Corona-Impfung: Bei Kopfschmerzen augenärztliche Untersuchung
Nach Corona-Impfungen mit dem Impfstoff des Herstellers AstraZeneca ist es in manchen Fällen zu Blutgerinnseln im Gehirn (Hirnvenenthrombosen beziehungsweise Sinusvenenthrombosen) gekommen. Diese endeten teilweise tödlich. Fachleute weisen nun darauf hin, dass langanhaltende Kopfschmerzen ein Warnzeichen dafür sein können. Betroffene sollten sich schnell in augenärztliche Behandlung begeben.
Bei mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca Geimpften sind Fälle von Hirnvenenthrombosen aufgetreten. Ein wichtiges körperliches Anzeichen dieser Impfkomplikation ist eine Schwellung des Sehnervs, die durch eine Untersuchung des Augenhintergrundes zu erkennen ist. Wer nach einer Impfung mit diesem Vakzin unter ungewöhnlich lang andauernden Kopfschmerzen leidet und zu den Risikogruppen gehört, sollte daher sicherheitshalber eine Augenärztin oder einen Augenarzt aufsuchen. Dazu rät die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) in einer aktuellen Mitteilung.
Risiko nach Impfung nicht auszuschließen
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hatte bis zum 15. April 2021 insgesamt 59 Fälle einer Hirn-/Sinusvenenthrombose (SVT) nach einer Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca (Vaxzevria ) gemeldet.
„Von den insgesamt 59 Meldungen betrafen 45 Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 79 Jahren. Bei den Frauen mit bekanntem Zeitintervall zwischen Impfung und Symptombeginn lag in 38 Fällen das Alter zwischen 22 und 59 Jahren. Fünf Frauen waren 60 Jahre und älter“, schreibt das Institut auf seiner Webseite.
Die anderen 14 Meldungen betrafen Männer im Alter von 20 bis 70 Jahren. In zwölf Fällen waren die Männer 20 bis 59 Jahre alt, in zwei Fällen 60 Jahre und älter.
„Die Zahlen legen nahe, dass ein höheres Risiko für eine zerebrale Sinusvenenthrombose nach der Impfung nicht auszuschließen ist“, so DOG-Experte Professor Dr. med. Helmut Wilhelm, Neuroophthalmologe an der Universitäts-Augenklinik in Tübingen.
Symptom tritt in 90 Prozent aller SVT-Fälle auf
Aufgrund der Verdachtsfälle wird eine Impfung mit dem Vakzin von AstraZeneca in Deutschland nur für über 60-jährige Personen empfohlen; unter 60-Jährige sollen sich mit diesem Impfstoff erst nach individueller Risikoanalyse und sorgfältiger Aufklärung impfen lassen.
„Damit sind die am stärksten gefährdeten Risikogruppen von der Impfung ausgenommen“, erläutert Wilhelm. Dennoch werde es weiterhin Menschen geben, die nach einer COVID-19-Impfung unter starken Kopfschmerzen leiden – ein Symptom, das auch in 90 Prozent aller SVT-Fälle auftritt.
„Bei anhaltenden Kopfschmerzen über mehrere Tage, die sich trotz Einnahme frei verkäuflicher Schmerzmittel nicht bessern, kommt daher eigentlich eine Untersuchung mit Computer- oder Magnetresonanztomographie in Betracht, um den Verdacht auf eine SVT auszuschließen, was aber oft nicht zeitnah möglich ist“, erklärt der Tübinger Neuroophthalmologe.
„Dann sollte man vorsichtshalber den Gang zum Augenarzt antreten.“ Das gelte ganz besonders, wenn Risikofaktoren für eine SVT wie Übergewicht oder Gerinnungsstörungen vorliegen.
Viele leiden auch unter Sehstörungen
Die Augenärztin oder der Augenarzt kann den Augenhintergrund mit einem Augenspiegel auf eine Stauungspapille untersuchen, die das häufigste klinische Anzeichen einer zerebralen SVT darstellt.
„Die Stauungspapille zeigt sich in bis zu 85 Prozent aller Fälle“, sagt Wilhelm. Dabei handelt es sich um eine Schwellung an der Austrittsstelle des Sehnervs aus der Netzhaut des Auges, hervorgerufen durch den erhöhten Hirndruck.
„Damit ist die augenärztliche Untersuchung eine valide und zugleich wenig aufwändige Methode, einen großen Teil der SVT-gefährdeten Patienten niederschwellig zu erfassen“, so Wilhelm. Laut den Fachleuten leidet ein Drittel der SVT-Betroffenen zusätzlich unter Sehstörungen.
Entdeckt die Augenärztin oder der Augenarzt eine Stauungspapille, muss die Patientin oder der Patient als Notfall in eine neurologische Klinik mit Stroke-Unit zur Computer- oder Magnetresonanztomographie eingewiesen werden.
Wenn keine Veränderung an der Papille festzustellen ist, gilt zunächst Entwarnung. „Bei unklaren Befunden oder anhaltenden Beschwerden kann der Augenarzt den Augenhintergrund sicherheitshalber mit einem Foto oder mittels optischer Kohärenztomographie dokumentieren und nach drei bis fünf Tagen den Verlauf kontrollieren, um zwischen einer ungefährlichen Papillenanomalie und einer Stauungspapille zu unterscheiden“, rät DOG-Experte Wilhelm. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG): Thrombose-Risiko bei Covid-19-Impfung: Bei langanhaltenden Kopfschmerzen zum Augenarzt, (Abruf: 21.04.2021), Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
- Paul-Ehrlich-Institut (PEI): Aktuelles zu Vaxzevria (AstraZeneca), (Abruf: 21.04.2021), Paul-Ehrlich-Institut (PEI)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.