Corona-Infektion: Gefährliches PIM-Syndrom bei Kindern
Immer wieder wird berichtet, dass es vor allem bei älteren Menschen mit Vorerkrankungen zu schweren COVID-19-Krankheitsverläufen kommen kann. Jüngere hingegen seien kaum gefährdet. Doch inzwischen ist bekannt, dass Corona-Infektionen bei Kindern ein gefährliches Entzündungssyndrom, das sogenannte PIM-Syndrom, zur Folge haben kann.
Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 nehmen mittlerweile bei Kindern und Jugendlichen stark zu – damit steigt auch die Anzahl an Jüngeren, die nach überstandener COVID-19-Erkrankung an Langzeitfolgen leiden. Zudem kommt es bei manchen von ihnen zu einem gefährlichen Entzündungssyndrom.
Lebensbedrohlicher Verlauf möglich
Zwar verlaufen Corona-Infektionen bei Kindern zumeist unauffällig, doch in Einzelfällen treten wenige Wochen später schwere Symptome auf. Das sogenannte PIM-Syndrom kann Kindern sehr gefährlich werden, heißt es in einer aktuellen Mitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).
Professor Dr. Philipp Beerbaum, Direktor der MHH-Klinik für Kinderheilkunde, Pädiatrische Kardiologie und Intensivmedizin, erklärt dazu: „PIM-Syndrom steht für „Pediatric Inflammatory Multisystem“-Syndrom. Die neue Krankheit ist sehr selten, jedoch gefährlich.“
Laut dem Mediziner ist die Krankheit „bei Kindern und Jugendlichen eine Folge einer Corona-Infektion oder besser gesagt, nicht der eigentlichen Infektion, sondern der Immunantwort des eigenen Körpers.“
Das eigene Immunsystem reagiert demnach nach einer überstanden Coronavirus-Infektion über und verursacht Entzündungen in verschiedenen Organen. Prof. Beerbaum zufolge kann die Krankheit lebensbedrohlich verlaufen.
Mögliche Symptome
Prof. Beerbaum erklärt, bei welchen Symptomen Eltern hellhörig werden sollten: „Hohes Fieber, gepaart mit Schleimhautentzündungen, Magen-Darm-Problemen, Herz- und Kreislaufproblemen oder Hautausschlägen sind mögliche Symptome.“
Er verweist darauf, dass Eltern und Kinderärztinnen und -ärzte bei diesen Symptomen daher auch immer an das PIM-Syndrom denken sollten, denn nicht alle Corona-Infektionen machen sich bei Kindern bemerkbar.
Meist wird ein Klinikaufenthalt nötig
„Das PIM-Syndrom ist eine schwerwiegende Erkrankung, die zumeist einen Klinikaufenthalt nötig macht. Allein in unserer Klinik haben wir bereits fünf Kinder auf der Intensivstation behandeln müssen“, so Prof. Beerbaum.
Dem Experten zufolge werden bei der Behandlung unter anderem Cortison oder Medikamente eingesetzt, die das Immunsystem blockieren oder dämpfen. „In der Regel sind nach zwei bis drei Wochen die Symptome abgeklungen“, sagt der Arzt.
Und wie sieht es mit Folgeschäden aus? „Das ist noch unklar, daher sollten alle Patientinnen und Patienten in engmaschiger Nachbetreuung bleiben“, erklärt Prof. Beerbaum.
Auch Kinder können an Langzeitfolgen leiden
Problematisch können zudem Langzeitfolgen sein. Auch Kinder können an dem sogenanntem Long-COVID-Syndrom leiden.
„Wir wissen, dass nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder leider in erheblichem Maß von Langzeitfolgen nach einer COVID-19-Infektion betroffen sein können. Und das nicht nur nach schweren Verläufen, sondern auch nach milden oder sogar symptomlosen Erkrankungen, wie es gerade bei Kindern oft der Fall ist“, erläutert Dr. Daniel Vilser, Leitender Oberarzt und Kardiologe in der Kinderklinik des Universitätsklinikums Jena in einer Mitteilung.
Abgeschlagenheit, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Muskel- und Gliederschmerzen, Schlafstörungen, Luftnot oder Herzklopfen gehören hier laut den Fachleuten zu den häufigsten Beschwerden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Hochschule Hannover: COVID-19 bei Kindern: Das PIM-Syndrom kann lebensbedrohlich sein, (Abruf: 07.04.2021), Medizinische Hochschule Hannover
- Universitätsklinikum Jena: Auch Kinder leiden an Long-COVID, (Abruf: 07.04.2021), Universitätsklinikum Jena
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.