Untersuchung: Fast 70 verschiedene Keime in Kapsel-Kaffeemaschinen nachgewiesen
Kapsel-Kaffeemaschinen erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Zwar wird seit langem kritisiert, dass diese Form der Zubereitung zu einem riesigen Müllproblem führt, doch das hält viele Menschen nicht davon ab, ihren Kaffee auf diese Weise aufzubrühen. Nun haben Wissenschaftler aber auch noch belegt, dass solche Kapsel-Maschinen echte Keimschleudern sind.
Gigantisches Müllproblem
Allein in Deutschland sollen Berechnungen zufolge pro Jahr rund 5.000 Tonnen Aluminium und Plastikmüll aus etwa drei Milliarden Kaffeekapseln anfallen. Die Umweltbilanz dieser Form der Kaffee-Zubereitung fällt wahrlich nicht gut aus. Trotzdem werden Kapsel-Kaffeemaschinen immer beliebter. Vor allem die Schweizer Nestlé-Tochterfirma Nespresso kann sich dabei gut auf dem Markt behaupten. Zwar zeigte unter anderem eine Untersuchung der Stiftung Warentest, dass auch günstige Kaffeekapseln meistens gut sind, doch viele Verbraucher setzen eher auf die große Namen. Neben dem Schaden für die Umwelt kommt jetzt ein weiterer Kritikpunkt hinzu. Wissenschaftler haben in mehreren Kapsel-Kaffeemaschinen bis zu 67 verschiedene Keime nachgewiesen. Für manche Menschen könnte dies zu einem Gesundheitsrisiko führen.
Fast 70 verschiedene Keime in Kaffeemaschinen
Manche Substanzen im Kaffee wirken zwar antibakteriell und mitunter sogar keimtötend, trotzdem haben Forscher aus Spanien nun nachgewiesen, dass Kapsel-Kaffeemaschinen wahre Keimschleudern sein können. Wissenschaftler der Universidad de Valencia haben in einer Untersuchung fast 70 verschiedene Keime in den Auffangbehältern für verbrauchte Kapseln und Tropfschalen festgestellt. Für die Studie, deren Ergebnisse im Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlicht wurden, haben die Forscher zehn verschiedene Maschinen des Nespresso-Kapselsystems getestet. Diese in Gebrauch befindlichen Maschinen waren mindestens ein Jahr lang in Büros oder in Privathaushalten in Benutzung. Sie wurden von drei bis 20 Kaffeetrinkern benutzt, und es wurden damit mindestens 20 Tassen Kaffee pro Tag zubereitet.
Auffangbehälter und Tropfschalen regelmäßig reinigen
Wie das Team unter der Leitung von Cristina Vilanova berichtet, konnten in den Auffangbehältern, in den die verbrauchten Kaffeekapseln fallen, bis zu 67 verschiedene Keime festgestellt werden. Auch die Tropfschalen unter dem Kaffeeauslauf können belastet sein, wenn sie nicht regelmäßig gereinigt werden. In einem weiteren Schritt machten die Wissenschaftler einen Test mit einer neuen Maschine, mit der täglich fünf Kaffeekapseln verarbeitet wurden. Auch in deren Auffangbehälter hatte sich nach zwei Monaten ein vergleichbares Keimmilieu gebildet, wie in den Maschinen der ersten Versuchsreihe. Die Bakterien überleben trotz der keimtötenden Eigenschaften des Kaffees. Um die Keimlast zu verringern, ist es daher dringend nötig, Auffangbehälter und Tropfschalen regelmäßig zu leeren und zu reinigen.
Gesundheitsrisiken für geschwächte Personen
Den Angaben zufolge fanden die Wissenschaftler in allen Maschinen Keime aus der Gruppe der Enterokokken und der Pseudomonas. Enterokokken sind vor allem für Menschen deren Immunsystem bereits geschwächt ist und für Kleinkinder ein gesundheitliches Risiko. Ihnen drohen Harnwegs- und Magen-Darm-Infektionen, die mit Symptomen wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen einhergehen können. Der Erreger Pseudomonas aeruginosa kann gesunden Menschen wenig anhaben. Doch für bestimmte Risikopatienten, deren Immunsystem ohnehin geschwächt ist, stellt der Keim eine ernstzunehmende Gesundheitsgefahr dar, zumal er sich häufig besonders resistent gegen Antibiotika zeigt. Neben diesen beiden Keimen konnten die Forscher zudem Stenotrophomonas, Sphingobacterium, Acinetobacter und einige weitere Erreger feststellen. Wie „t-online.de“ berichtet, betrachten die Forscher die gefundenen Keime jedoch weniger aus einem gesundheitlichen Aspekt. In der Studie schreiben sie: „Die hier beschriebenen erstmals entdeckten Bakteriengemeinschaften, sind potentiell nützlich für biotechnologisch relevante Prozesse, einschließlich Entkoffeinierung und biologische Sanierung.“ (ad)
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Wichtiger Hinweis:
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