E-Mail-Kommunikation für viele Beschäftigte ein Stressfaktor
Die Kommunikation per E-Mail ist heute ein wesentlicher Bestandteil im Alltag vieler Menschen. Doch die erleichterte Kommunikation bringt auch Schattenseiten mit sich. So ist das ständige Abrufen der E-Mails ein möglicher Stressfaktor und bei einigen Personen Auslöser von Frustration, Angst und Einbußen der Produktivität, berichten britische Forscher des „Future Work Centre“. Die Wissenschaftler haben in einer umfassenden Studie knapp 2.000 Berufstätige aus unterschiedlichen Branchen zu ihrer E-Mail-Kommunikation und den psychischen Belastungen befragt.
Die Forscher des „Future Work Centre“ haben in ihrer aktuellen Studie die Auswirkungen der beruflichen E-Mail-Kommunikation auf die Psyche und die Produktivität der Befragten untersucht. Sie wollten wissen, ob sich Faktoren wie die Technologie, das Verhalten, das Alter, der Beruf, das Privatleben und die Persönlichkeit auf den wahrgenommenen Stress bei der E-Mail-Kommunikation auswirken. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass sich der wahrgenommene psychische Druck deutlich erhöht, wenn die E-Mails kontinuierlich automatisch abgerufen werden beispielsweise per Smartphone. Wer das E-Mail-Programm den ganzen Tag offen lässt, ist besonders häufig gestresst und zeigt zudem Einbußen der Produktivität, berichten die britischen Forscher. Allerdings seien hier deutliche individuelle Unterschiede bei der Anfälligkeit gegenüber dem E-Mail-Stress festzustellen.
Überforderung durch zu viele E-Mails
Seit die E-Mail-Kommunikation in den 1970er Jahren erfunden wurde, hat die moderne Kommunikationsform ein beispielloses Wachstum erfahren. Per E-Mail können Menschen weltweit schnell und einfach kommunizieren – über Grenzen und Zeitzonen hinweg. Fast 200 Milliarden E-Mails wurden laut Aussage der britischen Forscher im Jahr 2014 verschickt, mehr als die Hälfte davon aus beruflichen Gründen. Das Volumen werde auch in den kommenden Jahren weiter steigen. Schon heute hätten viele Berufstätige jedoch Schwierigkeiten, den täglichen E-Mail-Posteingang abzuarbeiten. Sie fühlen sich durch den ständigen Fluss von Nachrichten überfordert und werden durch die E-Mails in ihren Arbeitsprozessen unterbrochen, was zu einer verringerten Produktivität und Stress führe, berichtet das „Future Work Centre“.
Automatischer E-Mail-Abruf verursacht erhöhten Stress
In ihrer Untersuchung stellten die britischen Forscher fest, dass das automatische Abrufen der E-Mails mit mehr Stress verbunden ist, als ein gezielter aktiver Abruf. Auch hätten Befragte, die den ganzen Tag das E-Mail-Programm nebenbei offen haben, deutlich häufiger angegeben, dass die E-Mails bei ihnen Stress erzeugen. Erhöhter Stress war auch bei Beschäftigten feststellbar, die ihre E-Mails schon früh am Morgen und noch spät am Abend checkten. Unter den Berufsgruppen sind laut Aussage der britischen Forscher Manager besonders stark durch die ständige E-Mail-Kommunikation belastet. Allerdings spiele die Persönlichkeit eine wichtige Rolle bei dem empfundenen Stress und dem Ausmaß, in dem die E-Mails die Work-Life-Balance stören.
Apple-Nutzer durch E-Mails vermehrt gestresst
Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass der E-Mail-Stress offenbar auch mit der verwendeten Technologie zusammenhing. So sei der wahrgenommene Stress bei Nutzern von Geräten mit dem Betriebssystem Mac OS (Apple) signifikant höher als bei Nutzern von Windows-Rechnern. Bei iPhones (Betriebssystem iOS) lag dieser höher als bei Smartphones mit einem Android-, Windows- oder Blackberry-Betriebssystem. Warum das so ist, bleibe zu diesem Zeitpunkt noch unklar. „Wir sagen nicht, dass Mac OS Stress verursacht. Es ist einfach ein interessantes Detail und könnte viele Gründe haben wie die Usability, Vertrautheit, Arbeitsplatzgestaltung, den Typ von Menschen usw.“, schreiben die britischen Forscher. Weitere Untersuchungen seien nun erforderlich, um die Zusammenhänge zu verstehen und Strategie zur Stressvermeidung bei E-Mail-Kommunikation abzuleiten. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.