Viruslast durch lokale Behandlung senken
Das Coronavirus SARS‐CoV‐2 vermehrt sich vor allem in den oberen Atemwegen. Die Ansteckungsfähigkeit ist unter anderem aus diesem Grund besonders hoch, selbst wenn die infizierte Person keine Symptome bemerkt. Eine neue lokale Sofort-Behandlung des Mund-Rachenraums mit physikalischem Plasma soll die Ansteckungsfähigkeit von Personen senken, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden. Zudem soll durch die Behandlung der weitere Krankheitsverlauf abgemildert werden.
Forschende des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP) in Greifswald, des Forschungszentrums Borstel, Leibniz Lungenzentrum (FZB) sowie des Leibniz-Instituts für Experimentelle Virologie (HPI) Hamburg entwickeln derzeit unter dem Projekttitel „PlasmaplusCorona (PPC) – Plasmabasierte Desinfektion des Respirationstraktes zur Senkung der SARS-CoV-2-Viruslast in vitro und in vivo“ eine technische Lösung zur lokalen Behandlung des SARS-CoV-2-infizierten Atemtraktes.
Ansteckungsfähigkeit senken und schwere Verläufe verhindern
Ziel des neuen Projektes des Leibniz-Instituts ist die Entwicklung einer plasmabasierten technischen Lösung zur lokalen Behandlung des Atemtraktes bei Virusinfektionen. Aus dem Projekt soll ein neues Medizinprodukt beziehungsweise ein neues Verfahren hervorgehen, welches die Krankheitsverläufe von Virusinfektionen sowie die Ansteckungsfähigkeit der Betroffenen mildert.
Früh intervenieren
Da sich SARS-CoV-2 überwiegend in den oberen Atemwegen vermehrt, kann es bereits zu einem Zeitpunkt ansteckend sein, bevor die infizierten Personen überhaupt Anzeichen einer Erkrankung bemerken. Eine frühzeitige Reduktion der Viruslast im Mund‐ und Nasen‐Rachenraum dieser Betroffenen soll laut dem Leibniz-Institut die weitere Verbreitung des Virus und gegebenenfalls auch einen schweren COVID-19-Verlauf der infizierten Person verhindern.
Plasma gegen Atemwegsinfektionen
Die Forschenden wollen zu diesem Zweck eine Behandlung mit physikalischem Plasma entwickeln. Das Gemisch besteht sowohl aus geladenen als auch aus ungeladenen Atomen und Molekülen. Zudem sind frei bewegliche Elektronen Bestandteil des Plasmas. Dieses entsteht beispielsweise, wenn ein Gas mit elektrischer Energie aufgeladen wird. Kalte Plasmen, die bei Temperaturen unter 40 Grad Celsius sowie unter Atmosphärendruck erzeugte wurden, werden bereits zur Unterstützung der Wundheilung eingesetzt. „Ihre Wirksamkeit gegen Mikroorganismen und Viren ist vielfach nachgewiesen“, betont das Leibniz-Team.
Von der Theorie in die Praxis
Die Forschenden wollen nun das theoretische Wissen in die klinische Praxis überführen. Dazu gehört unter anderem ein umfassender Wirksamkeitsnachweis von Plasmen gegen SARS-CoV-2 unter Berücksichtigung der spezifischen Anforderungen, die an eine solche Anwendung in einem klinischen Kontext zu stellen sind. Darüber hinaus sollen präklinische Untersuchungen zur lokalen Verträglichkeit solcher plasmabasierten Verfahren durchgeführt werden.
In dem Projekt wird die Expertisen dreier Leibniz-Institute gebündelt. Es wird mit insgesamt zwei Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Innerhalb von drei Jahren soll dabei das neue plasmabasierte Verfahren entstehen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V.: Physikalisches Plasma zur Bekämpfung von SARS-CoV-2 (veröffentlicht: 03.06.2021), idw-online.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.