Vorhofflimmern mit speziellem Pflaster frühzeitig feststellbar
Herzrhythmusstörung in Form von Vorhofflimmern stellen ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko dar, bleiben jedoch oftmals unerkannt. Ein deutsch-kanadisches Forschungsteam hat jetzt erfolgreich ein spezielle Pflaster getestet, dass die frühzeitige Diagnose von Vorhofflimmern deutlich erleichtern kann. Veröffentlicht wurden die entsprechenden Studienergebnisse in dem Fachmagazin „JAMA“.
Vorhofflimmern begünstigt die Bildung von Blutgerinnseln und kann so auch zu einem Schlaganfall führen, der weltweit zweithäufigsten Todesursache bei Erwachsenen. Das jetzt getestete „mobile Rhythmuspflaster erkennt Vorhofflimmern bei Risikopatienten zehn Mal häufiger, als die herkömmliche Diagnostik“, berichtet das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) in einer Pressemitteilung zu den Untersuchungsergebnissen. Das mobile Verfahren könne sich zur Früherkennung von Vorhofflimmern eignen und so Schlaganfällen vorbeugen.
Schlaganfall häufig Folge von Vorhofflimmern
Weltweit leiden mehr als 30 Millionen Menschen an Vorhofflimmern und durch den unregelmäßigen Herzschlag kann das Blut in den Vorhöfen verklumpen, erläutert das DZHK. Gelangen solche Gerinnsel ins Gehirn und verschließen Gefäße, entstehe ein Schlaganfall. Bei älteren Menschen bilde Vorhofflimmern eine der häufigsten Ursachen für einen Schlaganfall. Da das Vorhofflimmern jedoch oftmals keine Beschwerden verursacht, sei es nur schwer zu erkennen.
Jeder Herzschlag aufgezeichnet
Hier soll das neu entwickelte Pflaster helfen, dass in der multizentrischen, randomisierten Studie „SCREEN-AF“ getestet wurde. Das Pflaster zeichne jeden Herzschlag auf und könne so auch stummes Vorhofflimmern (ohne auffällige Symptome) aufspüren, berichtet das DZHK. Insgesamt 856 Personen aus 48 Hausarztpraxen haben im Zeitraum von 2015 bis 2019 an der Studie teilgenommen. Alle Teilnehmenden waren 75 Jahre oder älter und hatten einen hohen Blutdruck, aber kein bekanntes Vorhofflimmern. Koordiniert wurde die Studie am Population Health Research Institute in Hamilton, Kanada.
Für die Studie wurde die Hälfte der Teilnehmenden mit dem Rhythmuspflaster versorgt, das zweimal für jeweils zwei Wochen auf die Brust aufgeklebt wurde, und die andere Hälfte der Teilnehmenden erhielt die medizinische Standardversorgung. Das Rhythmuspflaster verfügt über eine integrierte EKG-Aufzeichnungseinheit, die den Herzschlag in den zwei Wochen durchgehend aufgezeichnet hat. Anschließend wurde es abgenommen und zur Auswertung eingeschickt.
Stummes Vorhofflimmern aufgedeckt
Bei den weiterführenden Datenauswertungen habe sich gezeigt, dass das Rhythmuspflaster zehn Mal häufiger Vorhofflimmern erkannt habe, als die Standuntersuchungen. „In der Rhythmuspflastergruppe wurde bei 23 Teilnehmern Vorhofflimmern festgestellt, in der Kontrollgruppe nur bei zwei“, berichtet das DZHK. Bei 75 Prozent der Betroffenen wurden blutverdünnende Medikamenten eingesetzt, um das Schlaganfallrisiko zu senken.
„Die Vorhofflimmerepisoden, die wir gefunden haben, waren meist mehrere Stunden lang“, betont Professor Dr. Rolf Wachter vom Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen und vom DZHK, Standort Göttingen.
Verbesserte Prävention von Schlaganfällen
„Wir hoffen, dass wenn wir stummes Vorhofflimmern besser erkennen, mehr Menschen frühzeitig behandelt und Schlaganfälle verhindert werden könnten”, so der kanadische Studienleiter Dr. David Gladstone vom Sunnybrook Health Sciences Centre und der Universität Toronto. Eine Verbesserung der Diagnostik von Vorhofflimmern und die Suche nach neuen Behandlungsmöglichkeiten bilde auch einen der Forschungsschwerpunkte im DZHK und die neuen Studienergebnisse liefern einen wichtigen Beitrag, ergänzt die Sprecherin des DZHK-Vorstandes, Professorin Dr. Stefanie Dimmeler. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK): Mobiles Rhythmuspflaster kann Vorhofflimmern frühzeitig erkennen (veröffentlicht 24.02.2021), dzhk.de
- David J. Gladstone, Rolf Wachter, Katharina Schmalstieg-Bahr, et al: Screening for Atrial Fibrillation in the Older PopulationA Randomized Clinical Trial; in: JAMA (veröffentlicht 24.02.2021), jamanetwork.com
Wichtiger Hinweis:
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