Untersuchung: Schadstoffe in plastikfreiem Einweggeschirr
Ab Anfang Juli sind in der Europäischen Union viele Einwegprodukte aus Plastik verboten. Schon seit einiger Zeit sind plastikfreie Alternativen aus Materialien wie Pappe oder Zuckerrohr erhältlich. Doch viele dieser To-go-Produkte enthalten gesundheitsgefährdende Schadstoffe wie potenziell krebserregende und andere bedenkliche Chemikalien.
„Viele Einwegplastikprodukte sind ab dem 3. Juli 2021 in der EU verboten. Dazu gehören etwa Trinkhalme, Rührstäbchen, Luftballonstäbe oder Einweg-Geschirr aus konventionellem Plastik und aus “Bioplastik”. Auch To-go-Becher und Einweg-Behälter aus Styropor dürfen in der EU nicht mehr produziert und in den Handel gebracht werden“, heißt es auf der Webseite der Bundesregierung. Für die künftig verbotenen Produkte gibt es zwar längst plastikfreie Alternativen, doch diese können mitunter der Gesundheit schaden.
Ungewünschte Stoffe in jedem zweiten Produkt
Wie der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in einer aktuellen Mitteilung schreibt, stecken in plastikfreiem Einweggeschirr aus Pappe, Palmenblättern oder Zuckerrohr häufig gesundheitsgefährdende Schadstoffe.
Zu diesem Befund kommt eine Untersuchung von vier europäischen Verbraucherorganisationen, die der europäische Verbraucherschutzverband BEUC veröffentlicht hat.
Über die Hälfte der getesteten Produkte (53 Prozent) enthielten demnach ungewünschte Stoffe über dem empfohlenen Richtwert, darunter auch potenziell krebserregende Stoffe sowie „ewige Chemikalien“, die über viele Generationen in der Umwelt verbleiben und die menschliche Gesundheit schädigen können.
Regeln für Alternativen schaffen
Der vzbv fordert nun eine grundlegende Überarbeitung der EU-Rahmenverordnung über Lebensmittelkontaktmaterialien. Nötig sind laut den Fachleuten klare Verbote für besonders schädigende Stoffe, ein Zulassungsverfahren für alle Materialien mit Lebensmittelkontakt sowie mehr Personal und Geld für die Lebensmittelüberwachung.
„Es ist gut, dass Einweggeschirr aus Plastik ab Juli verboten ist. Nun muss die Politik aber auch Regeln für die Alternativen aus Papier, Palmenblätter und Zuckerrohr schaffen“, so Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands.
„Schadstoffe haben im Einweggeschirr nichts zu suchen, egal, ob in Plastik oder Pappe. Aktuell haben Verbraucherinnen und Verbraucher keine Chance festzustellen, ob und wie stark plastikfreie Alternativen kontaminiert sind. Die EU muss ihre Regeln zu Lebensmittelverpackungen dringend nachschärfen, um Umwelt und Verbraucher besser zu schützen.“
Und: „Die Lebensmittelüberwachung muss in die Lage versetzt werden, unsichere Produkte schnell vom Markt nehmen zu können“, sagt Müller.
Krebserregend und gesundheitsschädigend
Getestet wurden insgesamt 57 Produkte in Frankreich, Dänemark, Italien und Spanien. In den Produkten wurden unter anderem Rückstände von Pestiziden, die nicht in der EU zugelassen sind, potenziell krebserregende Chlorpropanole sowie per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) gefunden.
Laut der Verbraucherzentrale werden PFAS eingesetzt, um Lebensmittelverpackungen Wasser-, Fett- und Schmutzabweisend zu machen. PFAS gelten als krebserregend und gesundheitsschädigend.
Problematische Produkte auch in Deutschland
Auch hierzulande sind solche problematischen Produkte auf dem Markt, wie Analysen der Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2020 sowie ein im Mai 2021 veröffentlichter Bericht europäischer Umweltorganisationen belegt haben. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Verbraucherzentrale Bundesverband: Schadstoffe in plastikfreien To-Go-Produkten, (Abruf: 31.05.2021), Verbraucherzentrale Bundesverband
- Bundesregierung: Einweg-Plastik wird verboten, (Abruf: 31.05.2021), Bundesregierung
- Verbraucherzentrale Bundesverband: BEUC-Bericht: Towards safe and sustainable food packaging, (Abruf: 31.05.2021), Verbraucherzentrale Bundesverband
- Chemisches- und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart: Papiertrinkhalme – Die unbedenkliche Alternative zu Kunststoff?, (Abruf: 31.05.2021), Chemisches- und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.