Risiko einer Präeklampsie mit neuer Methode besser abschätzbar
Manche Frauen entwickeln im Verlauf der Schwangerschaft eine sogenannte Präeklampsie – umgangssprachlich auch als Schwangerschaftsvergiftung bekannt. Wird diese zu spät erkannt, droht schlimmstenfalls der Tod von Mutter und Kind. In einer aktuellen Studie wurden nun bestimmte Verhältnisse von Botenstoffen identifiziert, die einen verlässlichem Indikator für das Auftreten der Erkrankung bilden.
In der internationalen Multicenterstudie konnten Forscher „jetzt zeigen, dass das Verhältnis bestimmter Botenstoffe im Blut von Schwangeren eine Präeklampsie zuverlässig ausschließen und drohende Komplikationen vorhersagen kann“, berichtet die Charité Universitätsmedizin Berlin. Unter maßgeblicher Beteiligung von Geburtsmedizinern der Charité seien neue Ansätze zur Vorhersage der Erkrankung und ihres Verlaufs entwickelt worden. Ihre Ergebnisse haben die Forscher in der aktuellen Ausgabe des „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.
Erkrankung bislang nur schlecht prognostizierbar
Bislang sind die Ursachen der Präeklampsie laut Aussage der Wissenschaftler nicht vollständig geklärt. Die Multiorganerkrankung bilde eine der Hauptursachen für Komplikationen während der zweiten Schwangerschaftshälfte. Rund zwei bis fünf Prozent aller werdenden Mütter seien von der Erkrankung betroffen, wobei als typischen Merkmale Bluthochdruck und eine erhöhte Ausscheidung von Eiweiß im Urin gelten. Oftmals werde die Schwangerschaftsvergiftung zu spät erkannt und führe dann im schlimmsten Fall zum Tod von Mutter und Kind. Anhand des erhöhten Blutdrucks und der Eiweißausscheidungen im Urin lassen sich die Erkrankung und die dadurch bedingten Komplikationen nur ungenau vorhersagen, erläutern die Mediziner. In der aktuelle Studie sei es nun jedoch gelungen, „einen sogenannten Trennwert für den sFlt-1/PlGF-Quotienten zu ermitteln, der die Erkrankung zuverlässig innerhalb einer Woche ausschließen und auch das Auftreten der Erkrankung und dadurch bedingter Komplikationen prognostizieren kann“, berichtet die Charité.
Mehr als 1.200 schwangere Frauen untersucht
Den Angaben der Forscher zufolge spielt das Verhältnis der Proteine sFlt-1 und PlGF, die beide in der Plazenta produziert werden und im mütterlichen Blut zirkulieren, eine wichtige Rolle bei der Krankheitsentstehung. Durch eine Blutuntersuchung könne dieser Quotient bestimmt werden. Auch bei fehlenden Symptomen liefere er Hinweise darauf, ob eine Frau eine Präeklampsie oder dadurch verursachte Komplikationen entwickeln wird. Im Rahmen ihrer Studie untersuchten die Forscher an insgesamt 1.273 Schwangeren mit Verdacht auf Präeklampsie die Aussagekraft des neuen Indikators. Bei allen Teilnehmerinnen wurde der „sFlt-1/PlGF-Quotient im Blut mittels eines Serumtests bestimmt“, so die Mitteilung der Charité. Lag der Wert unter 38 konnte eine Präeklampsie laut Angaben der Forscher „mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit innerhalb einer Woche ausgeschlossen werden.“
Sicherheit für die Schwangeren
Eine Überschreitung des Wertes von 38 hatte mit einer Wahrscheinlichkeit von 36,7 Prozent innerhalb der nächsten vier Wochen das Auftreten einer Präeklampsie zur Folge. Das Risiko des Auftretens von mütterlichen oder kindlichen Komplikationen einer Präeklampsie innerhalb der nächsten vier Wochen sei mit einer 65,5 prozentigen Genauigkeit vorhergesagt worden. „Das Hauptproblem an der Präeklampsie ist, dass die Symptomatik häufig nicht eindeutig oder das klinische Bild unklar ist“, erläutert Dr. Stefan Verlohren von der Klinik für Geburtsmedizin an der Charité, korrespondierender Autor der Studie. Der sFlt-1/PlGF Quotient könne helfen, „die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Erkrankung oder deren Verlauf besser einzuschätzen.“ Auf diese Weise lasse sich „vermeiden, dass eine Schwangere zu früh entbunden oder zu spät behandelt wird.“ Vor allem sei es nun möglich, die Erkrankung sicher für eine Woche auszuschließen und dies trage entscheidend zur Beruhigung der Patientinnen bei. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
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