Einschränkungsgefühl im Lockdown verhindert Erholung in der Freizeit
Die COVID-19-Pandemie hat bei vielen Menschen zu einer erhöhten Stressbelastung geführt, die auch im Zusammenhang mit vermehrt auftretenden psychischen Problemen gesehen wird. Stressabbau beziehungsweise Erholung ist daher aktuell besonders wichtig. Doch laut einer neuen Studie scheint die Erholung in der Freizeit durch die empfundenen Einschränkungen im Lockdown erheblich beeinträchtigt.
„Je mehr sich Menschen durch die bisherigen Lockdowns eingeschränkt fühlten, desto weniger konnten sie in ihrer Freizeit abschalten“, berichtet die Medizinische Universität Wien (MedUni Wien) von den Zwischenergebnissen der laufenden Studie, die gemeinsam von Forschenden der MedUni Wien, der FH Burgenland und der Universität Tampere in Finnland durchgeführt wird. Für den Stressabbau hat dies fatale Konsequenzen.
Pandemie-Auswirkungen auf die Psyche
Bereits unmittelbar nach dem ersten Lockdown zu Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 kamen erste wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Schluss, dass dieser zu einem Anstieg von Stress, Angst, depressiven Symptomen, Schlafproblemen, Reizbarkeit und Aggression geführt habe. Weitere Untersuchungen im Verlauf der Pandemie haben dies bestätigt, wobei die hohe Stressbelastung auch als Auslöser der psychischen Probleme bewertet wurde.
Stressabbau ist daher wichtig, um psychisch wohlbehalten durch die Pandemie zu kommen. Zu den wichtigsten Quellen der Erholung zählt dabei normalerweise die „frei verfügbare, verpflichtungslose Zeit“, berichtet die MedUni Wien. Diese diene nicht nur dem „Abschalten“, sondern auch das Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Zugehörigkeit könne in Freizeitaktivitäten ausgelebt werden.
Effekte auf Erholung und Wohlbefinden
Allerdings sind infolge der Pandemie – insbesondere der Lockdowns – auch Auswirkungen auf den Erholungswert der Freizeit zu erwarten. In ihrer Studie untersuchen die Forschenden daher den Effekt des Lockdowns zwischen dem 19. Januar und dem 07. Februar 2021 in Österreich auf die Erholung und das Wohlbefinden der Bevölkerung. Die jetzt veröffentlichte Zwischenauswertung der Studie beruht auf einer online durchgeführten Querschnittserhebung mit 1.216 Teilnehmenden, davon 731 Frauen.
Unterschiedliche Bewertung der Einschränkungen
Die Befragten bewerteten dabei die empfundenen Einschränkungen durch den Lockdown äußerst unterschiedlich. So fühlte sich rund ein Fünftel der Teilnehmenden (21 Prozent) durch den Lockdown gar nicht oder eher nicht eingeschränkt. Vierzig Prozent gaben an, dass sie den Lockdown eher einschränkend empfanden und 39 Prozent bewerteten diesen als sehr einschränkend.
Tendenziell stärker eingeschränkt fühlten sich jüngere Menschen, Studierende und Personen, die sich vermehrt Sorgen über ökonomische und soziale Auswirkungen der COVID-19-Pandemie machten, berichten die Forschenden. Zudem habe sich gezeigt, dass Menschen, die den Lockdown als einschränkend erlebten, deutlich häufiger erschöpft und gestresst waren. Sie hielten sich außerdem seltener an die Schutzmaßnahmen.
Freizeit weniger erholsam
„Die größere Häufung von Erschöpfung und Stress ist darauf zurückführen, dass die Freizeit als weniger erholsam erlebt wurde“, berichtet die MedUni Wien. Dies sei insbesondere auf die eingeschränkte freizeitbezogene Selbstbestimmung zurückzuführen, aber in einem geringeren Maß auch auf ein reduziertes Vermögen des „Abschaltens“ sowie ein geringeres Gefühl sozialer Verbundenheit.
„Wir konnten anhand der vorliegenden Zwischenauswertung zeigen, dass die Lockdown-bedingte Einschränkung der Freizeit unsere Möglichkeiten vermindert, Ermüdung und Stress im notwendigen Maße abzubauen“, resümiert Dr. Gerhard Blasche von der MedUni Wien.
Mit den Einschränkungen des Freizeitverhaltens müsse bei zukünftigen Lockdowns besonders achtsam umgegangen werden, um die psychischen Auswirkungen solcher Maßnahmen zu reduzieren, ergänzt Dr. Erwin Gollner von der FH Burgenland. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Universität Wien: Lockdowns: Gefühl der Einschränkung verringert den Erholungswert der Freizeit (veröffentlicht 27.05.2021), meduniwien.ac.at
- Gerhard Blasche, Lisbeth Weitensfelder, Jessica deBloom, Erwin Gollner: Studie über den Effekt des CoViD-19 assoziierten Lockdowns in Österreich auf Erholung und Wohlbefinden - Zwischenergebnisse auf Basis der ersten Befragung vom 19.1.-7.2.2021 (veröffentlicht 30.03.2021), meduniwien.ac.at (PDF)
Wichtiger Hinweis:
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