Brustkrebs: Weitere Risikogene identifiziert
Fachleuten zufolge ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Wie bei den meisten Krebsarten sind auch beim Brustkrebs die eigentlichen Ursachen nicht bekannt. Bekannt sind jedoch einige Risikofaktoren wie hohes Lebensalter, hormonelle Situation oder ein ungesunder Lebensstil. Auch möglicherweise ererbte Risikogene können eine Rolle spielen. Forschende haben nun weitere Risikogene identifiziert. Ihre Ergebnisse liefern bedeutende Ergebnisse für die Diagnostik und die zielgerichtete Therapie von Brustkrebs.
Laut dem „ONKO Internetportal“ der Deutschen Krebsgesellschaft ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Über 70.000 Mal im Jahr stellen Ärztinnen und Ärzte aktuell die Diagnose „Mammakarzinom“ bei einer Frau, mehr als 17.000 Patientinnen sterben jährlich daran. Wenn auch die häufigste, so ist Brustkrebs in der Regel aber nicht die gefährlichste Krebsart bei Frauen. Rechtzeitig erkannt und behandelt, sind viele Erkrankungen heilbar. Helfen können dabei künftig womöglich auch die Erkenntnisse neuer Studien.
Zahlreichen Arten und Stadien von Brustkrebs
Wie das Universitätsklinikum Erlangen in einer aktuellen Mitteilung schreibt, hat die Erforschung von Brustkrebs in den vergangenen Jahrzehnten essenzielle Erkenntnisse hervorgebracht.
So ist etwa mittlerweile bekannt, dass das Mammakarzinom ein Überbegriff für viele verschiedene Subtypen der Erkrankung ist und dass sich der Krebs im Rahmen des Metastasierungsprozesses ständig verändert. Da es diese zahlreichen Arten und Stadien von Brustkrebs gibt, ist eine individuell auf jede Patientin zugeschnittene Behandlung erforderlich.
Einen wichtigen Baustein für eine verbesserte Diagnostik und die zielgerichtete Therapie von Brustkrebs haben internationale Forschungsverbunde unter Beteiligung der Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) des Universitätsklinikums Erlangen nun im Rahmen zweier Studien gefunden.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten Gene identifizieren, die im Fall einer vorliegenden Mutation die Eigenschaften von Tumoren beeinflussen können und das Brustkrebsrisiko signifikant erhöhen.
Erhöhtes Risiko durch Mutation
Bereits in den 1990er-Jahren entdeckten Forschende, dass durch eine vorliegende Mutation in den Genen BRCA1 und BRCA2 das Brust- und Eierstockkrebsrisiko steigt. Denn die jeweils nach dem Vorbild der beiden gesunden Gene gebildeten Proteine sind laut den Fachleuten maßgeblich daran beteiligt, Schäden an Zellen zu reparieren und damit auch die Entstehung von Krebs zu verhindern. Im Fall einer Mutation ist der Mechanismus zur Reparatur von Doppelstrangbrüchen jedoch gestört.
Wesentliche Auswirkungen auf die Behandlung
Dass Genmutationen auch die Tumoreigenschaften beeinflussen können, zeigten Forscherinnen und Forscher jetzt im Rahmen der groß angelegten PRAEGNANT-Studie in Kooperation mit der Mayo Clinic in Rochester (Minnesota, USA).
Für die in der Fachzeitschrift „Journal of Clinical Oncology“ der American Society of Clinical Oncology (ASCO) veröffentlichten Arbeit wurden die Daten von über 2.500 im PRAEGNANT-Register aufgenommenen Frauen mit metastasiertem Brustkrebs analysiert und mit Brustkrebspatientinnen der Mayo Clinic Breast Cancer Study (MCBCS) verglichen, bei denen der Krebs noch nicht gestreut hatte.
„Die Auswertung der erhobenen Daten ergab, dass bei Frauen mit metastasiertem Brustkrebs häufiger eine Mutation in den Genen BRCA1 und BRCA2 vorlag als bei Patientinnen ohne Metastasen“, erläutert Prof. Dr. Peter A. Fasching, Professor für Translationale Forschung an der Frauenklinik des Uni-Klinikums Erlangen und Mitautor der Studienpublikation.
Außerdem zeigt PRAEGNANT, dass Frauen mit triple-negativem Brustkrebs und BRCA1-Mutation häufiger Hirnmetastasen bildeten als Patientinnen ohne die Genveränderung. Obwohl die Prognose von Mutationsträgerinnen und Nichtmutationsträgerinnen mit metastasiertem Brustkrebs ähnlich war, haben Unterschiede in den Tumoreigenschaften wesentliche Auswirkungen auf die Behandlung und auf zukünftige Studien zu zielgerichteten Therapien.
Diagnostik verbessern
Vor einer Brustkrebstherapie muss ein Tumor jedoch erst einmal entdeckt werden und das möglichst in einem frühen Stadium. Hier kann die Analyse von Genen ebenfalls sinnvoll sein, vor allem dann, wenn Brustkrebs innerhalb einer Familie gehäuft vorkommt.
In einer weiteren großen internationalen Studie, die im Netzwerk des Breast Cancer Association Consortium (BCAC) entstand, konnten Forschende unter Erlanger Beteiligung neben den bisher bekannten Hochrisikogenen BRCA1 und BRCA2 jetzt weitere Gene identifizieren, darunter ATM (Ataxia teleangiectasia mutated), CHEK2 (Checkpoint kinase 2) und PALB2 (Partner and localizer of BRCA2).
Die Studie, die in der medizinischen Fachzeitschrift “The New England Journal of Medicine” veröffentlicht wurde, verdeutlicht darüber hinaus, welche Gene eine eher untergeordnete Rolle in der Risikobewertung spielen. Es ist dadurch möglich, Frauen und Männer aus vorbelasteten Familien künftig genauer und effizienter genetisch zu beraten.
„Die Identifizierung von Risikogenen ermöglicht es uns, die bisher gängige, aber sehr zeit- und kostenintensive ‚Gen-für-Gen‘-Sequenzierung durch die sogenannte Panel-Diagnostik zu ergänzen“, sagt Prof. Fasching.
„Dabei werden mehrere Gen-Sets gleichzeitig begutachtet. Die Studie verdeutlicht, welche Gene für die Aufnahme in diese Panels zur Vorhersage des Brustkrebsrisikos klinisch am nützlichsten sind.“
Wenn bei einem Menschen eine Genmutation festgestellt wird, kann er im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen engmaschiger kontrolliert werden. So steigen die Chancen, Krebs oder dessen Vorstufen frühzeitig zu entdecken. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Erlangen: Weitere Risikogene für Brustkrebs identifiziert, (Abruf: 25.05.2021), Universitätsklinikum Erlangen
- Peter A. Fasching et al.: Mutations in BRCA1/2 and Other Panel Genes in Patients With Metastatic Breast Cancer —Association With Patient and Disease Characteristics and Effect on Prognosis; in: Journal of Clinical Oncology, (veröffentlicht: 29.03.2021), Journal of Clinical Oncology
- Breast Cancer Association Consortium; Leila Dorling, Sara Carvalho, et al.: Breast Cancer Risk Genes - Association Analysis in More than 113,000 Women; in: The New England Journal of Medicine, (veröffentlicht: 20.01.2021), The New England Journal of Medicine
- Deutsche Krebsgesellschaft: Brustkrebs / Mammakarzinom, (Abruf: 25.05.2021), ONKO Internetportal
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.