Erhöht die westliche Ernährung das Risiko für Leberkrebs
Die nicht-alkoholische Fettleber ist weltweit die häufigste Ursache für chronische Lebererkrankungen. Es wird angenommen, dass Betroffene mit einer Fettleber ein erhöhtes Risiko für bestimmte Formen von Leberkrebs haben. Ein amerikanisches Forschungsteam legt nun nahe, dass vor allem die Ernährung darüber entscheidet, ob aus einer Fettleber Leberkrebs entsteht.
Forschende der University of California San Diego School of Medicine zeigten im Mausmodell, dass die Ernährung eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Fettleber und Leberkrebs zu speilen scheint. Mäuse, die eine fett- und cholesterinreiche Nahrung nach dem Vorbild der westlichen Ernährungsweise erhielten, wurden mit höherem Risiko fettleibig sowie diabetisch und entwickelten zudem öfter eine Fettleber, Nierenerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Leberkrebs als eine Kontrollgruppe mit gesünderer Ernährung. Die Forschungsergebnisse wurden in dem Fachjournal „Cellular and Molecular Gastroenterology and Hepatology“ vorgestellt.
Fettleber führt nicht selten zu schweren Lebererkrankungen
Patientinnen und Patienten mit einer nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) haben ein höheres Risiko, eine Steatohepatitis (NASH) zu entwickeln, die zu schweren und chronischen Leberentzündungen, Fibrose und Leberschäden führen kann. Frühere Forschungen deuten darauf hin, dass diese Schädigungen mit einem erhöhten Risiko für Leberkrebs einhergehen, vor allem für das sogenannte Hepatozelluläre Karzinom (HCC).
Keine gängige Behandlung gegen Fettleber verfügbar
Abgesehen von Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensstils gibt es derzeit keine zugelassenen Behandlungsmethoden für Fettleber. In extremen Fällen ist eine Lebertransplantation die einzige Behandlungsmöglichkeit.
Warum entzündet sich eine Fettleber?
Die genauen Mechanismen, die dazu führen, dass eine Fettleber in manchen Fällen zu chronischen Entzündungen führt und in anderen Fällen nicht, wurden noch nicht ausreichend entschlüsselt. Die aktuellen Studienergebnisse legen nun nahe, dass die Ernährung in diesem Prozess eine entscheidende Rolle spielt.
Jede vierte Person in Deutschland hat eine Fettleber
Die Fettleber ist in Deutschland sowie in anderen westlichen Ländern weit verbreitet. Rund jede vierte Person leidet hierzulande an einer Fettleber – oftmals ohne dies zu wissen. Doch warum entwickeln ausgerechnet in reichen und westlichen Ländern so viele Menschen eine Fettleber?
Westliche Ernährung scheint Leberentzündungen zu begünstigen
Die Arbeitsgruppe überprüfte nun an Mäusen, welchen Einfluss die Ernährung bei der Entstehung der Fettleber hat. Sie zeigten, dass diejenigen Mäuse, die mit einer westlichen Ernährung gefüttert wurden, die reich an Kalorien, Fett und Cholesterin war, mit der höchsten Wahrscheinlichkeit fettleibig und diabetisch wurden. Sie entwickelten auch am häufigsten Leberentzündungen, Leberkrebs sowie chronische Nieren- und Herzerkrankungen.
Die Umstellung auf eine sogenannte cholesterinarme Chow-Diät, bei der die Kalorien aus Proteinen und Kohlenhydraten und nicht aus Fetten stammen, linderte die Leberfibrose der Mäuse und verlangsamte bei Mäusen mit Leberkrebs das Fortschreiten der Krankheit.
Ernährungsumstellung rettete das Leben der Mäuse
„Während die Mäuse, die weiterhin eine westliche Diät erhielten, eher Leberkrebs entwickelten und ein erhöhtes Sterberisiko hatten, überlebten 100 Prozent der Mäuse, die die Diät absetzten“, erläutert Studienautor Professor Dr. Debanjan Dhar. Dies deute darauf hin, dass Fettleber und Leberkrebs vermeidbare Krankheiten sind, deren Risiko durch die Art der Ernährung beeinflusst wird.
Bei Mäusen, die nicht mehr mit der westlichen Diät gefüttert wurden, dokumentierten die Forschenden auch eine Abnahme des Leberfetts und eine Verbesserung der Glukosetoleranz – ein Indikator für Diabetes. Auch mehrere Gene und Zytokine, die mit einer Fettleber in Verbindung stehen, kehrten zu normalen Aktivitäten und Funktionen zurück, berichtet die Forschungsgruppe.
Ernährung scheint Leber stärker als Gewicht zu beeinflussen
Darüber hinaus fand das Team um Dhar überraschenderweise heraus, dass die Umstellung der Ernährung einen stärkeren Effekt auf die Leber hatte, als das vorhandene Körpergewicht.
Lassen sich die Ergebnisse auf Menschen übertragen
Die Forschenden verglichen die Ergebnisse des Mausmodells mit den Datensätzen menschlicher Patientinnen und Patienten. Dabei stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass die Veränderungen der Genexpression, die in den Lebern der Mäuse beobachtetet wurden, in menschlichen Lebern ähnlich waren. Das Mausmodell stellt laut Dhar somit eine wichtige präklinische Plattform dar, um neue Medikamente und Behandlungsansätze bei Fettleber zu testen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- : Ganguly S, Muench GA, Shang L, Rosenthal SB, Rahman G, Wang R, Wang Y, Kwon HC, Diomino AM, Kisseleva T, Soorosh P, Hosseini M, Knight R, Schnabl B, Brenner DA, Dhar D, Non-alcoholic Steatohepatitis and HCC in a Hyperphagic Mouse Accelerated by Western Diet, Cellular and Molecular Gastroenterology and Hepatology (2021), cmghjournal.org
- University of California San Diego School of Medicine: Diet Plays Critical Role in NASH Progressing to Liver Cancer in Mouse Model (veröffentlicht: 01.06.2021), ucsdnews.ucsd.edu
Wichtiger Hinweis:
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