Gesundheitliche Probleme durch zu viel Stress
Stress kann sich generell negativ auf die die menschliche Gesundheit auswirken und beispielsweise das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Doch kann zu viel Stress auch einen Schlaganfall auslösen? Und wie lässt sich eine übermäßige Stressbelastung vermeiden?
Die Neurologin Dr. Irene Katzan von der Cleveland Clinic warnt in einer aktuellen Pressemitteilung davor, dass es sehr wohl möglich ist, durch die Auswirkungen von Stress einen Schlaganfall zu erleiden. Außerdem erläutert die Expertin einige Möglichkeiten, durch die man aukommenden Stress abbauen kann.
Insbesondere Stress am Arbeitsplatz kann gefährlich enden
„Es gibt immer mehr Beweise, die Stress als Risikofaktor für einen Schlaganfall identifizieren – insbesondere Stress im Zusammenhang mit Ihrem Job. Mehrere Studien bringen Arbeitsstress mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko bei Erwachsenen in Verbindung”, berichtet Dr. Katzan unter Berufung auf eine entsprechende Meta-Analyse.
Wie kann Stress einen Schlaganfall verursachen?
Was genau passiert, wenn Menschen gestresst sind, hängt davon ab, welche anderen Faktoren noch hinzukommen. Stress kann als Auslöser für medizinische Probleme wirken oder neben anderen medizinischen Beschwerden einen Schlaganfall verursachen, erläutert die Expertin.
„Oft wird Stress, wenn er mit anderen Faktoren kombiniert wird, zum Auslöser für Krankheiten. Manchmal kann Stress Entzündungen, Bluthochdruck oder andere Gefäßerkrankungen auslösen – und genau diese können zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt führen“, fügt Dr. Katzan in einer Pressemitteilung der Cleveland Clinic hinzu.
Zunehmende psychosoziale Belastungen (beispielsweise durch Druck am Arbeitsplatz) stehen in Zusammenhang mit dem Risiko eines tödlichen und nicht tödlichen Schlaganfalls bei Erwachsenen, fügt die Expertin hinzu.
Stress jeglicher Art ist gesundheitsschädlich
Für eine Untersuchung wurden in China Daten aus sechs Studien mit 138.782 Teilnehmenden ausgewertet. Die Forschenden untersuchten dabei den Zusammenhang zwischen beruflichem Stress und dem zukünftigen Schlaganfallrisiko. Es zeigte sich, dass ein durch Stress verursachter Schlaganfall tatsächlich möglich und Stress jeglicher Art gesundheitsschädlich ist, was unbedingt ernst genommen werden sollte, berichtet die Medizinerin.
Bei der chinesischen Studie wurden zwei Dimensionen der Arbeit untersucht: Psychologische Arbeitsanforderungen und Arbeitskontrolle. Die psychologische Arbeitsanforderung umfasste Zeitdruck, mentale Belastung und den Grad der Verantwortung. Arbeitskontrolle ist die Kontrolle über eigene Entscheidungen, erklärt die Expertin.
Eine Arbeit mit hohen Anforderungen und geringer Kontrolle (beispielsweise im Restaurant bedienende Personen) war mit einem um 22 Prozent erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden, verglichen mit Jobs mit geringen Anforderungen und hoher Kontrolle.
Auswirkungen von arbeitsbedingter Belastung
Eine Studie aus dem Jahr 2010 identifizierte zehn Risikofaktoren, die mit 90 Prozent des Risikos für bestimmte Arten von Schlaganfall in Verbindung gebracht werden können, berichtet die Expertin weiter. Arbeitsbedingte Belastungen seien bei vielen davon ein möglicher Auslöser. Genannt werden Depressionen, Bluthochdruck, ungesunde Ernährung, Rauchen, weniger Zeit für Bewegung und Alkoholmissbrauch.
In einer anderen Studie wurde ein höheres Maß an Stress und depressiven Symptomen mit einem verstärkten Risiko für einen so genannten inzidenten Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke (TIA) bei Erwachsenen mittleren Alters und älteren Menschen in Verbindung gebracht, berichtet Dr. Katzan.
Wie kann Stress abgebaut werden?
Für viele Menschen ist Stress bei der Arbeit nicht zu vermeiden, aber glücklicherweise gibt es verschiedene Strategien, die angewendet werden können, um den Druck auf Körper und Geist zu reduzieren. „Da Stress zu ungesunden Verhaltensweisen führt, ist es wichtig, diesen Verhaltensweisen zuvorzukommen, um das Risiko für einen Schlaganfall zu reduzieren. Sie können während der Arbeit Schritte unternehmen, um die Anspannung ein wenig zu reduzieren“, erläutert die Medizinerin.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um bei der Arbeit und zu Hause Stress abzubauen. Viele davon sind leicht durchzuführen und erfordern keinen großen Aufwand:
- Meditation, Yoga und die richtige Atmung können das Gehirn mit dringend benötigtem Sauerstoff versorgen und beim Umgang mit Stress helfen.
- Beruhigende Apps oder Musik können positiv auf die Stimmung wirken.
- Während der Arbeit aufzustehen und sich zu bewegen, kann helfen, Stress abzubauen. Dies gilt auch für ein kurzes sportliches Trainingsprogramm, welches vor oder nach der Arbeit durchführbar ist.
- Der Konsum von Alkohol sollte eingeschränkt werden.
- Es ist wichtig, sich ausreichend Zeit für ein ein gesundes Mittagessen oder Abendessen nach der Arbeit zu nehmen.
- Es ist möglich beispielsweise durch Pflanzen einen angenehmen Arbeitsplatz zu schaffen.
- Außerdem sollte Multitasking vermieden werden, da es oft mit einem Anstieg des Stressniveaus verbunden ist.
Gesunde Ernährung und Bewegung helfen gegen Stress
„Das Wichtigste ist, ab und zu mal rauszugehen, ungesunde Verhaltensweisen zu vermeiden, gesunde Essgewohnheiten zu entwickeln und jeden Tag irgendeine Art von körperlicher Aktivität auszuüben. Wenn Ihr Job sehr stressig ist, achten Sie auf Ihren Blutdruck und suchen Sie sich ärztlichen Rat, wenn der Stress unkontrollierbar wird“, rät Dr. Katzan.
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Can Stress Cause a Stroke? (veröffentlicht 11.02.2021), Cleveland Clinic
- Yuli Huang, Shuxian Xu, Jinghai Hua, Dingji Zhu, Changhua Liu et al.: Association between job strain and risk of incident stroke, in Neurology (veröffentlicht 10.11.2015), Neurology
- Martin J O'Donnell, Denis Xavier, Lisheng Liu, Hongye Zhang, Siu Lim Chin et al.: Risk factors for ischaemic and intracerebral haemorrhagic stroke in 22 countries (the INTERSTROKE study): a case-control study, in The Lancet (veröffentlicht 17.06.2010), The Lancet
- Susan A. Everson-Rose, Nicholas S. Roetker, Pamela L. Lutsey, Kiarri Kershaw, W.T. Longstreth, Jr, et al.: Chronic Stress, Depressive Symptoms, Anger, Hostility and Risk of Stroke and Transient Ischemic Attack in the MESA Study, in Stroke (veröffentlicht August 2014), Stroke
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.