Neue Strategie gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist zwar relativ selten, allerdings gilt der Pankreastumor als besonders bösartig und er ist für zahlreiche Krebstodesfälle verantwortlich. Forschende berichten nun über einen neuen Weg zur Bekämpfung dieser Krebsart.
Wie der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) auf seiner Webseite schreibt, erkranken jedes Jahr etwa 19.000 Menschen in Deutschland an Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom). Da in frühen Erkrankungsstadien eher selten Symptome auftreten, erhalten die meisten Betroffenen ihre Diagnose in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium. Die Therapie hängt von der Ausbreitung des Tumors sowie dem Gesundheitszustand des Patienten oder der Patientin ab. Nun berichten Fachleute über eine neue Behandlungsstrategie.
Einer der gefährlichsten und tödlichsten Tumore
Einer aktuellen Mitteilung des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zufolge zählt der Pankreastumor zu den gefährlichsten und tödlichsten Tumoren überhaupt – und wird deshalb besonders intensiv erforscht.
Jetzt hat ein Team um Prof. Sebastian Kobold von der Abteilung für Klinische Pharmakologie des LMU Klinikums München einen Weg gefunden, mit dem sich dieser Krebs zumindest im Labor effektiv bekämpfen lässt.
Die Ergebnisse der Forscherinnen und Forscher wurden vor kurzem in der Fachzeitschrift „Nature Biomedical Engineering“ veröffentlicht.
Geringe Überlebenschancen
Wer an einem Tumor der Bauchspeicheldrüse erkrankt, hat laut den Fachleuten noch immer geringe Chancen. Fünf Jahre nach der Diagnose leben nur noch zehn Prozent der Patientinnen und Patienten, allen Mühen der Medizin zum Trotz.
Davon nicht entmutigt, suchen Forschende weiter nach neuen Behandlungen, die die missliche Lage verbessern. „Die Immuntherapie wird da als heißes Eisen im Feuer gehandelt“, erklärt Sebastian Kobold, „und wir wissen aus vorklinischen Arbeiten, dass T-Zellen des Immunsystems auch sehr effektiv in der Tumorbekämpfung sein können.“
Mit Betonung auf „können“. Denn um zu wirken, müssen diese Abwehrzellen erst einmal das Tumorgebiet erreichen und es dann schaffen, zu den eigentlichen Krebszellen vorzudringen. Doch genau da liegt das Problem.
Denn wie in der Mitteilung erklärt wird, sind die Tumorzellen des Pankreas einerseits umgeben von einem schwer zu durchdringenden Stroma-Gewebe. Und andererseits senden diese Zellen einen Botenstoff namens CXCL16 aus.
Dieses CXCL16 lockt eine Gruppe von Immunzellen, die einen Angriff gegen den Krebs verhindern statt ihn loszutreten. Der Gruppe der T-Zellen, die den Tumor theoretisch bekämpfen können, fehlt jedoch der Rezeptor, der auf das CXCL16 Signal mit einem Angriff reagieren könnte.
T-Zellen mit gentechnischen Methoden verändern
Was also tun? Die T-Zellen mit gentechnischen Methoden so verändern, dass sie den fehlenden Rezeptor produzieren. Genau das hat das Forschungsteam um Kobold getan. Genutzt haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dafür die sogenannten CAR-T-Zellen.
CAR-T steht für „chimärer Antigenrezeptor in T-Zellen“. Der Name beschreibt die gentechnischen Veränderungen, die aus den T-Zellen aggressive Tumorkiller machen.
Damit die Immunzellen die Krebszellen identifizieren, basteln Fachleute mit gentechnischen Verfahren eine Art Antenne auf die Oberfläche der T-Zellen, die nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip ein ganz spezielles Molekül auf der Oberfläche der Tumorzellen erkennen. Mit Hilfe dieser Antenne spüren die aufgemotzten T-Zellen dann die Feinde auf, docken an sie an und zerstören sie letztendlich.
Um speziell die Zellen von Bauchspeicheldrüsentumoren anzupeilen, haben die Münchner Forschenden zusätzlich das Gen für den fehlenden Rezeptor in die CAR-T-Zellen eingebaut. Und zwar mit durchschlagendem Effekt: „In allen Laborversuchen“, so Kobold, „fanden die so ausgestatteten CAR-T-Zellen ihr Ziel und attackierten die Krebszellen von Pankreastumoren.“
Von ihren Erkenntnissen motiviert, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der langwierigen Vorbereitung klinischer Versuche begonnen. Zunächst einmal geht es darum, die angepassten CAR-T-Zellen so herzustellen, dass sämtliche Auflagen der Behörden eingehalten werden.
Parallel laufen auch die Vorbereitungen für klinische Studien, die für die Anwendung am Menschen unverzichtbar sind. „In ein paar Jahren“, erläutert der Mediziner, „wissen wir dann, ob sich unsere Hoffnungen auf eine neue Therapie gegen Pankreastumore erfüllen.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- LMU Klinikum München: Neue Strategie gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs, (Abruf: 06.06.2021), LMU Klinikum München
- Stefanie Lesch, Viktoria Blumenberg, […]Sebastian Kobold: T cells armed with C-X-C chemokine receptor type 6 enhance adoptive cell therapy for pancreatic tumours; in: Nature Biomedical Engineering, (veröffentlicht: 03.06.2021), Nature Biomedical Engineering
- Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums: Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom), (Abruf: 06.06.2021), Krebsinformationsdienst
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.