Welche Medikamente eignen sich zur COVID-19-Behandlung
Seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie wurden immer wieder potenzielle Medikament zur Behandlung genannt, von denen sich viele im Nachgang als unwirksam entpuppten. Andere können jedoch durchaus zur Linderung der Erkrankung beitragen und insbesondere bei schweren Verläufen hilfreich sein. Das „British Medical Journal“ (BMJ) hat jetzt eine aktualisierte Bewertung der verfügbaren Medikamente gegen COVID-19 veröffentlicht.
In internationales Forschungsteam aus über 50 renommierten Expertinnen und Experten hat anhand der verfügbaren randomisierten klinischen Studien eine aktualisierte Bewertung der Medikamente zur Behandlung von COVID-19 vorgenommen. Beispielsweise scheinen demnach „Azithromycin, Hydroxychloroquin, Lopinavir-Ritonavir und Interferon-beta weder das Sterberisiko zu senken noch einen Effekt auf andere patientenrelevante Ergebnisse zu haben“, berichtet das Forschungsteam. Bei anderen Arzneien seien durchaus positive Effekte festzustellen, wobei die Datenlage jedoch relativ unsicher bleibt.
Wirkung gegen COVID-19 überprüft
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben bisher insgesamt 196 Studien mit 76 .767 Teilnehmenden in ihrer Auswertung berücksichtigt, die Ergebnisse von über hundert Studien kamen bei der aktuellen Auswertung neu hinzu.
Anhand der verfügbaren Daten kommen den Forschenden zu dem Ergebnis, dass :
- Kortikosteroide die Wahrscheinlichkeit einer erforderlichen mechanischen Beatmung (25 weniger Fälle pro 1.000 Erkrankte) und das Risiko eines Todes aufgrund von COVID-19 (20 weniger Todesfälle pro 1.000 Patienten) verringern;
- Interleukin-6-Inhibitoren die Wahrscheinlichkeit einer mechanische Beatmung (30 Fälle weniger pro 1.000 Erkrankte) und die Dauer der Krankenhausaufenthalt (4,3 Tage kürzer) reduzieren, aber die Auswirkungen auf die Sterblichkeit unklar bleiben;
- Januskinase-Inhibitoren die Sterblichkeit (50 Todesfälle weniger pro 1.000 Erkrankte), die Wahrscheinlichkeit einer erforderlichen mechanische Beatmung (46 Fälle weniger pro 1.000 Erkrankte) und die Dauer der mechanischen Beatmung (3,8 Tage kürzer) reduzieren;
- Colchicin bei nicht-schwerer Erkrankung die Sterblichkeit (78 Todesfälle weniger pro 1.000 Erkrankte) und die Erforderlichkeit mechanischer Beatmung senkt (57 Fälle weniger pro 1000, 90 weniger bis 3 mehr, geringe Sicherheit);
- Azithromycin, Hydroxychloroquin, Lopinavir-Ritonavir und Interferon-beta weder das Sterberisiko senken noch einen Effekt auf andere patientenrelevante Ergebnisse haben.
Die Belastbarkeit dieser Ergebnisse ist laut Aussage der Forschenden bisher allerdings bei den Wirkstoffen sehr unterschiedlich und oftmals eher gering. Hier sind daher weitere Studien erforderlich. Beispielsweise bleibt auch die Wirkung von Remdesivir, das lange als vielversprechender Kandidat gegen COVID-19 galt, unsicher, da eindeutige positive Effekte aus den Studien nicht ableitbar waren.
Schlussfolgerung des Forschungsteams
Das Forschungsteam kommt zu der Schlussfolgerung, dass Kortikosteroide und Interleukin-6-Inhibitoren wahrscheinlich einen wichtigen Nutzen bei Patientinnen und Patienten mit schweren COVID-19-Verläufen haben können. Auch bei Januskinase-Inhibitoren sei eine vielversprechende Wirkung anzunehmen, aber die Belastbarkeit der Daten bleibe geringer.
Azithromycin, Hydroxychloroquin, Lopinavir-Ritonavir und Interferon-beta scheinen hingegen keinen Nutzen bei COVID-19 zu haben und ob Remdesivir, Ivermectin und andere Medikamente patientenrelevante Vorteile bieten, bleibe ungewiss. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.