Was tun bei Rückenschmerzen?
Viele Menschen wachen morgens mit Rückenschmerzen auf oder leiden an diesen, nachdem sie den ganzen Tag sitzend am Schreibtisch verbracht haben. Rückenschmerzen werden mit zunehmendem Alter, einem bewegungsarmen Lebensstil, schlechter Ernährung, Übergewicht und Stress immer wahrscheinlicher, betont der Experte Dr. William Welches von der Cleveland Clinic (USA). Der Fachmann erläutert, was bei Rückenschmerzen zu beachten ist und wie dagegen durch einfache Anpassungen des Lebensstils vorgegangen werden kann.
Risiken bei der Behandlung von Rückenschmerzen
Zu den typischen Standardbehandlungen bei chronischen Rückenschmerzen gehören Medikamente, Physiotherapie und Injektionen verschiedener Arzneien (z.B. entzündungshemmende und betäubende Wirkstoffe). Jedoch sind die Medikamente und Injektionen bei chronischen Schmerzen oftmals nicht effektiv, denn ihre Wirkung bleibt zeitlich begrenzt und sie bergen zudem ein gewisses Risiko, erläutert Dr. Welches.
Nebenwirkungen von Medikamenten gegen Rückenschmerzen
Beispielsweise kann die langfristige Anwendung von sogenannten NSAIDs (nichtsteroidale Antirheumatika) Nieren und Leber schädigen und gastrointestinale Blutungen oder einen undichten Darm verursachen, warnt der Experte. Acetaminophen könne die Leber schädigen und die Entgiftung der Leber verlangsamen. Opioide können zu Angstzuständen, endokrinen Problemen, Abhängigkeit und Sucht führen und Muskelrelaxantien sind oft sedierend, fasst Dr. Welches die möglichen negativen Auswirkungen zusammen.
Richtige Ernährung gegen Rückenschmerzen?
Dem Experten zufolge können jedoch bereits einige Änderungen im Lebensstil ausreichen, um auftretende Rückenschmerzen zu lindern. Auch die Ernährung könne hierbei eine wichtige Rolle spielen. Denn „Entzündungen sind die Hauptursache für viele Arten von chronischen Schmerzen (und) der Verzehr von viel Zucker, raffinierten Kohlenhydraten wie Mehl und verarbeiteten Lebensmitteln verstärkt Entzündungen und Schmerzen“, erklärt Dr. Welches. Er empfiehlt eine Ernährung mit viel Vitaminen, Mineralien und Phytonährstoffen.
Gemüse als Hauptbestandteil der Ernährung
Es sollte laut dem Experten bei pflanzlicher Kost zudem darauf geachtet werden, dass Mahlzeiten aus Lebensmitteln verschiedener Farbe bestehen, denn die Farben stehen für eine Vielzahl von Nährstoffen. Gemüse sollte grundsätzlich den Hauptbestandteil der Mahlzeiten ausmachen, so Dr. Welches.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung betont in einer Fachinformation zur Bedeutung von Obst und Gemüse in der Ernährung des Menschen, dass täglich fünf Portionen Gemüse und Obst verzehrt werden sollten.
Proteinaufnahme nicht vernachlässigen
Außerdem sollten moderate Mengen Protein zu sich genommen werden, wobei jedoch möglichst auf rotes Fleisch verzichtet werden sollte, rät Dr. Welches. Als Ersatz könne Fisch und Huhn ohne Haut dienen und noch besser sei der Verzehr von mehr pflanzlichen Proteinen wie beispielsweise Soja.
Einfache Kohlenhydrate meiden
Einfache Kohlenhydrate wie Zucker und Mehl sind dem Experten zufolge auch im Hinblick auf die Rückenschmerzen besonders problematisch. Kuchen, Torten, Süßigkeiten und andere Kohlenhydrate wie beispielsweise aus Nudeln und Brot sollten daher gemieden werden.
Konsum von Milchprodukten einschränken
Zudem rät der Fachmann, den Konsum von Eiern und Milchprodukten wie beispielsweise Käse zu reduzieren. Wenn es um die Aufnahme von Fetten geht, sei darauf zu achten, dass gesunde Fette verzehrt werden. Diese seien beispielsweise in Wildlachs, Olivenöl, Nüssen und Avocado enthalten.
