Ganzjährige Gesundheitsgefahr durch Eichenprozessionsspinner
Eichenprozessionsspinner können für den Menschen ein ernstes Gesundheitsrisiko darstellen und immer wieder wurde in den vergangenen Jahren über Verletzte durch Eichenprozessionsspinner berichtet. In einer aktuellen Mitteilung warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), dass von Eichenprozessionsspinnern befallene Bereiche am besten das ganze Jahr gemieden werden sollten. Denn die allergieauslösenden Raupenhaare seien hier weiterhin vorhanden.
Von Eichenprozessions befallene Waldgebiete oder andere Areale (Campingplätze, Parks u.v.m.) können kaum noch von Spaziergängern genutzt werden, berichtet auch das Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI). Die allergieauslösenden Raupenhaare befinden sich nicht nur auf den Raupen, sondern ebenso in der Umgebung ihrer Pfade, ihrer Häutungsreste und ihrer Nester, die sie im Herbst zur Verpuppung bilden, und können eine langfristige Gefahr darstellen, warnt der BVKJ.
Stark gestiegene Verbreitung
Seit Mitte der 1990er Jahre ist das Vorkommen der Eichenprozessionsspinner in Deutschland stark gestiegen, wobei sich die Ausdehnung der Befallsgebiete und die Befallsstärke regional unterschiedlich darstellen, berichtet das JKI. Betroffen sein vor allem die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Welche Gesundheitsbeschwerden drohen?
Für den Menschen geht die Gefahr von den sogenannten „Spiegelhaaren“ der Eichenprozessionsspinner aus, die ab dem dritten Larvenstadium gebildet werden und das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. „Die Brennhaare können noch jahrelang das Nesselgift enthalten und allergische Hautreaktionen, Augenreizungen, Husten, Halsschmerzen, Fieber und in seltenen Fällen auch einen allergischen Schock auslösen“, warnt Dr. Monika Niehaus, Mitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sowie Kinder- und Jugendärztin aus Weimar.
Wer einmal Beschwerden aufgrund dieser Gifthaare hatte, sollte laut Aussage der Expertin eine wiederholte Berührung damit dringend vermeiden. „Denn dann können die Symptome verstärkt auftreten“, so Niehaus. „Die feinen 2 bis 3mm langen Haare können die Tiere in allen Stadien ausbilden. Sie brechen leicht ab, und der Wind kann sie bei trocken-warmem Wetter über weite Strecken verbreiten“, berichtet der BVKJ.
Der Fachverband empfiehlt daher auch, in Regionen, die Probleme mit dem Eichenprozessionsspinner haben, einen Pollenfilter im Auto zu verwenden und zudem bei freilaufende Haustieren wie Hunde zu bedenken, dass sie die Raupenhaare auf ihrem Fell mitbringen können.
Wie reagieren bei Kontakt?
„Sind Kinder versehentlich mit den Brennhaaren in Kontakt gekommen, sollten sie sich umgehend duschen und die Haare waschen“, rät Niehaus. Kleidung sollte wenn möglich außerhalb der Wohnräume ausgezogen und auf keinen Fall im Haus ausgeschüttelt werden, so die Expertin weiter. Ein heißer Waschgang in der Maschine helfe, die Härchen zu beseitigen (ca. 60° C). Sind die Augen betroffen, empfiehlt Dr. Niehaus diese mit Wasser auszuwaschen. Zeigen sich dennoch Problem, sei ein Arztbesuch angeraten.
Dem JKI zufolge sind die Eichenprozessionsspinner insbesondere für „Berufsgruppen wie Forst-, Straßenbau-, Baumpflege- bzw. Landschaftspflegebetriebe oder Schädlingsbekämpfungsfirmen“ ein hohes gesundheitliches Risiko. Im Siedlungsbereich seien die Eichenprozessionsspinner eine Gesundheitsgefahr, wenn sie zum Beispiel in Parkanlagen, auf Sport- und Spielplätze, Schulhöfe sowie entlang von Fahrrad- und Wanderwege vorkommen.
Ganze Waldbestände können absterben
Auch für befallene Bäume können die Eichenprozessionsspinner zur Gefahr werden. Wiederholter Kahlfraß sowie der Kombinationsfraß mit Raupen weiterer Schadschmetterlinge könne einzelne Bäume bis hin zu ganzen Waldbeständen absterben lassen, berichtet das JKI. Zudem würden die Bäume stark geschwächt, „so dass sie gegenüber anderen Stressfaktoren (z. B. Trockenheit) und Schadorganismen (z. B. Eichenmehltau, Eichenprachtkäfer) anfälliger sind.“ (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ): Eichenprozessionsspinner hinterlassen ganzjährig gefährliche Raupenhaare (veröffentlicht 02.06.2021), kinderaerzte-im-netz.de
- Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI): Eichenprozessionsspinner (Stand 03.06.2021), julius-kuehn.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.