Hohe Wirksamkeit von speziellem Training belegt
Gerade während der Corona-Pandemie bewegen sich viele Menschen zu wenig. Das kann der Gesundheit schaden, denn körperliche Aktivität ist ein wichtiger Baustein für ein gesundes Leben. Wer etwas für sich tun will, muss auch nicht zwangsläufig jede Woche stundenlang trainieren. Denn auch gemäßigte Bewegung hält gesund, wie eine neue Studie nun belegt.
Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge bewegt sich rund ein Viertel der Menschen zu wenig. Auch hierzulande ist Bewegungsmangel weit verbreitet. Und das obwohl regelmäßige Bewegung einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit hat. Die gesundheitlichen Vorteile durch körperliche Aktivitäten lassen sich laut einer neuen Studie auch durch gemäßigte Bewegung erreichen.
Effiziente Sportprogramme gewinnen an Bedeutung
Körperliche Aktivität tut mehr als gut: Wer sich regelmäßig bewegt, unterstützt die eigene Gesundheit und minimiert nachweislich das Risiko für zahlreiche chronische Erkrankungen, heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Universitätsklinikums Erlangen.
Da viele Menschen im Alltag nicht genügend Zeit für Ausdauersport haben, gewinnen effiziente Sportprogramme, wie beispielsweise das hochintensive Intervalltraining – kurz HIIT – zunehmend an Bedeutung.
„Das HIIT ist eine spezielle Form des Ausdauertrainings, bei der sich kurze, intensive Belastungsphasen und Erholungsphasen abwechseln“, erklärt Dr. Dejan Reljic, Leiter des Bereichs Sportwissenschaft und Leistungsphysiologie am Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport des Universitätsklinikums Erlangen.
Extrem effizientes Trainingsprogramm
„Studien mit stark adipösen Patienten zeigen, dass sich dank eines HIITs zum Beispiel die Herz-Kreislauf-Leistung, der Blutdruck oder der Körperfettanteil verbessern“, berichtet der Sportwissenschaftler.
Deshalb entwickelte Dr. Reljic ein extrem effizientes HIIT-Programm mit einer Dauer von zweimal 14 Minuten pro Woche, das am Hector-Center des Uni-Klinikums Erlangen erfolgreich bei verschiedenen Patientengruppen eingesetzt wird.
Mit einer aktuellen, in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlichten Vergleichsstudie belegt Dr. Reljic nun erstmals, dass nicht nur ein HIIT, sondern auch ein moderatintensives Intervalltraining (MIIT), die Gesundheitswerte von adipösen Personen signifikant verbessert.
„Das bedeutet, dass das Intervalltraining selbst dann einen gesundheitlichen Nutzen hat, wenn es lediglich mit moderater Intensität durchgeführt wird“, sagt der Experte.
Überschaubarer Zeitaufwand
„Intervalltrainings sind deshalb attraktiv, weil dabei mit einem überschaubaren Zeitaufwand gesundheitsprotektive Effekte zu erzielen sind“, betont Dr. Reljic.
„Bereits nach wenigen Wochen konnten wir bei adipösen Patienten dank des HIIT-Trainings in Kombination mit angepasster Ernährung neben einer Gewichtsreduktion auch klinisch signifikante Verbesserungen des kardiometabolischen Risikoprofils beobachten“, berichtet Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Leiterin des Hector-Centers und Sprecherin des Adipositaszentrums des Universitätsklinikums Erlangen.
„Diese Verbesserungen sind teilweise sogar vergleichbar mit solchen einer medikamentösen Therapie.“
Verbesserung des kardiometabolischen Risikoprofils
„Die in einem HIIT enthaltenen kurzen, hochintensiven Belastungsphasen mit mehr als 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz sind auch von untrainierten Patienten grundsätzlich gut zu bewältigen“, so Dr. Reljic. „Es gibt insgesamt nur wenige Kontraindikationen, bei denen ein solches Training nicht möglich ist.“
Dennoch untersuchte der Wissenschaftler jetzt in einer Vergleichsstudie, ob das extrem zeiteffiziente HIIT-Programm auch bei einer geringeren Belastungsintensität immer noch gesundheitsförderliche Effekte erzeugen kann.
Hierfür wurden insgesamt 117 adipöse Patientinnen und Patienten mit metabolischem Syndrom entweder dem HIIT (Intervalle mit einer Belastung von mehr als 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz) oder einem MIIT (Intervalle mit einer Belastung von weniger als 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz) oder aber einer Kontrollgruppe ohne jegliches Training zugeteilt.
Alle Teilnehmenden erhielten zudem eine Ernährungsberatung zur Unterstützung der Gewichtsreduktion. Nach der zwölfwöchigen Trainingsphase verbesserten die Probandinnen und Probanden der HIIT-Gruppe ihre Herz-Kreislauf-Leistung und kardiometabolischen Risikomarker erwartungsgemäß am stärksten.
Doch auch bei der MIIT-Gruppe zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Leistungsfähigkeit und des kardiometabolischen Risikoprofils. Die Teilnehmenden der Kontrollgruppe ohne jegliches Intervalltraining konnten hingegen lediglich ihr Gewicht reduzieren.
Intensive Variante ist effektiver
„Wenn keine Kontraindikationen bestehen, empfehlen wir unseren Patienten die intensivere Variante HIIT, da diese effektiver ist. In jedem Fall sollte neben einer Ernährungsumstellung mit Reduktion der Kalorienzufuhr auch eine verstärkte körperliche Aktivität angestrebt werden, um das kardiometabolische Risikoprofil optimal zu verbessern“, sagt Dr. Reljic.
„Für Personen, die ein HIIT noch nicht umsetzen oder sich nicht für ein intensiveres Training motivieren können, kann MIIT eine gute Alternative oder eine vorbereitende Trainingsmodalität darstellen“, resümiert der Wissenschaftler. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Erlangen: Auch gemäßigte Bewegung hält gesund, (Abruf: 25.04.2021), Universitätsklinikum Erlangen
- Dejan Reljic, Fabienne Frenk, Hans J. Herrmann, Markus F. Neurath & Yurdagül Zopf: Effects of very low volume high intensity versus moderate intensity interval training in obese metabolic syndrome patients: a randomized controlled study; in: Scientific Reports, (veröffentlicht: 02.02.2021), Scientific Reports
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.