Verbesserte Behandlung von Herzinfarkten in Aussicht
Ein Team um den Leiter der kardiovaskulären Intensivmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Professor Dr. Andreas Schäfer, setzte jetzt erstmals in Europa eine neuartige Sauerstofftherapie zur Verringerung der Herzinfarktausdehnung ein. Das neue Behandlungsverfahren soll unter anderem helfen, vorzeitige Tode aufgrund eines Herzinfarktes zu verhindern.
Verminderte Herzleistung dank vorherigem Herzinfarkt
Jedes Jahr erleiden alleine in Deutschland mehr als 200.000 Personen einen Herzinfarkt. Obwohl es eigentlich eine gute medizinische Versorgung für die Betroffenen gibt, bleibt bei vielen Überlebenden trotzdem eine verminderte Leistung des Herzens zurück. Davon besonders häufig betroffen sind Menschen, welche einen schweren Herzinfarkt erlitten haben. Von diesen Personen entwickeln mehr als 30 Prozent eine Herzschwäche, und knapp die Hälfte stirbt innerhalb des Zeitraums der nächsten fünf Jahre.
Seit wann ist das neue Verfahren zugelassen?
Das neue Verfahren mit der Bezeichnung SuperSaturated Oxygen (SSO2) Therapie soll helfen die Herzinfarktausdehnung zu reduzieren. In den USA ist diese Form der Behandlung bereits länger zugelassen und in Europa bekam sie im Jahr 2020 eine Zulassung.
Verfahren reduziert Schäden am Herzmuskel
Laut Aussage der Fachleute wurden in der Medizinischen Hochschule Hannover bisher drei Personen mit Hilfe des neuen Verfahrens behandelt. Durch die Methode konnte tatsächlich eine Schädigung des Herzmuskels signifikant reduziert werden.
Hohe Sauerstoffkonzentration reduziert den Muskelzerfall
Ist der Blutfluss und damit auch die Sauerstoffversorgung zum Herzen gestört, entsteht ein Herzinfarkt. Trotz Behandlungsmöglichkeiten wie der Wiedereröffnung des Herzkranzgefäßes mit der Hilfe eines Herzkatheters erleiden viele betroffene Menschen irreversible Schäden an ihrer Herzmuskulatur, erklären die Fachleute der MHH.
Starke Schäden durch großen Vorderwandinfarkt
Mit der Hilfe von SSO2 kann Menschen geholfen werden, welche von der gefährlichsten Form des Herzinfarktes betroffen waren, dem großen Vorderwandinfarkt. „Diese gefährlichen Herzinfarkte schädigen das Herz oft so schwer, dass Patienten, die ihn überleben, aufgrund der großen Narbenbildung des Herzmuskels eine schwere Herzschwäche ausbilden“, erklärt Professor Schäfer.
Bessere Regeneration des Herzmuskels durch mehr Sauerstoff
Die SSO2-Therapie wird bei der Behandlung eines akuten Herzinfarkts eingesetzt, sofort nachdem das verschlossene Herzkranzgefäß durch einen Katheter wieder geöffnet wurde, berichtet der Experte. Die Therapie funktioniere, indem mit Hilfe eines Katheters durch Überdruck im Blut gelöster Sauerstoff direkt in den geschädigten Herzmuskel geleitet wird. Dieser Vorgang benötige etwa 60 Minuten Zeit. Der Muskel kann sich durch die erhöhte Sauerstoffkonzentration besser erholen, erläutert der Mediziner.
SSO2-Therapie reduziert Muskelzerfall und Narbenbildung
„Bisherige Studiendaten zur SSO2-Therapie zeigen, dass sie den Schaden für die Herzmuskulatur vermindert. Bei unseren ersten Patienten zeigte sich deutlich weniger Muskelzerfall als erwartet, die ausgebildeten Narben der Herzmuskulatur waren nur gering, und die Pumpleistung des Herzens zeigte keine relevanten Einschränkungen”, fasst Professor Dr. Johann Bauersachs von der MHH die Ergebnisse der SSO2-Therapie in einer Pressemitteilung zusammen. Die SSO2-Therapie verbessere den durch Sauerstoffmangel eingeschränkten Blutfluss der kleinsten Gefäße und vermindere dadurch die Herzmuskelschädigung. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Hochschule Hannover: MHH: Neue Sauerstofftherapie mindert Folgen von Herzinfarkt (veröffentlicht 19.05.2021), MHH
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.