Keine pauschale Empfehlung für eine Vitamin-D-Supplementation möglich
Mögliche Zusammenhänge zwischen einem Vitamin-D-Mangel und COVID-19 sowie mögliche Vorteile einer präventiven Einnahme von Vitamin D werden in der Fachwelt bereits länger diskutiert. Nun hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine Auswertung der bisher verfügbaren Studien vorgenommen und die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.
In der Fachinformation „Zum Zusammenhang zwischen der Vitamin-D-Zufuhr bzw. dem Vitamin-D-Status und dem Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion sowie der Schwere des Verlaufs einer COVID-19-Erkrankung – ein Überblick über die aktuelle Studienlage“ kommt die DGE zu dem Schluss, dass auf Basis der verfügbaren Daten keine pauschale Empfehlung für eine Vitamin-D-Supplementation möglich sei. Allerdings bestehen durchaus Hinweise auf mögliche Zusammenhänge zwischen COVID-19 und dem Vitamin-D-Status.
Wichtige Funktion für das Immunsystem
„Vitamin D hat neben den zentralen Funktionen für die Knochengesundheit auch regulatorische Effekte auf das Immunsystem“, erläutert die DGE. So scheint ein möglicher Zusammenhang mit dem Risiko einer Coronavirus-Infektion durchaus plausibel. Der Nutzen von Vitamin D bei der Prävention und Behandlung von COVID-19 wird daher seit dem Ausbruch der Pandemie intensiv diskutiert.
Hinweise auf einen Zusammenhang
Verschiedene Studien deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Status und dem COVID-19-Risiko hin. So verweist beispielsweise die renommierte Mayo Clinic (USA) in einem aktuellen Beitrag auf einen Studie mit 489 Personen, bei der sich gezeigt habe, dass Personen mit Vitamin-D-Mangel häufiger positiv auf das Virus getestet wurden, als Personen mit normalen Vitamin-D-Werten. In anderen Untersuchungen habe zudem ein erhöhter Anteil von COVID-19-Erkrankten mit akutem Atemversagen einen Vitamin-D-Mangel aufgewiesen.
In einer weiteren Studie erhielten 50 Personen, die wegen COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, eine hohe Dosis einer Hormonvorstufe von Vitamin D (Calcifediol) und nur eine Person benötigte eine Behandlung auf der Intensivstation, im Gegensatz zu 13 von 26 Personen, die in der Kontrollgruppe eine Behandlung auf der Intensivstation benötigten, berichtet die Mayo Clinic.
Ursache-Wirkungs-Beziehung unklar
Auch die DGE verweist darauf, dass die aktuelle Studienlage einen potenziellen Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Serumspiegel und einem erhöhten Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion beziehungsweise für einen schweren COVID-19-Verlauf vermuten lasse. Doch übereinstimmend mit der Einschätzung der Mayo Clinic und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt die DGE zu dem Schluss, dass die bisherigen Studienergebnisse nicht ausreichen, um eine eindeutige Ursache-Wirkungs-Beziehung nachzuweisen und die Verwendung von Vitamin D zur Vorbeugung oder zur Behandlung von COVID-19 zu empfehlen.
„Pauschal kann keine Empfehlung für eine Vitamin D-Supplementation gegeben werden, um einer SARS-CoV-2-Infektion vorzubeugen oder den Schweregrad einer COVID-19-Erkrankung zu verringern. Dies stützen auch die Aussagen anderer Fachinstitutionen wie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) oder des Robert Koch-Instituts (RKI)“, so die Mitteilung der DGE.
Vitamin-D-Mangel weit verbreitet
Allerdings bleibe die unzureichenden Versorgung mit Vitamin D in Deutschland weit verbreitet und .gerade in den Wintermonaten reiche in unseren Breitengraden die UVB-Strahlung für die Vitamin-D-Synthese in der Haut kaum aus. „Eine Supplementation von Vitamin D in Höhe des Referenzwerts von täglich etwa 20 µg (800 IE) kann daher zur Sicherstellung eines adäquaten Vitamin-D-Status erforderlich sein“, erläutert der DGE-Präsident Professor Dr. Jakob Linseisen.
Überdosierung ein Risiko
Doch könne eine andauernde Überdosierung mit Vitamin-D-Präparaten (>100 µg/Tag) auch zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Nierensteinen, Nierenverkalkungen sowie Störungen des Herz-Kreislauf-Systems führen, warnt die DGE. Daher empfiehlt die Fachgesellschaft grundsätzlich „eine adäquate Versorgung mit Vitamin D am besten durch die körpereigene Bildung durch Sonnenbestrahlung und über die Ernährung zu erreichen.“ Sollte dies nicht gelingen, sei die tägliche Einnahme von Vitamin-D-Präparaten in Höhe des Referenzwertes (20 µg/Tag) eine Option.
Höhere Dosierungen sollten allerdings „nur unter ärztlicher Kontrolle und unter Berücksichtigung des individuellen Vitamin-D-Status erfolgen“, auch wenn für frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel bisher keine verbindliche Höchstmengen für den Vitamin-D-Gehalt festgesetzt wurden, berichtet die DGE.
Nicht nur ein Nährstoff entscheidend
Abschließend wird in den Fachinformationen darauf hingewiesen, dass für die Stärkung des Immunsystems und die Erhaltung der allgemeinen Gesundheit eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung im Freien von wesentlicher Bedeutung sind. Es spiele nicht nur ein einzelner Nährstoff eine Rolle, sondern eine grundsätzlich adäquate Energie- und Nährstoffversorgung (u. a. Proteine, Kohlenhydrate, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe sowie sekundären Pflanzeninhaltsstoffe) sei entscheidend. (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Mayo Clinic: Is there a connection between vitamin D deficiency and COVID-19? (veröffentlicht 02.02.2021), newsnetwork.mayoclinic.org
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE): Vitamin D und COVID-19 - DGE gibt Überblick zur aktuellen Studienlage – keine pauschale Empfehlung für eine Vitamin-D-Supplementation möglich (veröffentlicht 04.02.2021), dge.de
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE): Zum Zusammenhang zwischen der Vitamin-D-Zufuhr bzw. dem Vitamin-D-Status und dem Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion sowie der Schwere des Verlaufs einer COVID-19-Erkrankung – ein Überblick über die aktuelle Studienlage (Stand 11.01.2021), dge.de
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