Was tun bei Allergien?
Sogenannte Frühjahrsallergien äußern sich beispielsweise durch Niesen und Schnupfen und können bei betroffenen Personen zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen. Der Experte Dr. Frank J. Eidelman von der Cleveland Clinic gibt nachfolgend einige Hinweise, wie Menschen besser mit ihren Allergien umgehen und auftretende Symptome gelindert werden können.
Drei Phasen der Pollensaison
„Wenn wir über Frühlingsallergien sprechen, sprechen wir über Baumpollen. In einem gemäßigten Klima gibt es drei grundlegende Pollensaisonen. Der Frühling ist die Baumsaison, der Sommer bringt mehr Gräserpollen und im Herbst gibt es mehr Unkrautpollen“, berichtet Dr. Eidelman.
Nicht endende Allergiesaison?
Der Experte fügt hinzu, dass es in subtropischen Gebieten immer noch drei Hauptphasen der Pollensaison gibt, allerdings die Gräserpollensaison viel länger andauern könne. Und da es in diesen Gebieten kein Winterwetter oder echten Frost gibt, der Bäume und Pflanzen davon abhält, Pollen zu produzieren, ende die Pollensaison nicht.
Schlimmere Allergien dank globaler Erwärmung
Wenn Menschen mittlerweile das Gefühl haben, dass ihre Frühjahrsallergien von Jahr zu Jahr schlimmer werden, ist das nach Ansicht von Dr. Eidelman keine Einbildung. Dies sei höchstwahrscheinlich auf die globale Erwärmung zurückzuführen.
„Mit dem Klimawandel ist die Bestäubung im Frühling in den letzten zehn bis 20 Jahren schlechter geworden. Da die Jahreszeiten heißer werden, bekommen wir mehr Pollen, längere Bestäubungszeiten und intensivere Bestäubungszeiten. Dies scheint ein weltweiter Trend zu sein“, erläutert der Fachmann.
Laut Dr. Eidelman hat einer von fünf Menschen irgendeine Art von Allergie und die Intensität könne von sehr leicht bis schwer reichen. Menschen mit leichten Allergien neigen dazu, ihre Allergie zu ertragen und benötigen vielleicht keine besonderen Medikamente. Wenn Allergien ein wenig intensiver sind, können bei Bedarf rezeptfreie Medikamente eingenommen werden, so der Experte.
Schwere Symptome von Allergien
Je stärker Menschen allergisch sind, desto schwerer können die Symptome ausfallen. Betroffene Personen fühlen sich sehr krank, sie können nicht aus dem Bett aufstehen und können nicht schlafen, berichtet der Mediziner. Ob eine Behandlung erforderlich wird, hänge also davon ab, wo sich Betroffene auf diesem Spektrum der Intensität befinden.
Wie schlimm können Frühjahrsallergien ausfallen?
Frühjahrsallergien können dazu führen, dass beispielsweise die Augen jucken und anschwellen, Nasen verstopfen und viel geniest werden muss. Wenn Asthma vorliegt, kann außerdem die Lunge gereizt werden, erläutert der Experte. Wenn allergische Rhinitis oder nasale Allergien vorliegen, kann es nach Aussage von Dr. Eidelman wirklich schlimm werden und die Lebensqualität wird erheblich beeinträchtigt.
Leistungsabfall dank Allergien
Die betroffenen Personen haben vielleicht Probleme, zu arbeiten oder zur Schule zu gehen. Sie können Schwierigkeiten beim Schlafen haben und fühlen sich oft müde. Selbst wenn sie versuchen, genug Schlaf zu bekommen, ist es kein normaler Schlaf. Betroffene erscheinen zwar zur Arbeit oder in der Schule, aber sie können dort nicht 100 Prozent ihrer Leistung erbringen, weil sie irgendwie nicht bei der Sache sind, vergleichbar wie bei einer Erkältung oder einer Grippe, erklärt der Mediziner.
Medikamentenoptionen für die Nase
Für die nasale Verwendung von Medikamenten für gibt es folgende Optionen:
Antihistaminika
„Die erste Kategorie sind Antihistaminika. Fast alle von ihnen sind rezeptfrei erhältlich, aber es gibt zwei grundlegende Gruppen. Ältere Antihistaminika, oder Antihistaminika der ersten Generation, wirken in der Regel beruhigend und umfassen Medikamente wie Benadryl (Diphenhydramin)“, so Dr. Eidelman.
Antihistaminika der zweiten Generation, zu denen Medikamente wie Claritin (Loratadin), Allegra (Fexofenadin) und Zyrtec (Cetirizin) gehören, wirken viel weniger sedierend bzw. nicht sedierend. Diese Antihistaminika wären die bevorzugten für grundlegende Symptome wie Juckreiz, Niesen oder laufende Nase, erklärt der Mediziner der Cleveland Clinic weiter.
Gefahren von Diphenhdyramin
Nach Aussage von Dr. Eidelman nutzen viele Menschen Diphenhdyramin. Das Mittel wirkt allerdings sehr sedierend. Studien haben gezeigt, dass die Reaktionszeit von Menschen, die denken, dass sie nicht sediert sind, langsamer ist, wenn sie einen Fahrsimulator nutzen. Setzt man Diphenhdyramin einnehmende Personen in einem ruhigen Raum, schlafen sie schnell ein. Viele Personen denken das solche Medikamente keinen großen Einfluss auf sie haben, dies ist nach Ansicht des Experten aber sehr trügerisch.
Auch das Alter spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle, je älter die einnehmenden Personen werden, desto stärker sind die Auswirkungen, fügt der Mediziner hinzu.
