahlzeiten mit Kohlenhydraten, Eiweiß und Fett,
- niemals bestimmte Lebensmittelgruppen (beispielsweise Fette) komplett weglassen, da dies ein Anzeichen für eine gestörte Ernährung ist,
- nach dem Training innerhalb von 30 bis 60 Minuten essen,
- nach dem Training Mahlzeiten essen, welche reich an Kohlenhydraten sind und mäßig Proteine enthalten,
- über den Tag verteilt mindestens drei kohlenhydratreiche Zwischenmahlzeiten zu sich nehmen,
- alle 15 bis 30 Minuten 15 Gramm Kohlenhydrate zu sich nehmen oder ein Sportgetränk trinken, wenn das Training länger als 90 Minuten dauert,
- ausreichende Mengen an Kalzium (1.000 bis 1.300 mg pro Tag) zu sich nehmen.
Ärztlichen Rat einholen
Patton berichtet außerdem, dass weibliche Athleten, die annehmen, dass sie ein Risiko für Female Athlete Triad haben, einen Sportmediziner oder eine Sportmedizinerin aufsuchen sollten. „Wenn Sie Schwierigkeiten haben, eine gesunde Ernährung aufzubauen oder Ihre Kalorienzahl zu erhöhen, sollten Sie einen registrierten Ernährungsberater aufsuchen, um professionelle Hilfe zu erhalten”, erklärt die Expertin.
„Viele Frauen leugnen die Entwicklung einer trainingsinduzierten Anorexie durch ungeordnetes Essen. Aber das Ausbleiben der Periode ist ein Zeichen dafür, dass sie nicht genug essen und eine weitere Untersuchung benötigen“, fügt Patton hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Is It Normal to Lose Your Period Because of Exercise? (veröffentlicht 02.02.2021), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.