Vorhofflimmern: Katheterablation verbessert Erfolgschancen
Vorhofflimmern ist eine meist chronische Herzrhythmusstörung. Es ist nicht unmittelbar lebensbedrohlich, doch auf Dauer erhöht es das Risiko für Schlaganfälle. Durch verschiedene Behandlungen können die meisten Menschen trotz Vorhofflimmern ein normales Leben führen. Eine Katheterablation verbessert die Erfolgschancen.
Wie die Deutsche Herzstiftung auf ihrer Webseite erklärt, verfolgt die Behandlung von Vorhofflimmern mehrere Ziele: Die wichtigsten sind die Linderung der Beschwerden. Weil Vorhofflimmern das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, deutlich erhöht, sind Medikamente auch dann angezeigt, wenn Betroffene keine Beschwerden haben. Ein weiteres Ziel der Therapie ist die Steigerung der Belastbarkeit. Wenn Medikamente das Flimmern nicht beenden, hilft in vielen Fällen eine Katheterablation. Diese verbessert die Erfolgschancen.
Nicht alle verspüren Symptome
Das Herz rast oder stolpert, dazu kommen Schwindel, Luftnot und eine verminderte Leistungsfähigkeit: Bis zu zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an Vorhofflimmern, schreibt die Herzstiftung in einer aktuellen Mitteilung.
Nicht alle Betroffenen verspüren Symptome, doch die Herzrhythmusstörung birgt eine lebensbedrohliche Gefahr: Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden oder eine Herzschwäche zu entwickeln, ist bei Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern stark erhöht.
„Es ist daher wichtig, Vorhofflimmern frühzeitig zu erkennen und zu behandeln“, sagt der Herzspezialist Prof. Dr. med. Stephan Willems vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und erklärt: „Studien haben gezeigt, dass die Katheter-Ablation der medikamentösen Therapie hinsichtlich des langfristigen Erhalts des normalen Herzrhythmus überlegen ist.“
Katheterablation hat sich bewährt
Bei einem gesunden Herzen schlägt das Organ gleichmäßig: Herzkammern und Vorhöfe ziehen sich koordiniert zusammen und pumpen das Blut in regelmäßigen Stößen in die Blutbahnen. Taktgeber ist dabei der sogenannte Sinusknoten im rechten Herzvorhof: Dieser erzeugt elektrische Impulse, die über spezielle Nervenbahnen zunächst in die Vorhöfe und schließlich in die Herzkammern geleitet werden. Sie ermöglichen einen gleichmäßigen, koordinierten Herzschlag.
„Ist das Reizleitungssystem gestört, kommt es zu Herzrhythmusstörungen: Das Herz schlägt zu schnell, zu langsam oder es stolpert“, erläutert Willems, Rhythmologe und Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin in der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg.
Bei Vorhofflimmern gehen die zusätzlichen elektrischen Signale laut den Fachleuten meist von den Pulmonalvenen (Lungenvenen) aus. Zur Behandlung von Vorhofflimmern kommen oft frequenzregulierende Medikamente wie Betablocker oder Kalziumantagonisten zum Einsatz. Diese sorgen dafür, dass das Herz weder zu schnell noch zu langsam schlägt und lindern so die Symptome des Vorhofflimmerns – beseitigt wird die Herzrhythmusstörung nicht.
Sogenannte Antiarrhythmika hingegen haben zum Ziel, den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen und das Flimmern zu beenden. Langfristig hat sich vor allem die sogenannte Katheterablation bewährt.
Wie in der Mitteilung erklärt wird, werden dabei durch einen Eingriff per Katheter mittels Kälte, Hitze oder kleiner Stromstöße die Leitungspfade unterbrochen, die das Durcheinander der elektrischen Signale verursachen.
Gestörte Leitungspfade veröden
Bei der Katheterablation führt die Ärztin oder der Arzt einen feinen Kunststoffschlauch (Katheter) über die Leistenvene in den Körper und weiter über die große Hohlvene bis in den rechten Vorhof. Durch den Katheter lassen sich die gestörten Leitungspfade entweder mit hochfrequentem Strom (Hitze) oder auch mit Kälte veröden.
Damit der Eingriff punktgenau gelingt, erfolgte die Katheterablation in der Vergangenheit unter Röntgenkontrolle. Inzwischen gibt es zusätzlich computergestützte Systeme, die eine deutlich präzisere Verödung ermöglichen.
„Die moderne Hochfrequenzstrom-Ablation nutzt dreidimensionale Mapping-Systeme, die Störungen der elektrischen Erregung des Herzens computergestützt sehr präzise darstellen können“, so Willems. „Das reduziert die Strahlenbelastung und erhöht die Sicherheit und Effektivität.“
Katheterablation der medikamentösen Therapie überlegen
Den Angaben zufolge ist etwa jede zweite Katheterablation dauerhaft erfolgreich, das heißt, das Vorhofflimmern kehrt nicht zurück. Bei anfallsartigem Vorhofflimmern liegt die Erfolgsquote sogar bei etwa 70 bis 80 Prozent.
Bei Patientinnen und Patienten, die bereits länger unter anhaltendem Vorhofflimmern leiden, ist die Erfolgsquote zwar geringer, doch auch sie profitieren von den modernen Therapien: Je präziser die Vorhöfe durch die Mapping-Verfahren abgebildet werden, umso größer sind die Aussichten auf Erfolg.
„Insgesamt ist die Behandlung von Vorhofflimmern mit der Katheterablation effektiv, sicher und einer medikamentösen Therapie überlegen“, betont Willems. Entscheidend sei es, die Patientinnen und Patienten möglichst früh und multidisziplinär in spezialisierten Zentren zu behandeln. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Herzstiftung: Vorhofflimmern: Katheter-Ablation verbessert Erfolgschancen, (Abruf: 02.06.2021), Deutsche Herzstiftung
- Deutsche Herzstiftung: Behandlung von Vorhofflimmern: Medikamente helfen nicht jedem, (Abruf: 02.06.2021), Deutsche Herzstiftung
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.