Sind die COVID-19-Impfstoffe auch für Kinder geeignet?
Impfstoffe für kleine Kinder könnten eine wichtige Rolle bei der zukünftigen Entwicklung der COVID-19-Pandemie spielen. Zwei Impfstoffe wurden jetzt in Modellversuchen für Säuglinge untersucht und lösten eine dauerhafte neutralisierende Antikörperreaktionen gegen SARS-CoV-2 aus, wobei keine unerwünschten Nebenwirkungen auftraten.
Der Moderna mRNA-Impfstoff und ein präklinischer proteinbasierter Impfstoffkandidat lösen dauerhafte neutralisierende Antikörperreaktionen gegen SARS-CoV-2 aus, so das Ergebnis einer Untersuchung unter Beteiligung von Forschenden der University of North Carolina at Chapel Hill und Weill Cornell Medicine. Die Studie wurde in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Science Immunology“ publiziert.
Warum ist es wichtig Kindern zu impfen?
„Sichere und wirksame Impfstoffe für kleine Kinder werden dazu beitragen, die Ausbreitung von COVID-19 zu begrenzen, denn wir wissen, dass Kinder das Virus auf andere übertragen können, egal ob sie an einer SARS-CoV-2-Infektion erkranken oder asymptomatisch bleiben”, berichtet Studienautorin Dr. Sallie Permar.
Kinder verdienen Schutz
„Darüber hinaus sind viele Kinder an der Infektion erkrankt und sogar gestorben, und noch viel mehr wurden durch die Maßnahmen, die zur Eindämmung der Ausbreitung ergriffen wurden, negativ beeinflusst. Daher verdienen kleine Kinder einen Schutz vor COVID“, fügt die Expertin hinzu.
Antikörper-Reaktionen hielten 22 Wochen an
Die starken neutralisierenden Antikörper-Reaktionen, welche durch die Impfstoffe in 16 Baby-Rhesus-Makaken ausgelöst wurden, hielten über einen Zeitraum von 22 Wochen an. Die Forschenden planen in diesem Jahr noch weitere Studien, um den langrfristigen Schutzeffekt der Impfstoffe zu analysieren.
Das Niveau der potenten Antikörper war vergleichbar mit dem, was in erwachsenen Makaken festgestellt wurde, obwohl die Dosen lediglich 30 Mikrogramm umfassten, statt der 100 Mikrogramm, welche in Dosen für erwachsene Tiere eingesetzt werden, so die Fachleute.
Starke T-Zell-Antworten begrenzen Schwere von COVID-19
„Bei dem Moderna-Impfstoff haben wir auch spezifisch starke T-Zell-Antworten beobachtet, von denen wir wissen, dass sie wichtig sind, um die Schwere der Erkrankung zu begrenzen“, erläutert Studienautorin Dr. Kristina De Paris in einer Pressemitteilung der UNC School of Medicine.
Um die SARS-CoV-2-Impfung von Säuglingen zu bewerten, immunisierten die Forschenden zwei Gruppen von acht Säuglings-Rhesusaffen im Alter von 2,2 Monaten und noch einmal vier Wochen später. Jedes Tier erhielt einen von zwei Impfstofftypen: eine präklinische Version des Moderna mRNA-Impfstoffs oder einen proteinbasierten Impfstoff, der vom Vaccine Research Center des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) entwickelt wurde, mit einem sogenannten Adjuvans von 3M, welches die Zellen über den Toll-like-Rezeptor 7 und 8 stimuliert, erläutert das Team.
Wie funktioniert mRNA-Impfstoff?
Der mRNA-Impfstoff liefert dem Körper die Anweisung, das Oberflächenprotein des Virus (Spike-Protein), zu produzieren. Der Impfstoff dringt nicht in den Zellkern ein, beeinflusst nicht die DNA und verbleibt nicht im Körper. Stattdessen weist der Impfstoff die Zellen an, das Spike-Protein zu bilden, und menschliche Immunzellen erkennen es und entwickeln Antikörper und andere Immunreaktionen, erklären die Fachleute.
Bei dem Impfstoff des NIAID handelt es sich um das eigentliche Spike-Protein, welches vom Immunsystem auf die gleiche Weise erkannt wird. Er ähnelt dem proteinbasierten Impfstoff von Novavax, von dem diese Woche berichtet wurde, dass er hochwirksam und sicher ist, so die Forschenden.
Beide Impfstoffe lösten ein hohes Ausmaß an sogenannten IgG-neutralisierenden Antikörpern gegen SARS-CoV-2 und Spike-Protein-spezifische T-Zell-Antworten – IL-17, IFN-g und TNF – aus. Diese werden als T-Helfer-1-Immunantworten bezeichnet, erläutert das Team.
Keine Gefahr für Säuglinge?
Wichtig sei, dass die Impfstoffe keine T-Helfer-Typ-2-Antworten auslösten, die für die Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Säuglingen nachteilig sein könnten. Solche Antworten können der Immunantwort gegen das Virus entgegenwirken. So hätten T-Helfer-2-Antworten in der Vergangenheit die Entwicklung von Impfstoffen bei Kleinkindern behindert, vor allem für das verbreitete Respiratory Syncytial Virus (RSV), berichten die Fachleute weiter.
„Wir haben im Blutplasma aller Makaken nach Anzeichen von T-Helfer-2-Antworten, wie IL4, gesucht, um sicher zu sein, dass keiner der Impfstoffe eine solche Reaktion hervorruft”, so Dr. De Paris. Dies sollte in Zukunft weiter untersucht werden, aber bis jetzt gebe es keine Hinweise darauf. Impfstoff-Tests bei kleinen Kindern seien derzeit bereits im Gange. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Carolina Garrido, Alan D. Curtis, Maria Dennis, Sachi H. Pathak, Hongmei Gao et al.: SARS-CoV-2 vaccines elicit durable immune responses in infant rhesus macaques, in Science Immunology (veröffentlicht 15.06.2021), Science Immunology
- UNC School of Medicine: Two COVID-19 Vaccines Show Safety, Strong Immunity in Infant Model (veröffentlicht 15.06.2021), UNC School of Medicine
Wichtiger Hinweis:
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