Besser mit Stress umgehen
Auch Stress kann bei den Rückenschmerzen eine Rolle spielen. Die Ausschüttung von Stresshormonen führt dazu, dass die Muskeln leichter verspannen. „Muskelverspannungen reduzieren ihrerseits die Durchblutung des Gewebes, wodurch es weniger Sauerstoff und Nährstoffe erhält und wenn das passiert, fühlen Sie Schmerzen”, erklärt Dr. Welches.
Stress lässt sich teilweise nicht vermeiden, aber man kann lernen, besser mit ihm umzugehen. Kognitive Verhaltenstherapie und Meditation seien hervorragende Werkzeuge hierfür, so der Experte. In gezielten Therapien könne die Art und Weise geändert werden, wie Stress wahrgenommen wird. Zudem kann Meditation Ängste reduzieren, ein ruhiges Gefühl der Konzentration vermitteln und Schmerzen lindern, fügt der Fachmann hinzu.
Ausreichender Schlaf ist wichtig
„Schlaf ist sehr, sehr wichtig – er hilft Ihrem Körper zu heilen. Schlafmangel setzt mehr Stresshormone frei, senkt die Schmerztoleranz und verschlimmert bestehende Schmerzen“, berichtet Dr. Welches. Schlafmangel könne außerdem andere Gesundheitsprobleme verschlimmern und es schwieriger machen, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, wenn beispielsweise Diabetes vorliegt.
Menschen sollten daher auf eine gute Schlafhygiene achten. Blaues Licht von Smartphones oder Fernsehern sollte mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen gemieden werden. „Gehen Sie jeden Abend zur gleichen Zeit ins Bett und stehen Sie jeden Morgen zur gleichen Zeit auf, um Ihre innere Uhr zu regulieren“, rät Dr. Welches.
Meditation kann Schlaf verbessern
Meditation ist nach laut dem Experten ebenfalls ein gutes Hilfsmittel für einen besseren Schlaf. Er empfiehlt, mit fünf bis zehn Minuten Meditation vor dem Schlafengehen zu beginnen. Dies könne bei Bedarf auf 20 oder 30 Minuten pro Nacht gesteigert werden.
Körperliche Aktivität als tägliche Gewohnheit
„Körperliche Aktivität ist wichtig für eine gute Gesundheit, aber auch ein Weg, um Schmerzen zu reduzieren”, so Dr. Welches in der Pressemitteilung der Cleveland Clinic. Bewegung, auch bei bestehenden Schmerzen, sei entscheidend für die Genesung.
Der Experte rät, mit einer Aktivität zu beginngen, die Spaß macht. Es sollte dabei allmählich von einem weniger aktiven zu einem aktiveren Lebensstil übergegangen werden. Wenn Menschen nicht in der Lage sind, sich gut zu bewegen, können auch sogenanntes Stuhl-Yoga, Spaziergänge, Radfahren oder Schwimmen Abhilfe schaffen. „Schon eine kleine Steigerung der täglichen Aktivität kann große Verbesserungen für die allgemeine Gesundheit bringen”, erläutert der Fachmann.
Akupunktur gegen Rückenschmerzen
Auch Akupunktur kann laut AUssage des Experten bei Rückenschmerzen helfen. Die Akupunktur werde bereits seit Jahrhunderten in China zur Schmerzlinderung eingesetzt und finde mittlerweile auch in westlichen Ländern bei einer Vielzahl von chronischen Schmerzen Anwendung, erläutert Dr. Welches.
Akupunktur sei für die meisten Menschen geeignet, allerdings sollten Patientinnen und Patienten die blutverdünnende Arzneien einnehmen, einen Rückenmarkstimulator oder einen Herzschrittmacher tragen, vor der Akupunktur die Therapeutin beziehungsweise den Therapeuten hierüber informieren, betont der Experte. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Lifestyle Changes To Ease Back Pain (veröffentlicht 13.04.2021), Cleveland Clinic
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.: Bedeutung von Obst und Gemüse in der Ernährung des Menschen, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.