Mögliche Ursache für Hidradenitis Suppurativa (HS) entdeckt
Neueste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass ein Ungleichgewicht in der Darmmikrobiota eine bedeutende Rolle beim Fortschreiten von entzündlichen Hauterkrankung spielen könnte, vor allem bei Akne, Schuppenflechte (Psoriasis) und Hidradenitis Suppurativa (HS).
Forschende der Hacettepe Universität (Türkei) analysierten die Stuhlproben von 15 Personen mit HS sowie von 15 alters- und geschlechtsgleichen gesunden Personen, um Unterschiede in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms aufzudecken. Dabei zeigte sich, dass bestimmte Bakteriengattungen, die zu einer gesunden Darmflora gehören, bei den HS-Betroffenen seltener vorhanden waren. Die Ergebnisse wurden kürzlich auf dem Frühjahrssymposium der EADV 2021 vorgestellt.
Was ist Hidradenitis Suppurativa (HS)?
HS ist eine schmerzhafte, langfristige Hauterkrankung, die chronisch und schubweise verläuft und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigt. Sie ist gekennzeichnet durch schmerzhafte Entzündungen, Abszesse und Fistelbildungen. Häufig tritt die Erkrankung in der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter auf. Die Ursachen der Krankheit sind nicht bekannt.
Entsteht HS im Darm?
Das türkische Forschungsteam vermutet einen Zusammenhang mit dem Mikrobiom im Darm, also der Gesamtheit aller dort lebenden Mikroorganismen. Beim Vergleich mit der Darmflora von gesunden Personen wiesen HS-Betroffene weniger Bakterien in den drei Bakteriengattungen Clostridiales, Firmicutes und Fusicatenibacter auf. Die reduzierte Mengen dieser Bakterien sei ein Hinweis auf ein Ungleichgewicht in der Darmflora und biete die Grundlage für Entzündungsreaktionen im Körper.
Über die „Darm-Haut-Achse“
Bereits frühere Studien haben gezeigt, dass das Darm-Mikrobiom und die Haut intrinsisch miteinander verbunden sind und eine Abwehr gegen Krankheitserreger in der Umgebung bieten. Störungen in dieser als „Darm-Haut-Achse“ bezeichneten Verbindung stehen im Zusammenhang mit vielen entzündlichen und autoimmunen Hauterkrankungen wie beispielsweise Akne und Schuppenflechte (Psoriasis).
Auf diesen Erkenntnissen basierend versuchte die Arbeitsgruppe, das Darmmikrobiom von HS-Betroffenen zu charakterisieren, um herauszufinden, ob ein Ungleichgewicht im Darm eine Rolle bei der hohen Entzündungslast dieser Erkrankung spielen könnte. Risikofaktoren wie starkes Übergewicht und Rauchen können die Krankheit verschlimmern. Beide Faktoren wirken sich gleichzeitig negativ auf die Darmflora aus.
Ernährungsumstellung und probiotische Supplementierung
„Unsere Forschung liefert Beweise dafür, dass die Darm-Haut-Achse in das Fortschreiten dieser chronisch-entzündlichen Hauterkrankung involviert ist“, erläutert Dr. Neslihan Demirel Ogut aus dem Forschungsteam. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine Ernährungsumstellung und eine personalisierte probiotische Supplementierung für HS-Betroffene von Vorteil sein könnten, insbesondere da die Behandlungsmöglichkeiten für diese Personen begrenzt seien.
Wie hängen Haut und Darm zusammen?
Wie die Forschenden erklären, spielt die Darmmikrobiota eine entscheidende Rolle für die menschliche Gesundheit durch die Entwicklung der Immunantwort, die durch spezifische Wege und die Produkte des Stoffwechsels in Form von kurzkettigen Fettsäuren gesteuert wird. Bakterien im Darm, wie beispielsweise Firmicutes, produzieren diese Fettsäuren, die dafür sorgen, dass ein Gleichgewicht zwischen Immunzellen aufrechterhalten wird. Die Immunzellen unterdrücken wiederum Entzündungsreaktionen, die Krankheiten auslösen können.
Weitere Forschung notwendig
Jede Störung dieses Gleichgewichts, wie eine bei HS beobachtete reduzierte Population bestimmter Bakteriengattungen, kann eine unerwünschte Entzündungsreaktion auslösen, so die Arbeitsgruppe. Zusätzliche Forschung sei jedoch erforderlich, um die Zusammenhänge zwischen der Darmmikrobiota und dem übermäßigen Entzündungszustand bei HS-Betroffenen besser zu verstehen. (vb)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hacettepe Universität: The role of the gut microbiota in inflammatory skin diseases (veröffentlicht: 07.05.2021), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.