Abschwellende Mittel und Nasensprays
Dr. Eidelman erklärt weiter, dass Antihistaminika bei verstopfter Nase, sogenanntem Postnasal-Drip-Syndrom und Druck in den Nebenhöhlen nicht besonders wirksam sind. Eine Möglichkeit, diese Symptome zu lindern, ist die Einnahme von Sudafed (Pseudoephedrin), einem abschwellenden Mittel. Abschwellende Mittel werden für Menschen mit Bluthochdruck oder Herzproblemen jedoch nicht empfohlen. Eine bessere Option wäre ein topisches nasales Steroid wie Flonase (Fluticason), Rhinocort (Budesonid), Nasonex (Mometason) oder Nasacort (Triamcinolon).
Topische Nasensprays mit Steroiden wirken verzögert
Topische Nasensprays mit Steroiden sind nach Aussage des Experten der Goldstandard für mittelschwere bis schwere nasale Allergien. Sie wirken gut, aber man müsse bedenken, dass sie keine sofortige Wirkung haben.
Vorteile nasaler Steroidsprays
Allerdings blockieren nasale Steroidsprays viele Allergiesymptome, indem sie Entzündungen verhindern. Topische Nasensteroide sind nicht sedierend und haben in der Regel keine Nebenwirkungen, aber man muss sie jeden Tag anwenden, erläutert der Experte.
Da es ausreichend Informationen darüber gibt, wann die Allergiesaison im Frühling beginnt, empfiehlt Dr. Eidelman, mit einem topischen Nasenspray ein oder zwei Wochen vorher zu beginnen. So ist das Spray wirksam, wenn der Pollenflug beginnt. Das Spray sollte dann täglich bis zum Ende der Saison verwendet werden, fügt der Mediziner hinzu.
Mögliche Nebenwirkungen von abschwellenden Mitteln
Pseudoephedrin kann bei verstopfter Nase helfen und ist in Kombinationspräparaten wie Allegra-D, Claritin-D und Zyrtec-D enthalten. Dr. Eidelman erklärt hierzu, dass es ein gutes Medikament sei, aber Nebenwirkungen verursachen könne – und die Nebenwirkungen seien bei älteren Menschen stärker ausgeprägt.
„Es kann den Blutdruck erhöhen und es kann auch Herzklopfen verursachen, weil es ein Stimulans ist. Insgesamt empfehle ich es nicht für Menschen mit Herzproblemen. Ich würde auch nicht empfehlen, dass Menschen über 40 es regelmäßig einnehmen“, erläutert der Mediziner. Pseudoephedrin könne auch Prostataprobleme verursachen. Wenn Sie also älter sind, sind Sie mit einem aktuellen nasalen Steroid viel besser dran, fügt Dr. Eidelman hinzu.
Wann man Immuntherapien in Betracht ziehen sollte
Wenn rezeptfreie Medikamente und Nasensprays nicht zu wirken scheinen, sollten Sie nach Aussage des Experten eine Immuntherapie in Betracht ziehen. Diese könne helfen, die Empfindlichkeit gegenüber Pollen mehr und mehr zu reduzieren.
Die Immuntherapie könne betroffene Personen weniger empfindlich gegenüber all den Dingen machen, auf die Sie allergisch sind. Wenn Sie beispielsweise auf Baumpollen allergisch sind, erhalten Sie eine „Allergiespritze“, die aus Baumpollenprotein besteht, erläutert der Mediziner.
„In einem Labor wird das Protein aus Baumpollen extrahiert und daraus ein Extrakt hergestellt. Dieser Extrakt wird dann verwendet, um den Patienten zu desensibilisieren oder ihn weniger empfindlich gegenüber Baumpollen zu machen. Allergiespritzen sind sehr effektiv und viele kontrollierte Studien haben dies gezeigt. Die Allergie-Immuntherapie ist die einzige Behandlung, die das Potenzial hat, allergische Rhinitis zu heilen”, erklärt Dr. Eidelman in einer Pressemitteilung der Cleveland Clinic.
Medikamentenfreie Alternativen bei Allergien
Sogenannte Neti-Töpfchen und Nasenspülungen können Erleichterung verschaffen, wenn betroffene Personen nach medikamentenfreien Möglichkeiten zur Behandlung ihrer Allergien suchen. Dr. Eidelman erklärt hierzu, dass es wichtig ist, destilliertes Wasser zu verwenden, um Infektionen zu vermeiden, und kein eiskaltes Wasser zu benutzen. Die meisten dieser Methoden basieren auf dem Ausspülen der Nasenhöhle mit Salzwasser und sind bei richtiger Anwendung relativ sicher, so der Experte.
Pflanzlichen Mittel gegen Pollenallergie?
„Wenn Sie eine Pollenallergie haben, empfehle ich keine pflanzlichen Mittel. Zum Beispiel haben Menschen, die auf Ambrosia allergisch sind, manchmal schwere allergische Reaktionen auf Echinacea. Echinacea ist ein häufig verwendetes Immunstimulans. Es ist ein pflanzliches Produkt, welches aus dem violetten Sonnenhut gewonnen wird, der ein enger Verwandter der Ambrosia ist“, erläutert Dr. Eidelman
„Nehmen Sie Echinacea also nicht ein, wenn Sie auf Ambrosia allergisch sind. Bei pflanzlichen Produkten sollten Sie bedenken, dass nur weil etwas natürlich ist, es nicht bedeutet, dass Sie nicht allergisch darauf reagieren“, fügt der Mediziner hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: How to Manage Spring Allergies (veröffentlicht 07.04.2021), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.